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Für mehr Wettbewerb und Eigenverantwortung der Schulen

Für mehr Wettbewerb und Eigenverantwortung der Schulen

Die Wirtschaft begrüsste den Entscheid des Bundesrates, die Kredite für Bildung, Forschung und Innovation in den Jahren 2008-2011 jährlich um 6% wachsen zu lassen. Mit einem Budgetvolumen von 21,2 Mrd. Franken (plus 3,3 Mrd. Fr. gegenüber 2004-2007) sollte es bei gezieltem Einsatz möglich sein, die Bedürfnisse von Grundlagenforschung, angewandter Forschung, Hochschulen und Berufsbildung abzudecken. Damit rücken die qualitativen Aspekte der BFI-Botschaft in den Vordergrund. Diese müsste deshalb auch aufzeigen, wohin die Reise in einem zunehmend internationalisierten Bildungs- und Wissenschaftsumfeld gehen soll. Welche Entscheide stehen dabei auf strategisch-programmatischer Ebene an?

Subsidiäre Rolle des Bundes in der Bildung – Primus in der Forschung


Erfolgreiche Schulen gedeihen nur in einem wettbewerblichen Umfeld. Das setzt selbstverantwortliche, autonome Institutionen voraus, die eigene Ziel- und Organisationsentscheide treffen können. Nach der Annahme des revidierten Bildungsartikels von 2006 müsste klargestellt werden, dass sich die Rolle des Bundes als subsidiärer Geldgeber auf die Festlegung der essenziellen Rahmenbedingungen beschränkt. Dazu gehören die Regelung des Zusammenwirkens zwischen Bund und Kantonen in Sachen Qualität und Durchlässigkeit, die Umschreibung einer einheitlichen Hochschulfinanzierung und die Definition jener subsidiären Massnahmen, die der Bund beim Versagen der gemeinschaftlichen Koordination ergreifen kann. Alles andere sollte dem Wettbewerb bzw. den Schulen überlassen werden. Für die von ihm geregelten (Berufsbildung, Fachhochschulen) oder von ihm mitgesteuerten Bildungsbereiche (universitäre Hochschulen) muss der Bund eine verlässliche und gesetzeskonforme Grundfinanzierung sicherstellen. Das gilt ebenso für die Forschung, für welche der Bund die Hauptlast trägt. Im Lichte der negativen Erfahrungen mit den Entlastungsprogrammen müssen Lösungen (z.B. verbindliche Mehrjahresbudgets) gefunden werden, welche Bildung und Forschung aus den willkürlichen jährlichen Budgetschwankungen heraushalten. Ein wettbewerbsorientiertes Hochschulsystem braucht eine entsprechende nachfrageorientierte Hochschulfinanzierung. Mit der Einführung von Bologna muss deshalb die Frage nach der Rolle der Studiengebühren endlich geklärt werden, zumal der Ausländeranteil auf der Master- und Doktoranden-Stufe erheblich ist. Studiengebühren sind nicht nur ein Mittel zur Beschaffung zusätzlicher Einnahmen für die Hochschulen, sondern auch ein Element des künftigen internationalen Hochschulwettbewerbs.

Positionierung in der internationalen Hochschullandschaft


Die Innovationsstärke einer Volkswirtschaft liegt nicht zuletzt auch in der Qualität ihrer Hochschulen. Nicht alle der über 60 schweizerischen Hochschulen haben das Potenzial, um in der Weltliga der Hochschulen mitspielen zu können. Die Schweiz braucht deshalb Hochschulen mit globaler, europäischer und regionaler Ausstrahlung. Die Hochschulfinanzierung des Bundes muss genügend flexibel sein, um eine solche Differenzierung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang ist die Exzellenz-Initiative der deutschen Bundesregierung ein bemerkenswertes Beispiel, das zum Nachdenken anregt. Grundsätzlich sollen sich die Hochschulen zwischen den Eckpfeilern «Teaching University» auf der einen und Forschungsuniversität auf der anderen Seite selbst positionieren können. Dazu ist es erforderlich, dass der heutige gesetzliche Leistungsauftrag der Fachhochschulen je nach Typus flexibler gehandhabt werden kann.  Die neue Hochschullandschaft verlangt eine klare und einfache Organisationsstruktur. Dabei ist zwischen der Steuerung der einzelnen Hochschule und der Steuerung des Gesamtsystems klar zu unterscheiden. Letztere hat sich auf die Fortentwicklung günstiger Rahmenbedingungen für erfolgreiche Hochschulen anhand klar geregelter Kompetenzen zu beschränken. Weitere Institutionen zur Steuerung der Forschungs- und Innovationstätigkeit braucht es nicht.

Austausch zwischen Hochschulen und Wirtschaft intensivieren


Förderphilosophie und Spielregeln von Nationalfonds und KTI – als wichtigste nationale Akteure der Forschungsförderung – haben sich bewährt. Hingegen muss die Frage des Zusammenspiels zwischen nationalen Forschungsschwerpunkten und Kompetenznetzwerken der Fachhochschulen besser geregelt werden. Die politisch gesteuerten Nationalen Forschungsprogramme lassen sich – neben der Ressortforschung – nicht mehr begründen. Der Wissens- und Technologietransfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft ist weiter zu intensivieren, vor allem um die KMU noch stärker in kooperations- und netzwerkbasierte Innovationen einzubinden. Schliesslich muss die Bereitstellung der finanziellen Mittel für die Lancierung neuer, zukunftsweisender Programme wie die Systembiologie möglich sein.

Zitiervorschlag: Rudolf Walser (2007). Für mehr Wettbewerb und Eigenverantwortung der Schulen. Die Volkswirtschaft, 01. Januar.