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Klimastrategie der Weltbank: Eine Chance für Schweizer Know-how

Der Klimawandel hat Folgen wie Dürre, Überschwemmungen, Hurrikane und sinkende landwirtschaftliche Produktivität. Davon besonders hart betroffen sind die ärmsten Bevölkerungen unseres Planeten. Den klimatischen Risiken stark ausgesetzt sind sie nicht nur aufgrund der Wohnverhältnisse und des tiefen Einkommensniveaus, sondern auch aufgrund schwacher Institutionen und der Abhängigkeit von sensiblen Sektoren. Der Klimawandel droht somit, die Fortschritte in der Armutsbekämpfung der letzten Jahre zunichte zu machen. Das Wirtschaftswachstum hat vermehrte Emissionen zur Folge. Gemäss Schätzungen hat ein Wirtschaftswachstum von 1% des BIP pro Einwohner eine Zunahme von 1% an Treibhausgasemissionen zur Folge. Vgl. Independent Evaluation Group, Phase I - An Evaluation of World Bank Win-Win Energy Policy Reforms, Washington DC, 2008, S. VI. Mit Blick auf die Armutsreduktion und die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ist der Einsatz gegen den Klimawandel unabdingbar.



Die Weltbank hat den Einsatz gegen den Klimawandel zu einem Hauptpfeiler ihres Entwicklungsauftrags erklärt. Im Rahmen der Bonner Konferenz von 2004 hatte sie schon beschlossen, ihre Finanzmittel im Bereich der erneuerbaren Energien zu erhöhen: für Solarenergie, Geothermie, Biomasse sowie Wasserkraftwerke (<_10 MW). Das Ziel, ihr Portfolio im Bereich Energieeffizienz um jährlich 20% zu erhöhen, hat sie zwischenzeitlich sogar übertroffen. Mitte Oktober 2008 wurde den Gouverneuren ein strategischer Rahmen für Klimawandel und Entwicklung (Strategic Framework for Climate Change and Development, SFCCD2) präsentiert. Die Neuausrichtung beinhaltet die Förderung erneuerbarer Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz Für mehr Informationen siehe World Bank, Catalyzing Private Investment for a Low-Carbon Economy. World Bank Group Progress on Renewable Energy and Energy Efficiency in Fiscal 2007, Washington DC, 2008. sowie die Förderung des CO2-Emissionshandels (Carbon Finance). Beim SFCCD baut die Weltbank auf den Erfahrungen des Clean Energy Investment Framework (Ceif)4, das 2005 lanciert worden war, nachdem die G8 in Gleneagles an die Weltbank appelliert hatte, ihr Engagement im Bereich des Klimawandels zu verstärken (siehe Kasten 1 Das Ceif basiert auf drei Säulen: – Verbesserter Zugang zu Energie, insbesondere in Afrika südlich der Sahara; – Übergang zu weniger CO2-intensiven Wirtschaftsformen; – Anpassung an den Klimawandel. Die Umsetzung von Ceif ist auf guten Wegen. So hat die Weltbank bereits das Ziel von 10 Mrd. US-Dollar an Darlehen im Energiesektor in der Periode FY06-08a übertroffen (FY03-05: 7 Mrd. US-Dollar). In Afrika haben sich die Verpflichtungen im Energiesektor zwischen FY06 und FY07 praktisch verdoppelt.Die Finanzierung von Energien mit geringem CO2-Anteil hat sich zwischen FY03 und FY07 vervierfacht. Zu jedem US-Dollar, der von der IFC in erneuerbare Energien und Energieeffizienz investiert wurde, hat die Privatwirtschaft 5 US-Dollar hinzugefügt. Studien für ein Wirtschaftswachstum mit geringer CO2-Intensität wurden zu China, Indien, Brasilien und Mexiko durchgeführt. Die Frage der Anpassung an den Klimawandel wird in den länderspezifischen Unterstützungsstrategien gegen klimatische Risiken vermehrt berücksichtigt. So wurde etwa die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) geschaffen, um den betroffenen Ländern im Falle von Erdbeben oder Hurrikanen Soforthilfe leisten zu können. Die IFC erarbeitet zurzeit ein Instrument zum Zweck der Entwicklung parametrischer Versicherungen für Entwicklungsländer (Girif).). Die neue Klimastrategie verleiht dem Engagement der Weltbank gegen den Klimawandel eine neue Dimension: Während sich das Ceif auf den Bereich Energie konzentriert, erstreckt sich der SFCCD zusätzlich auf die Landwirtschaft, das Transportwesen und die Forstwirtschaft. Der SFCCD betrifft auch die anderen Institutionen der Weltbankgruppe: die International Finance Corporation (IFC) Siehe www.ifc.org . Der IFC ist bereits daran, seine entsprechenden Aktivitäten zu verstärken und eine am SFCCD ausgerichtete Strategie im Bereich Klima zu erarbeiten. und die Multilateral Investment Guarantee Agency (Miga). Siehe www.miga.org . Damit können die Instrumente der Gruppe gebündelt eingesetzt werden, was eine effizientere Zusammenarbeit von privatem und öffentlichem Sektor erlaubt. Angesichts der Vielfältigkeit und Komplexität der mit dem Klimawandel verbundenen Probleme ist dies zwingend.

