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Die Schweiz bei der Weltbank

Die Schweiz bei der Weltbank



Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) wurden 1944 im amerikanischen Bretton Woods gegründet. Zusammen bilden sie die Bretton-Woods-Institutionen.

Ihr Auftrag war es, nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau Europas voranzutreiben und stabile Währungen zu schaffen. Im Laufe der Zeit weitete sich das Tätigkeitsfeld der Weltbank auf Entwicklungs- und Schwellenländer aus. Heute besteht sie aus fünf Unterorganisationen, die zusammen die Weltbankgruppe bilden (siehe Abbildung 1).

Die Weltbankgruppe wie auch der IWF sind Sonderorganisationen der Vereinten Nationen und bestehen aus 189 Mitgliedsländern. Ihr Hauptsitz ist in Washington D.C.

Das Hauptziel der Weltbankgruppe ist die Bekämpfung der weltweiten Armut und Ungleichheit. Bis ins Jahr 2030 soll die extreme Armut auf 3 Prozent reduziert und der Wohlstand der ärmsten 40 Prozent der Bevölkerung erhöht werden. Die Weltbankgruppe unterstützt Entwicklungsländer in nahezu jedem Arbeitsbereich, indem sie ihnen günstige Kredite gewährt und technische Hilfe anbietet. Sie verpflichtet jährlich rund 60 Milliarden Dollar und trägt so als eine der weltweit grössten Geldgeberinnen für Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit zur Erreichung der internationalen Entwicklungsziele bei (siehe Abbildung 2).

Die Weltbankgruppe ist eine der wichtigsten Akteure der internationalen Entwicklungspolitik. Seit ihrer Gründung hat sie sich von einer Finanzierungsinstitution zunehmend zu einer Wissensorganisation entwickelt. Ihre Relevanz beruht heute nicht mehr allein auf der finanziellen Unterstützung, sondern auch auf der Vermittlung und dem Aufbau von Know-how in den Entwicklungsländern.

Oberstes Aufsichts- und Gestaltungsorgan der Weltbankgruppe ist der Gouverneursrat, der zweimal jährlich tagt und über die strategische Ausrichtung der Organisation entscheidet. Darin wird die Schweiz vom Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, Johann N. Schneider-Ammann, vertreten. Für das Tagesgeschäft, zu welchem etwa Kreditvergaben, Finanzfragen und Projekte gehören, ist das Exekutivdirektorium, bestehend aus dem Präsidenten Jim Yong Kim und 25 Exekutivdirektoren, zuständig. Die grössten Aktionäre stellen jeweils einen eigenen Direktor – derzeit sind das die USA, Japan, China, Deutschland, Grossbritannien und Frankreich. Die anderen Direktoren vertreten die restlichen Mitglieder, die sich zu Stimmrechtsgruppen zusammenschliessen.

Die Schweiz ist seit 1992 Aktionärin der Weltbankgruppe. Mit rund 700 Millionen Franken Beitrag an die IDA , dem Fonds für die ärmsten Länder, ist die Schweiz neuntgrösste Geldgeberin und damit eine gewichtige Partnerin der Weltbankgruppe. Sie unterstützt zudem durch Kofinanzierungen ausgewählte Entwicklungsprojekte der Organisation. Die bedeutende Rolle der Schweiz innerhalb der WBG widerspiegelt sich auch in der Leitung einer der 25 Stimmrechtsgruppen, zu der nebst der Schweiz die acht Länder Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisische Republik, Polen, Serbien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan gehören. Der Einsitz in den Verwaltungsgremien erlaubt es der Schweiz, aktiv den Kurs der Weltbankgruppe mitzubestimmen, und gibt ihr hohe Visibilität.

Zitiervorschlag: Philipp Orga (2017). Die Schweiz bei der Weltbank. Die Volkswirtschaft, 25. Juli.