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Das Bildungssystem entwickelt sich mit der Digitalisierung

Das Schweizer Bildungssystem ist angesichts der Digitalisierung gut gerüstet. Damit die Schweiz bei der Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien weiterhin ganz vorne mithalten kann, müssen die Anstrengungen aber verstärkt werden.
Internetanschluss und Tablet genügen nicht – es braucht auch Lehrmittel und qualifizierte Lehrer. (Bild: Keystone)

Die digitalen Technologien stellen das Bildungssystem auf die Probe: Die Kompetenzen der Bevölkerung müssen kontinuierlich weiterentwickelt werden, wenn die Schweiz bei der Entwicklung und der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) weiterhin zu den leistungsfähigsten Ländern gehören will. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat am 5. Juli 2017 den vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) erarbeiteten «Aktionsplan Digitalisierung im BFI-Bereich in den Jahren 2019 und 2020» zur Kenntnis genommen. Wie der Bericht zeigt, ist es bisher dank des differenzierten, komplementären und durchlässigen Bildungssystems gelungen, die Herausforderungen des digitalen Wandels erfolgreich zu bewältigen und die Anforderungen des Arbeitsmarktes zu erfüllen. Diese Anstrengungen sollten fortgesetzt und intensiviert werden.

Die Digitalisierung verändert die vom Arbeitsmarkt nachgefragten Kompetenzen und Qualifikationen. In praktisch allen Branchen sind vermehrt digitale Skills verlangt – gleichzeitig entstehen vollkommen neue Berufe. Die am Arbeitsmarkt angebotenen Qualifikationen sollten auch in Zukunft möglichst gut auf die Nachfrage abgestimmt sein.

Die Herausforderung besteht darin, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene ICT- und Querschnittkompetenzen erwerben, um erfolgreich am wirtschaftlichen wie auch am sozialen, politischen und kulturellen Leben teilhaben zu können. Sehr wichtig ist auch die Sensibilisierung für die Risiken im Zusammenhang mit der Nutzung der neuen Technologien. Das Bildungssystem sollte diese Kompetenzen alters- und zielgruppenadäquat auf allen Bildungsstufen und in allen Bildungsgängen vermitteln.

Im internationalen Vergleich schneiden die Schweizer ICT-Fachkräfte sowohl in Bezug auf das Angebot als auch auf ihre Qualifikation gut ab. Allerdings deutet eine steigende Nachfrage auf einen zunehmenden Fachkräftemangel hin. Hier muss das Bildungssystem mithelfen, den benötigten Nachwuchs zu sichern. Entscheidend ist, das Interesse der Kinder und Jugendlichen an den sogenannten Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) früh genug zu wecken. Dabei braucht es aber nicht nur ICT-Spezialisten, denn die Digitalisierung wirkt sich auf fast alle Berufe aus.

Der Berufsbildung ist es bisher dank dem engen Bezug zum Arbeitsmarkt gelungen, den digitalen Wandel zu bewältigen. Die Stärke des Systems liegt darin, dass die Wirtschaft die erforderlichen Kompetenzen für einen Beruf definiert und kontinuierlich weiterentwickelt.

Eine zentrale Rolle spielt auch die Weiterbildung. Seit dem Inkrafttreten des Weiterbildungsgesetzes Anfang 2017 kann der Bund künftig die Eigeninitiative von Privatpersonen unterstützen – etwa im Bereich der Förderung der Grundkompetenzen. Im November 2017 hat der Bundesrat zudem Massnahmen verabschiedet, mit denen die Kompetenzen gering qualifizierter und insbesondere älterer Arbeitnehmender gefördert werden sollen.

Vorteile der Digitalisierung ausschöpfen


Die Digitalisierung verändert den Kontext des Lehrens und Lernens von Grund auf. Die digitalen Medien bieten den Lernenden vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Um die Vorteile der ICT bestmöglich zu nutzen, braucht es gute Rahmenbedingungen.

Die Schweizer Schulen sind in digitaler Hinsicht gut ausgerüstet. Aber die vorhandene Infrastruktur könnte noch besser genutzt werden: Es genügt heute nicht mehr, Geräte zur Verfügung zu stellen und einen Internetanschluss einzurichten. Zwingend sind auch eine stabile, schnelle und sichere Verbindung sowie der garantierte Zugang zu digitalen Diensten. Ausserdem müssen die Lehr- und Lernressourcen an die Herausforderungen der Digitalisierung angepasst sein. Schliesslich gilt es auch die Lehrpersonen zu schulen, damit sie über die notwendigen Kompetenzen verfügen. All dies setzt eine verstärkte Koordination zwischen den verschiedenen Bildungsstufen und den beteiligten Akteuren voraus.

Persönliche Daten schützen


Während des Lehr- und Lernprozesses wird eine enorme Datenmenge produziert. Lehrpersonen, Schulleiter, Behörden, aber auch Forscher sollten darauf Zugriff haben, um etwa die Lehrmethoden und die Lernbegleitung stetig zu verbessern. Mit den digitalen Daten sind jedoch auch Sicherheits- und Datenschutzrisiken verbunden. So könnten Daten etwa völlig unbemerkt abgezweigt oder manipuliert werden.

Besonders gross ist die Gefahr, wenn Software und Server persönliche Daten zur Identifikation der Nutzer verlangen. Hier muss der Datenschutz wasserdicht sein: Persönliche Daten müssen sowohl bei der Erhebung, der Bearbeitung, der Nutzung als auch bei der Aufbewahrung sicher und vor Missbrauch geschützt sein.

Zitiervorschlag: Johannes Mure, Barbara Montereale, (2017). Das Bildungssystem entwickelt sich mit der Digitalisierung. Die Volkswirtschaft, 21. Dezember.