Leitlinien der Klimastrategie


Die Erarbeitung und Umsetzung von globalen Klimapolitiken fällt in die Zuständigkeit der Mitglieder der UNO-Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC). Die Aktivitäten der Weltbank verstehen sich als neutral und sollen mit einem Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll, wie es gegenwärtig verhandelt wird, kompatibel sein. Die Weltbankgruppe ist nur einer von vielen Akteuren im Bereich Klimawandel und Entwicklung. Der strategische Rahmen basiert auf Konsultationen der interessierten Parteien, d.h. Partnerländer, Entwicklungsinstitutionen (UNO-Organisationen, regionale Entwicklungsbanken, bilaterale Institutionen) sowie Vertreter der Zivilgesellschaft und des privaten Sektors. Bei der Umsetzung wird – wenn immer möglich – der Weg der Partnerschaften gewählt. Damit werden die Kohärenz verbessert, Synergien genutzt und Doppelspurigkeiten vermieden. Die Aktivitäten der Weltbank sind Teil der Agenda zur Armutskämpfung und Entwicklung. Damit sie wirksam ist, sind einerseits die Treibhausgasemissionen zu reduzieren (Mitigation) und andererseits die notwendigen Anpassungen (Adaptation) voranzutreiben, zumal die Folgen des Klimawandels bereits sichtbar sind.  Die Finanzierung der Massnahmen gegen den Klimawandel darf aber nicht zulasten der Ressourcen gehen, die für Aktivitäten zur Armutsreduktion budgetiert sind.

