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Arbeitslosenversicherung im Jahr 2008

Arbeitslosenversicherung im Jahr 2008

Im Jahr 2008 wurde ein vorläufiger Tiefpunkt der Arbeitslosigkeit erreicht. Im Jahresdurchschnitt waren 101 725 Personen als arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Abnahme um 7464 Personen im Vergleich zum Jahr 2007 und einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 2,8% auf 2,6%. Im zweiten Quartal 2008 kam das Wirtschaftswachstum in der Schweiz zum Erliegen, was sich ab Herbst bereits in einem deutlichen Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl niederschlug. In diesem und im nächsten Jahr ist mit einem fortgesetzten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit


Der Rückgang der Arbeitslosigkeit, welcher Mitte 2005 eingesetzt hatte, lief Anfang 2008 allmählich aus. Zwischen Januar und August 2008 lag die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl fast konstant knapp unter 100 000, was einer Arbeitslosenquote von 2,5% entspricht. Im Zuge der Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung im Jahresverlauf nahm die Arbeitslosigkeit ab September auf saisonbereinigter Basis zu, und diese Tendenz beschleunigte sich bis Ende Jahr laufend. Ende Dezember 2008 lag die Arbeitslosenquote saisonbereinigt bereits bei 2,8%. Im Jahresdurchschnitt 2008 erreichte die Arbeitslosenzahl 101 725 und lag damit noch rund 7% unter dem Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote erreichte 2,6%.  Fast parallel zur Arbeitslosigkeit entwickelte sich auch die Zahl der Stellensuchenden, d.h. die Summe von registrierten Arbeitslosen und registrierten nicht arbeitslosen Stellensuchenden. Auf saisonbereinigter Basis sank diese leicht von rund 155 000 im Januar 2008 auf ca. 151 000 im August 2008 und stieg danach bis im Dezember auf 163 000 an. Im Jahr 2008 belief sich der durchschnittliche Bestand registrierter Stellensuchender auf 154 438 Personen, was gegenüber dem Vorjahreswert einer Abnahme von 8% entspricht.  Die Zahl der Langzeitarbeitslosen – d.h. Arbeitslose mit einer Dauer der Arbeitslosigkeit von mehr als einem Jahr – nahm von durchschnittlich 20 465 im Jahr 2007 auf 15 731 im Jahr 2008 ab. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen am Total aller Arbeitslosen unterschritt mit 15% den Vorjahreswert von 19% deutlich. Ein Teil dieses Rückgangs ist allerdings durch die starke Zunahme der Neueintritte in die Arbeitslosigkeit ab Herbst zu erklären und somit keine positive Nachricht. Gegen Ende des laufenden Jahres ist leider mit einer deutlichen Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit zu rechnen.

Auswirkungen der Wirtschaftskrise


Im zweiten Quartal 2008 kam das Wirtschaftswachstum in der Schweiz zum Erliegen, was sich ab Herbst bereits in einem deutlichen Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl niederschlug. Die aktuelle Wirtschaftskrise wird zu einer markanten und relativ lange anhaltenden Verschlechterung der Arbeitsmarktlage führen. In diesem und im nächsten Jahr muss daher mit einem fortgesetzten Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet werden. Die Arbeitslosenquote könnte im Jahr 2010 mit 5,5% einen neuen Höchstwert erreichen.

Aufsichtskommission ALV


Der Mitgliederbestand der Aufsichtskommission des Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung blieb 2008 konstant. Als Nachfolger des zurückgetretenen Arbeitgebervertreters Herr Peter Lüscher nahm Herr Peter Zumbrunn vom Arbeitgeberverband Basel Einsitz. Herr Claude Jeanrenaud, Vertreter der Wissenschaft, wurde durch Herrn Walter Schmid, Rektor an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, ersetzt. Die Aufsichtskommission übernimmt im Bereich der Arbeitslosenversicherung Überwachungs-, Beratungs- und Entscheidfunktionen. Sie trat im Berichtsjahr zu insgesamt 4 Sitzungen (Vorjahr ebenfalls 4 Sitzungen) zusammen. Die Kommission befasste sich unter anderem mit folgenden Themen:  – Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes (AVIG);  – Neukonzeption Arbeitsvermittlung und Arbeitsmarktstatistik (Avam); – Anpassung der Verordnung über die Vergütung von arbeitsmarktlichen Massnahmen (AMM); – Studie Aeppli «Wiedereingliederungschancen für Sozialhilfebezüger».  Die Subkommission Finanzen berät die Aufsichtskommission in finanziellen Fragen der ALV. Sie stellt sicher, dass die gesetzlichen Aufgaben der Aufsichtskommission in diesem Bereich wahrgenommen werden. Alle Anträge der Ausgleichsstelle zu Budget und Jahresrechnung sowie zur Informatiksteuerung gemäss Reglement werden von der Subkommission Finanzen begutachtet. Die Subkommission Finanzen richtet Empfehlungen an die Aufsichtskommission und kann eigene Anträge stellen. Als Vorinstanz der Aufsichtskommission befasste sie sich unter anderem mit der Jahresrechnung und Voranschlägen, der Rechnungsführungsprüfung und dem Controlling der Informatikkosten. Weiter befasste sich die Subkommission Finanzen prioritär mit den finanziellen Aspekten der Neukonzeption Avam und behandelte eine Anwendungsarchitekturstrategie. Begleitet wurde ferner die Erarbeitung der Leistungsvereinbarung der Arbeitslosenkassen 2009-2013.

