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Ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement bei der Migros

Bei der Migros ist man sich seit Jahren bewusst, dass ein funktionierendes Absenzenmanagement Vorteile für alle Beteiligten hat, gerade für eine frühe Fallbetreuung. Bereits im Sommer 1999 haben einige Migros-Betriebe im Rahmen eines Projektes ein Absenzenmanagement für das Unternehmen entwickelt, das inzwischen in dieser oder ähnlicher Form von zahlreichen weiteren Migros-Unternehmen angewendet wird. Informationen aus dem Absenzenmanagement sind für eine nachhaltige, systematische Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes unerlässlich.

Gespräche als Grundlage von Massnahmen


Beim Absenzenmanagement der Migros werden sämtliche Absenzen ab erstem Tag erfasst und in monatlichen Absenzlisten ausgedruckt. Diese dienen als Grundlage für die «Kümmernoder Stufengespräche» mit den Mitarbeitenden. Diese Gespräche unterscheiden sich bezüglich Inhalt, Struktur und Verbindlichkeit. Allen gemeinsam ist aber das Ziel, zusammen mit den betroffenen Mitarbeitenden eventuelle Ursachen für ihre Fehlzeiten zu analysieren, mögliche Lösungen zu diskutieren, Massnahmen auszulösen und die Mitarbeitenden möglichst schnell wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Für diese anspruchsvolle Aufgabe werden die direkten Vorgesetzten permanent geschult.

Nicht nur Betroffene und Unternehmen profitieren


Der Gewinn des Absenzenmanagements zeigt sich nicht allein bei der Senkung der Absenzen, sondern auch bei der Senkung der direkten krankheitsbedingten Kosten, wie Lohnersatzleistungen und Krankentaggeldprämien. Auch die indirekten Krankheitskosten, welche von der Suva auf das Zweibis Fünffache der direkten Kosten geschätzt werden, können in der Folge nachhaltig gesenkt werden.  Das Engagement des Arbeitgebers zahlt sich aber nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die betroffenen Mitarbeitenden und die Gesellschaft aus. Denn eine 45-jährige Person, die krankheitsbedingt invalid wird, kostet bis zum Eintritt ins AHV-Alter allein durch die IV-Rente (ganze Rente) rund 500000 Franken. Dieser Betrag wird durch die erwerbsfähige Bevölkerung getragen. Ein etwa gleich hoher Betrag fällt bei der Pensionskasse an!  Am wichtigsten jedoch ist, dass die betroffenen Mitarbeitenden wieder in den Arbeitsprozess integriert werden, eine Tagesstruktur haben und einen Beitrag für den Unternehmenserfolg leisten können, für den sie honoriert werden. Das stärkt das Selbstwertgefühl. Vom Absenzenmanagement profitieren also nicht nur das Unternehmen und die betroffenen Mitarbeitenden – auch die Pensionskasse und die Invalidenversicherung werden entlastet. Damit leisten die Migros-Unternehmen einen wichtigen und nachhaltigen Beitrag für die Gesellschaft.

Vorteile des Absenzenmanagements


– Dank Absenzenmanagement ist eine frühzeitige Fallbetreuung möglich. – Die Leistungen der Versicherung wie Taggeld, vertrauensärztliche Untersuchungen und Beizug von Case Managern stehen ohne Wartefrist zur Verfügung. – Die frühzeitige Koordination zwischen Arbeitgeber, Versicherten, Ärzten und verschiedenen Leistungserbringern ist entscheidend für die erfolgreiche Integration. – Durch frühzeitige Erkennung und professionelles Case Management in Zusammenarbeit mit der Versicherung kann die Zunahme der IV-Neurenten reduziert werden. – Das Risiko für Langzeitfälle kann dank elektronisch gestützter Analysen auch bei gehäuften Kurzabsenzen erkannt und rechtzeitig aktiv beeinflusst werden.  – Dank EDV-gestützter Umsetzung können die Kosten für die Administration tief gehalten und eine systematische, einheitliche und faire Mitarbeiterbetreuung kann umgesetzt werden. m

Zitiervorschlag: Rolf Simon, Ruth Hermann, (2005). Ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement bei der Migros. Die Volkswirtschaft, 01. Oktober.