Sechs Handlungsfelder


Aus den Leitlinien ergeben sich folgende Handlungsfelder: 1. Unterstützung nationaler Aktivitäten zugunsten des Klimaschutzes im Rahmen des Entwicklungsprozesses; 2. Mobilisierung von zweckgebundenen und innovativen Geldmitteln;  3. Erleichterung der Entwicklung neuartiger Marktmechanismen; 4. Stimulierung des Engagements des Privatsektors; 5. Unterstützung der technologischen Entwicklung; 6. Weiterführung der Analysearbeiten und Verstärkung der Kapazitäten.  Handlungsfeld 1 legt den Akzent auf das Primat des «länderspezifischen Modells» sowie der Nachfrage der Partnerländer als Begünstigte der Weltbankprogramme. Massnahmen zugunsten des Klimaschutzes werden – auf deren Anfrage hin – in die nationalen Unterstützungsprogramme eingebaut. Handlungsfelder 2, 3 und 4 unterstreichen den enormen Finanzierungsbedarf und die entscheidende Rolle des Privatsektors. Die Bekämpfung des Klimawandels wird finanzielle Mittel in noch nie da gewesener Höhe benötigen. Die Investitionen, die notwendig sind, um die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf ein tragbares Mass zu reduzieren, belaufen sich auf über 200 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Einige Schätzungen gehen sogar von bis zu 1000 Mrd. US-Dollar pro Jahr aus. Hinzu kommen jährlich 10 Mrd. US-Dollar für die Anpassung an den Klimawandel. Es ist davon auszugehen, dass rund 80% des Investitionsbedarfs privat finanziert werden müssen. Die Herausforderung besteht darin, dem privaten Sektor attraktive rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzinstrumente zu bieten. Die Weltbankgruppe ist gehalten, das Potenzial der bestehenden Instrumente Darlehen, Garantien und Zuwendungen der IDA sowie die Darlehen und Garantien der IBRD richten sich an die öffentlichen Sektoren der ärmsten Länder und der Länder mit mittlerem Einkommen. IFC und Miga bieten Finanzinstrumente für den privaten Sektor. Hinzu kommen spezifische Fonds wie der Globale Umweltfonds (GEF) zur Finanzierung von erneuerbaren Energien ( www.gefweb.org ). möglichst optimal zu nutzen und den Emissionshandel innovativ voranzutreiben (siehe Kasten 2 Die Weltbank hat mit der Lancierung des Prototype Carbon Fund im Jahr 2002 eine Pionierrolle im Bereich Emissionshandel eingenommen. Seither wurden dessen Aktivitäten ausgebaut: Der Fonds verwaltet gegenwärtig 1,2 Mrd. US-Dollar, verteilt auf 10 Fonds. 16 Länder und 66 private Unternehmen sind beteiligt. Die Weltbank hat 2005 Carbon Finance Assist geschaffen, ein Programm zur Stärkung der Kapazitäten für die technische Unterstützung, an dem auch die Schweiz über die Handelsförderung finanziell beteiligt ist. Auf der Basis der gewonnenen Erfahrungen beabsichtigt die Weltbank, in drei Richtungen vorzugehen, um die Entwicklung der Carbon Finance voranzutreiben und deren Kontinuität über den Zeitraum des Kyoto-Protokolls hinaus zu sichern: 1. Programmatischer Approach: Dank der Carbon Partnership Facility, einem neuen Mechnismus, der in Bali Ende 2007 lanciert worden ist, wird es möglich sein, den projektbezogenen Ansatz mit seinen höheren Transaktionskosten zu überholen. 2. Erweiterung des CO2-Marktes auf neue Bereiche: Entwaldung und Waldschädigung waren bisher als grosse Treibhausgasproduzenten im CO2-Markt nicht mit einbezogen. Diese Lücke wurde mit der FCPF, welche ebenfalls in Bali lanciert worden war und an der die Schweiz über das Seco beteiligt ist, geschlossen. 3. Entwicklung eines Risikomanagements im Emissionshandel: Die IFC schlägt eine Liefergarantie von Emissionsreduktionszertifikaten vor, deren Potenzial besser ausgeschöpft werden soll.). Siehe auch www.carbonfinance.org . Auch die Einrichtung der von der Weltbank betriebenen Climate Investment Funds (CIF) stellt einen wichtigen Schritt zur Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen dar (siehe unten).  Handlungsfeld 5 trägt der Rolle der Innovation und des Technologietransfers Rechnung. Die Entwicklung neuer Technologien Z.B. zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität oder zur Abscheidung und Lagerung von CO2. und deren Verbreitung stellen ein Schlüsselelement im Kampf gegen die Klimaerwärmung dar. Da die Weltbank selber nicht Forschung und Entwicklung (F&E) betreiben kann, sieht sie ihre Rolle eher darin, die Entwicklung und Verbreitung der Technologien zu unterstützen. Handlungsfeld 6 ist darauf ausgerichtet, das Wissen um den Klimawandel und die Kapazitäten, die es braucht, um dagegen anzukämpfen, zu vergrössern. Das Forschungsprogramm der Weltbank wird entsprechend erweitert. Primär geht es darum, die klimatischen Risiken besser zu verstehen sowie die Folgen einer Begrenzung des Treibhausgasausstosses auf das Wirtschaftswachstum abzuklären. Ausserdem sind die Methoden und Instrumente eines klimatischen Fingerabdrucks der wirtschaftlichen Aktivitäten zu entwickeln. Diese Arbeiten werden dazu dienen, den politischen Dialog mit den Partnerländern zu untermauern. Die Weltbank beabsichtigt, mit Forschungsinstituten vor Ort zusammenzuarbeiten und Programme zur Stärkung der nationalen Kapazitäten zu finanzieren. Die Handlungsfelder widerspiegeln die Philosophie und Stärken der Weltbank: Bündelung der Mittel, Dialog mit den wichtigsten Stakeholdern, operationelle Erfahrung, grosse Bandbreite von Instrumenten zur Abdeckung der Bedürfnisse des privaten und öffentlichen Sektors sowie grosse Innovations- und Analysekompetenz. Dank Partnerschaften mit der Weltbank kann hier die Schweiz ihre Präsenz und ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärken sowie ihre Fachkenntnisse im Bereich des Klimawandels einbringen.