Finanzen

Beiträge der Versicherten und Arbeitgeber


Bei einem Beitragssatz von 2% beliefen sich die Beiträge der Versicherten und Arbeitgeber im Berichtsjahr auf 4997,5 Mio. Franken (2007: 4680,2 Mio. Fr.). Diese haben gegenüber dem Vorjahr um 317,3 Mio. Franken oder 6,8% zugenommen.

Arbeitslosenentschädigungen inkl. Taggelder aus arbeitsmarktlichen Massnahmen


Im Berichtsjahr sind brutto insgesamt 3066,4 Mio. Franken (2007: 3279,9 Mio. Fr.) Entschädigungen an Arbeitslose ausgerichtet worden, das heisst 213,5 Mio. Franken oder 6,5% weniger als im Vorjahr. Es wurden somit durchschnittlich je Monat rund CHF 255,5 Mio. Franken ausbezahlt.

Arbeitsmarktliche Massnahmen


An individuellen arbeitsmarktlichen Massnahmen sind im Berichtsjahr 130,4 Mio. Franken (2007: 153,8 Mio. Fr.) ausbezahlt worden; das sind 23,4 Mio. Franken bzw. 15,2% weniger als im Jahr zuvor. Die kollektiven arbeitsmarktlichen Massnahmen haben sich gegenüber dem Vorjahr um 23,5 Mio. Franken oder 6,0% auf 369,8 Mio. Franken vermindert (2007: 393,3 Mio. Fr.).

Beitragsrückerstattungen an Nachbarstaaten für Grenzgänger


Dabei handelt es sich um erhobene ALV-Beiträge von Grenzgängern, die in der Schweiz arbeiten, jedoch im Ausland wohnen. Die Schweiz als Beschäftigungsstaat überweist den Nachbarstaaten gemäss den einzelnen Abkommen diese Beiträge zur Abdeckung des Risikos der Ganzarbeitslosigkeit. Im Berichtsjahr betrugen diese Überweisungen 242,0 Mio. Franken (2007: 214,0 Mio. Fr.).

Beitragsrückerstattungen Kurzaufenthalter


Mit der Einführung der bilateralen Verträge per 1. Juni 2002 mit den EU-Staaten und der Efta-Konvention wurde die Schweiz verpflichtet, die Retrozessionen der ALV-Lohnbeiträge der Kurzaufenthalter, die zu wenig Beitragszeit für einen Bezug von Arbeitslosenentschädigung in der Schweiz aufweisen, einzuführen (ohne Lichtenstein). Seit dem 1. April 2006 sind auch die 10 neuen EU-Länder dazugekommen. Im Berichtsjahr betrugen diese Beitragsrückerstattungen 29,9 Mio. Franken (2007: 36,8 Mio. Fr.).

Ergebnis


Die Rechnung schloss im Berichtsjahr mit einem Überschuss von 617,7 Mio. Franken ab (2007: Überschuss von 21,5 Mio. Fr.).

Bundestresoreriedarlehen


Im Berichtsjahr konnten 700 Mio. Franken Tresoreriedarlehen an den Bund zurückbezahlt werden. Ende Jahr belaufen sich diese Darlehen total auf 4100,0 Mio. Franken (2007: 4800,0 Mio. Fr.).

Grafik 1 «Auszahlungen der Arbeitslosenkassen, 1999-2008»

Tabelle 1 «Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung: Bilanz per 31. Dezember 2008»

Tabelle 2 «Aufteilung individuelle arbeitsmarktliche Massnahmen (in Mio. Fr.)»

Tabelle 3

Tabelle 4

Zitiervorschlag: Dominique Babey (2009). Arbeitslosenversicherung im Jahr 2008. Die Volkswirtschaft, 01. Oktober.