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Der Klimawandel aus Sicht einer global tätigen Bank

Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen zur Bekämpfung des Klimawandels sind für eine Bank – wie für jedes andere Unternehmen auch – zwei Faktoren von eminenter Bedeutung: Die Regulierung muss berechenbar bleiben und wettbewerbsneutral ausgestaltet sein. Als globales Unternehmen, das mit praktisch allen Branchen Geschäftsbeziehungen unterhält, wird ein künftiges internationales Klimaabkommen die Credit Suisse (CS) nicht nur in ihren betriebsökologischen Aktivitäten beeinflussen, sondern auch Auswirkungen auf Produkte und Dienstleistungen sowie die Investitionen des Unternehmens haben.

Angesichts der vergleichsweise niedrigen direkten Treibhausgasemissionen – 274 000 Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2008 – kann die CS nur einen kleinen direkten Beitrag zur Verringerung des Klimaproblems leisten. Indirekt können wir aber durch unsere Produkte, Dienstleistungen und den Dialog mit Kunden und Investoren in einem nicht zu unterschätzenden Ausmass zur weltweiten Emissionsreduktion beitragen.

Klimaschutz als Teil der unternehmerischen Verantwortung


Das Management der CS hat bereits vor Jahren entscheidende Weichenstellungen vorgenommen, um den Herausforderungen des Klimawandels mit verschiedenen Massnahmen proaktiv entgegenzutreten: So erreichte die CS 1997 – als erste Grossbank weltweit – die Zertifizierung ihres betriebsinternen Umweltmanagementsystems nach ISO 14001. Dieses trägt dazu bei, unternehmensweit Ressourcen zu schonen, Umweltbelastungen zu reduzieren und Kosten zu sparen.  2006 wurde die CS als erstes Grossunternehmen in der Schweiz CO2-neutral. Und sie hat sich mit der 2007 ins Leben gerufenen Initiative «Credit Suisse Cares for Climate» zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasneutralität auch weltweit so bald wie möglich zu erreichen. Wesentlicher Bestandteil dieser Initiative ist die verstärkte Umsetzung einer vierstufigen Strategie, um kontinuierlich unsere Emissionen in allen Geschäftsregionen zu verringern: Betriebsoptimierung der Liegenschaften; Investitionen in energieeffiziente Technologien unserer Liegenschaften und Infrastruktur (IT); Substitution der eingesetzten Energieträger; Kompensation der verbleibenden Emissionen mit hochwertigen Emissionsreduktionszertifikaten.  Gleichzeitig wenden wir uns auch mit besonderen Aufklärungskampagnen – wie z.B. E-Learning-Programmen – an unsere über 47 000 Mitarbeitenden weltweit, damit sie ihre eigenen Emissionen verringern und sich informiert an Diskussionen über die Themen Klima und Umwelt beteiligen können. Aktionen wie eine Teilnahme an «Bike to Work» von Pro Velo Schweiz tragen dazu bei, unsere Mitarbeitenden für dieses Klimaschutzziel zu sensibilisieren. Zur Strategie der CS gehört auch, dass sie sich auf der Produkte- und Dienstleistungsseite aktiv an marktbasierten Lösungen zur Reduktion von Emissionen beteiligt. Expertenteams entwickeln bereits seit einiger Zeit diverse innovative Produkte mit Fokus auf ökologischen oder sozialen Aspekten, um der zunehmenden Nachfrage der Kunden nach Anlegemöglichkeiten gerecht zu werden; zu nennen sind etwa attraktive Minergie-Hypotheken für Hauseigentümer in der Schweiz oder Fonds zum Thema erneuerbare Energien für globale Anleger. Die CS ist ausserdem global eine der führenden Banken im Bereich Finanzierung von erneuerbaren Energien.

Dialog als Schlüssel


Ein weiterer Pfeiler der Klimastrategie ist der Dialog mit wichtigen externen Anspruchsgruppen, um gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu berücksichtigen. Wo immer möglich und angebracht, bringen wir unsere Erfahrungen in die öffentliche Debatte ein. Im Vorfeld des letztjährigen G-8-Gipfels in Japan beispielsweise hat Brady Dougan, CEO der CS, zusammen mit über 100 weiteren Wirtschaftsführern eine wegweisende Erklärung zur Klimapolitik unterzeichnet, welche ein neues «umweltpolitisch wirksameres und wirtschaftlich effizienteres» politisches Rahmenwerk fordert. Durch Dialog oder Zusammenarbeit mit kompetenten Organisationen und Foren bringen wir unsere Standpunkte effektvoll ein und profitieren gleichzeitig von deren Expertenwissen (z.B. WEF Task Force on Low Carbon Economic Prosperity). Die CS geht seit 2006 einen langfristig ausgelegten Weg im Klimabereich und wird diesen auch in Zukunft – unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen in Kopenhagen – konsequent weiterführen. Dennoch bleibt für ein global tätiges und im internationalen Wettbewerb stehendes Unternehmen wie die CS von zentraler Bedeutung, dass zur Bekämpfung des Klimawandels auf international koordinierte und konsistente Massnahmen gesetzt wird, welche berechenbar sind und der Wirtschaft auch genügend Zeit zur Anpassung lassen. Die dafür notwendigen Weichenstellungen müssen jetzt in Kopenhagen erfolgen.

Zitiervorschlag: René P. Buholzer (2009). Der Klimawandel aus Sicht einer global tätigen Bank. Die Volkswirtschaft, 01. Dezember.