Synergien und Opportunitäten für die Schweiz


Als Mitglied des Exekutivrates hat die Schweiz die Ausarbeitung der Klimastrategie mitgestaltet und darauf hingewirkt, dass die Weltbank auf ihre Stärken setzt und ihre Aktivitäten mit den anderen multilateralen Entwicklungsinstitutionen koordiniert. Sie hat die Weltbank dazu ermuntert, ihre Aktivitäten in den Bereichen erneuerbare Energien und neue saubere Technologien zu verstärken, wobei Marktverzerrungen möglichst zu vermeiden seien. Im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) beteiligt sich die Schweiz an der Finanzierung zahlreicher Projekte, Fonds und Anlässe, die von den diversen Weltbank-Institutionen im Zusammenhang mit dem Klimawandel durchgeführt werden. Die Aktivitäten zielen auf die Mobilisierung des öffentlichen Sektors, der Industrie und des Finanzmarktes und berücksichtigt die drei Säulen des Seco-Entwicklungsprogramms im Bereich Klimaschutz: – Stärkung des CO2-Marktes; – Technologietransfer und Entwicklung sauberer Technologien; – Entwicklung neuer Finanzinstrumente, welche die Anpassung an den Klimawandel erleichtern.

Stärkung des CO2-Marktes


Die Schweiz unterstützt aktiv die Förderung des Emissionshandels – und zwar über Carbon Finance Assist (CFA) der Weltbank (siehe Kasten 3 Beim Carbon Finance Assist (CFA), der im März 2005 von der Weltbank gegründet wurde, handelt es sich um ein Programm zur Stärkung der Kapazitäten und zur technischen Unterstützung mit dem Ziel, den Entwicklungs- und Transitionsländern die Teilnahme an den flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls zu ermöglichen. Das Programm strebt die Schaffung eines für die nationalen und lokalen Institutionen günstigen Umfeldes an, in dem die Einsparung von Treibhausgasen und deren Platzierung auf dem CO2-Markt möglich wird. Es steht allen Entwicklungsländern offen, die Mitglieder der Weltbank sind, wobei ein Schwerpunkt auf die Sub-Sahara-Länder gelegt wurde. 2007 und 2008 wurden durch den CFA über 260 Projekte im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) in über 16 Ländern erarbeitet und für die Teilnahme am CO2-Markt vorbereitet. Zudem konnten über 5000 Personen von einer Ausbildung im Rahmen globaler und regionaler Aktivitäten profitieren.Der CFA ist ein treuhänderischer Fonds, der von verschiedenden Gebern – darunter auch der Schweiz – alimentiert wird. Zur Gesamtsumme von 13,4 Mio. US-Dollar trägt das Seco im Rahmen der Handelsförderung 2,5 Mio. US-Dollar bei. Als Mitglied des Direktoriums hat die Schweiz einen bedeutenden Einfluss auf die Verwendung der vorhandenen Mittel. Sie kann dadurch ihre bilateralen Erfahrungen einfliessen lassen und gleichzeitig von den spezifischen Kompetenzen der Weltbank profitieren. Das Seco hat schweizerischen Beratern die Teilnahme an vom CFA finanzierten Projekten ermöglicht. Insbesondere ging es dabei um