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Emissionshandel – der Weg der Zukunft

Die Reduktion der CO2-Emissionen ist ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie von Holcim. Der Konzern hat sich freiwillig verpflichtet, die spezifischen Netto-CO2-Emissionen pro Tonne Zement bis 2010 konzernweit um 20% gegenüber 1990 zu senken. Holcim beteiligt sich zudem am Clean Development Mechanism des Kyoto-Protokolls, in dessen Rahmen Projekte zur CO2-Emissionsreduktion in Entwicklungsländern umgesetzt werden. Holcim Ltd ist einer der weltweit führenden Anbieter von Zement und Zuschlagstoffen (Schotter, Kies und Sand), einschliesslich weiterer Geschäftsaktivitäten wie Transportbeton und Asphalt inklusive Serviceleistungen. Der Konzern ist in mehr als 70 Ländern auf allen Kontinenten vertreten.

Holcim ist der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist dabei ein zentrales Thema. Der Emissionshandel ist ein wirksames Instrument, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – vorausgesetzt, er ist effektiv konzipiert und setzt die richtigen Anreize.

EU-Emissionshandel – ein grundsätzlich funktionierendes System


Holcim begrüsst das Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU-ETS), dem 27 Werke und Installationen des Konzerns unterstellt sind. Es schafft Sicherheit über die zu erreichenden Ziele und baut dabei auf Marktmechanismen, um diese effektiv und kostengünstig zu erreichen. Das System bietet Vorteile gegenüber einer Steuer, die zwar Klarheit in Bezug auf die Kosten, aber keine bestimmte Emissionsreduktion garantiert. Der Emissionshandel ist ein politischer Erfolg der EU. Emissionen sind zu einem wirtschaftlichen Faktor geworden, der Markt ist etabliert und funktioniert weit gehend. Beobachtete grosse Preisschwankungen sind hauptsächlich durch temporäre Informationsdefizite im Markt bedingt. Diese anfänglichen Probleme werden sich durch die weitere Entwicklung des Marktes lösen. Für Holcim ist wichtig, dass CO2 einen monetären Wert erhalten hat. Dieser bewirkt, dass Unternehmen Emissionen in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen und bis anhin externe Kosten internalisiert werden. Bessere und effizientere Technologien erhalten dadurch einen finanziellen Vorteil gegenüber etablierten Technologien. Dies setzt allerdings einen fairen Wettbewerb im Umweltbereich im Sinne gleich langer Spiesse für alle Branchen voraus.  Neben dem funktionierenden Markt hängt ein effizientes Emissionshandelssystem jedoch von zwei weiteren Faktoren ab: der Gesamtzahl der Emissionszertifikate, die der Industrie zugeteilt wird, und der Methode, wie diese Zertifikate auf die Unternehmen verteilt werden. Hier liegen für Holcim die Schwierigkeiten des EU-ETS. Welches ist die richtige Menge Zertifikate? In der ersten Phase (2005-2007) wurden eindeutig zu viele ausgegeben. Das Überangebot verhinderte Emissionsreduktionen und hatte eher tiefe Preise zur Folge. In der zweiten Phase (2008-2012) sind weniger Zertifikate vorgesehen, was effektive Emissionsreduktionen und höhere Preise erwarten lässt.

Falsche Anreize durch «Grandfathering»


Die Hauptproblematik ist aber: Nach welcher Methode sollen die Zertifikate verteilt werden? In der ersten Phase wurden die Emissionszertifikate auf der Basis von historischen Emissionsmengen zugeteilt (Grandfathering) und nicht aufgrund von Effizienzkriterien (Benchmarking). Das angewendete Allokationsprinzip begünstigt damit alte und ineffiziente Produktionsanlagen. Neue, effizientere Installationen erhalten hingegen vergleichsweise weniger Zertifikate und werden benachteiligt. Das Grandfathering-System setzt falsche Anreize und wirkt kontraproduktiv. Damit sich ein effektives Emissionshandelssystem mit den richtigen Anreizen etablieren kann, müssen aus Sicht von Holcim folgende Voraussetzungen erfüllt sein: – Das Allokationsverfahren soll sich für jeden Industriesektor nach der Produktionseffizienz und nicht nach historischen Emissionsmengen richten.  – Pro Industriesektor braucht es ein langfristiges Effizienzziel mit einem Planungshorizont zwischen 25 und 35 Jahren. Die Zuteilung der Emissionszertifikate ist schrittweise – z.B. für jeweils fünf Jahre – vorzunehmen, bis das Effizienzziel erreicht ist. – Die einzelnen Emissionsreduktionsziele müssen sich nach den technischen und wirtschaftlichen Potenzialen richten.  – Etablierte Emissionsmärkte sind untereinander zu verkoppeln, sodass ein globales System entstehen kann.  Werden die Kinderkrankheiten des EU-ETS entsprechend behoben, kann der Markt als wichtiges Instrument bei der Reduktion von Emissionen spielen. Weitere Regulierungen werden sich dann weit gehend erübrigen.

Zitiervorschlag: Bruno Vanderborght (2007). Emissionshandel – der Weg der Zukunft. Die Volkswirtschaft, 01. September.