Registrierungsmethoden für CDM-Projekte im Transportsektor. Zudem hat das Seco die Durchführung des Workshops Carbon Finance in Emerging Mega Cities of the South vom 11. November 2008 in Basel angeregt. Dieses Forum bezweckt, Klimaschutzprojekte in den Grossstädten der Entwicklungsländer zu identifizieren und zu strukturieren.); seit Kurzem ist sie zudem an einem neuen Instrument im Forstbereich beteiligt, nämlich am Forest Carbon Partnership Facility (FCPF). Dieses Instrument wurde von der Weltbank geschaffen, um eine Lücke im CO2-Markt zu schliessen: die Reduktion der Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung in den Entwicklungs- und Transitionsländern sowie die Förderung der nachhaltigen Waldnutzung (Reducing emissions from deforestation and forest degradation, Redd). Dieses Instrument wird es den Entwicklungsländern ermöglichen, den forstwirtschaftlich betriebenen Klimaschutz zu quantifizieren und zu monetarisieren sowie diesen Bereich in den CO2-Markt zu integrieren. Die Weltbank kann auf diese Weise die Vertragsstaaten des UNFCCC dazu animieren, eine auf den Wald ausgerichtete Regelung nach 2012 ins Auge zu fassen. Vgl. Anita Gordon, Fonds de partenariat pour la réduction des émissions de carbone forestier, Unité de financement des fonds carbone, Banque mondiale. Unmittelbar nach der Lancierung des Fonds hat das Seco entschieden, sich mit einem Betrag von 7 Mio. US-Dollar daran zu beteiligen. Das Seco hat wertvolle Erfahrungen im Bereich Redd und nachhaltige Waldnutzung gesammelt – insbesondere im Austausch mit Experten und Schweizer NGO sowie durch die Initiierung von Projekten der International Tropical Timber Organization (Itto). Diese erlauben nun, eine aktive Rolle im neuen Fonds einzunehmen.

Technologietransfer und Entwicklung sauberer Technologien


Um den riesigen Investitionsbedarf zu decken, den die Treibhausgasreduktion und die Anpassung an den Klimawandel hervorrufen wird, hat der Exekutivrat der Weltbank kürzlich der Gründung von Climate Investment Funds (CIF) zugestimmt. Diese sollen eine Vorreiterrolle einnehmen und innovative Finanzierungsinstrumente – wie eine Kombination von Darlehen und Zuwendung oder von privaten und öffentlichen Geldern – präsentieren, um die dafür notwendigen Mittel zu generieren. Die CIF bestehen aus zwei verschiedenen Fonds: dem Clean Technology Fund (CTF), zuständig für Investitionen in Technologien mit geringem CO2-Ausstoss, und dem Strategic Climate Fund (SCT), dessen Ausrichtung breiter und flexibler ist und der Programme zur Erprobung neuer Ansätze im Bereich des Klimawandels finanzieren soll. Die Kapitalisierung beider Fonds dürfte sich auf rund 6 Mrd. US-Dollar belaufen.  Das Seco beabsichtigt, sich am CIF finanziell zu beteiligen und beim Aufbau eines Programms für den Transfer sauberer Technologien mitzuhelfen, um den Zugang zu Energie zu erhöhen.

Neue Finanzinstrumente zur Absicherung klimatischer Risiken


Angesichts der Bedeutung der Finanzmärkte bei der Treibhausgasreduktion und der Anpassung an den Klimawandel sowie des diesbezüglich in der Schweiz vorhandenen Know-hows legt das Seco den Schwerpunkt auf die Entwicklung innovativer Produkte, speziell im Versicherungsbereich. Es unterstützt deshalb die Commodity Risk Management Group Vgl. www-esd.worldbank.org/crmg/home.htm. der Weltbank bei ihren Tests für Versicherungsprodukte im Agrarbereich, die auf meteorologischen Indexen basieren. Daneben untersucht das Seco andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Weltbank im Bereich der parametrischen Versicherungen, wie etwa mit der Global Index Reinsurance Facility (Girif) der IFC. Das Seco hat ausserdem das Symposium Financing for Climate Vgl. www.sustainability-zurich.org. vom 11. und 12.September 2008 in Zürich – zusammen mit der IFC und Swiss Re – organisiert. Experten im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit trafen sich mit Privatinvestoren und Führungspersonen aus der Industrie und einer Vertreterin des Bundesrates, Bundesrätin Doris Leuthard, um über neueste Finanzinstrumente zu informieren und mögliche Formen der Zusammenarbeit und Finanzierung sauberer Technologien in den Entwicklungsländern zu diskutieren.

Fazit


Dank ihres Know-hows, ihrer Investitionskraft und ihres breiten Aktionsfeldes ist die Weltbank in einer guten Position, um den durch den Klimawandel verursachten Herausforderungen zu begegnen und einen gewichtigen Beitrag zu leisten. Die Wirksamkeit der Aktionen hängt indes wesentlich von den internationalen Abkommen ab, welche die UNFCCC für die Post-Kyoto-Zeit beschliessen wird. Wichtig wird zudem sein, dass die von der Weltbank entwickelten Finanzinstrumente auf die Bedürfnisse der armen Bevölkerungsschichten zugeschnitten sind. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit des Seco hat mit seinen Schlüsselthemen im Bereich Klima – CO2-Markt, saubere Technologien und Einbezug des privaten Sektors Für mehr Informationen zu den Vertragsabschlüssen der Weltbank siehe: www.worldbank.org , «Resources for Business». – gemeinsame Handlungsfelder mit der Klimastrategie der Weltbank, sodass sich viel versprechende Perspektiven der Zusammenarbeit ergeben.

Kasten 1: Clean Energy Investment Framework (Ceif) Das Ceif basiert auf drei Säulen: – Verbesserter Zugang zu Energie, insbesondere in Afrika südlich der Sahara; – Übergang zu weniger CO2-intensiven Wirtschaftsformen; – Anpassung an den Klimawandel. Die Umsetzung von Ceif ist auf guten Wegen. So hat die Weltbank bereits das Ziel von 10 Mrd. US-Dollar an Darlehen im Energiesektor in der Periode FY06-08a übertroffen (FY03-05: 7 Mrd. US-Dollar). In Afrika haben sich die Verpflichtungen im Energiesektor zwischen FY06 und FY07 praktisch verdoppelt.Die Finanzierung von Energien mit geringem CO2-Anteil hat sich zwischen FY03 und FY07 vervierfacht. Zu jedem US-Dollar, der von der IFC in erneuerbare Energien und Energieeffizienz investiert wurde, hat die Privatwirtschaft 5 US-Dollar hinzugefügt. Studien für ein Wirtschaftswachstum mit geringer CO2-Intensität wurden zu China, Indien, Brasilien und Mexiko durchgeführt. Die Frage der Anpassung an den Klimawandel wird in den länderspezifischen Unterstützungsstrategien gegen klimatische Risiken vermehrt berücksichtigt. So wurde etwa die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) geschaffen, um den betroffenen Ländern im Falle von Erdbeben oder Hurrikanen Soforthilfe leisten zu können. Die IFC erarbeitet zurzeit ein Instrument zum Zweck der Entwicklung parametrischer Versicherungen für Entwicklungsländer (Girif).

Kasten 2: Weltbank und CO2-Markt Die Weltbank hat mit der Lancierung des Prototype Carbon Fund im Jahr 2002 eine Pionierrolle im Bereich Emissionshandel eingenommen. Seither wurden dessen Aktivitäten ausgebaut: Der Fonds verwaltet gegenwärtig 1,2 Mrd. US-Dollar, verteilt auf 10 Fonds. 16 Länder und 66 private Unternehmen sind beteiligt. Die Weltbank hat 2005 Carbon Finance Assist geschaffen, ein Programm zur Stärkung der Kapazitäten für die technische Unterstützung, an dem auch die Schweiz über die Handelsförderung finanziell beteiligt ist. Auf der Basis der gewonnenen Erfahrungen beabsichtigt die Weltbank, in drei Richtungen vorzugehen, um die Entwicklung der Carbon Finance voranzutreiben und deren Kontinuität über den Zeitraum des Kyoto-Protokolls hinaus zu sichern: 1. Programmatischer Approach: Dank der Carbon Partnership Facility, einem neuen Mechnismus, der in Bali Ende 2007 lanciert worden ist, wird es möglich sein, den projektbezogenen Ansatz mit seinen höheren Transaktionskosten zu überholen. 2. Erweiterung des CO2-Marktes auf neue Bereiche: Entwaldung und Waldschädigung waren bisher als grosse Treibhausgasproduzenten im CO2-Markt nicht mit einbezogen. Diese Lücke wurde mit der FCPF, welche ebenfalls in Bali lanciert worden war und an der die Schweiz über das Seco beteiligt ist, geschlossen.3. Entwicklung eines Risikomanagements im Emissionshandel: Die IFC schlägt eine Liefergarantie von Emissionsreduktionszertifikaten vor, deren Potenzial besser ausgeschöpft werden soll.

Kasten 3: Carbon Finance Assist Beim Carbon Finance Assist (CFA), der im März 2005 von der Weltbank gegründet wurde, handelt es sich um ein Programm zur Stärkung der Kapazitäten und zur technischen Unterstützung mit dem Ziel, den Entwicklungs- und Transitionsländern die Teilnahme an den flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls zu ermöglichen. Das Programm strebt die Schaffung eines für die nationalen und lokalen Institutionen günstigen Umfeldes an, in dem die Einsparung von Treibhausgasen und deren Platzierung auf dem CO2-Markt möglich wird. Es steht allen Entwicklungsländern offen, die Mitglieder der Weltbank sind, wobei ein Schwerpunkt auf die Sub-Sahara-Länder gelegt wurde. 2007 und 2008 wurden durch den CFA über 260 Projekte im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) in über 16 Ländern erarbeitet und für die Teilnahme am CO2-Markt vorbereitet. Zudem konnten über 5000 Personen von einer Ausbildung im Rahmen globaler und regionaler Aktivitäten profitieren.Der CFA ist ein treuhänderischer Fonds, der von verschiedenden Gebern – darunter auch der Schweiz – alimentiert wird. Zur Gesamtsumme von 13,4 Mio. US-Dollar trägt das Seco im Rahmen der Handelsförderung 2,5 Mio. US-Dollar bei. Als Mitglied des Direktoriums hat die Schweiz einen bedeutenden Einfluss auf die Verwendung der vorhandenen Mittel. Sie kann dadurch ihre bilateralen Erfahrungen einfliessen lassen und gleichzeitig von den spezifischen Kompetenzen der Weltbank profitieren. Das Seco hat schweizerischen Beratern die Teilnahme an vom CFA finanzierten Projekten ermöglicht. Insbesondere ging es dabei um Registrierungsmethoden für CDM-Projekte im Transportsektor. Zudem hat das Seco die Durchführung des Workshops Carbon Finance in Emerging Mega Cities of the South vom 11. November 2008 in Basel angeregt. Dieses Forum bezweckt, Klimaschutzprojekte in den Grossstädten der Entwicklungsländer zu identifizieren und zu strukturieren.

Zitiervorschlag: Françoise Salamé Guex, Danielle Meuwly Monteleone, (2008). Klimastrategie der Weltbank: Eine Chance für Schweizer Know-how. Die Volkswirtschaft, 01. Oktober.