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Qualität der schulischen Tagesbetreuung in den kantonalen Gesetzen

Qualität der schulischen Tagesbetreuung in den kantonalen Gesetzen

Der Verband Bildung und Betreuung erarbeitet Qualitätsmerkmale für Betreuungsangebote für Schulkinder. Um seine Kriterien mit den gesetzlichen Vorschriften in den Kantonen zu vergleichen, verwendet er die Informationsplattform «Vereinbarkeit Beruf und Familie». Mit Blick auf den Informationsgehalt und die Möglichkeiten der Recherche ist die Plattform ein grosser Gewinn für viele Nutzerinnen und Nutzer, auch wenn die Benutzungsoberfläche anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig ist. Vielleicht fördert die gemeinsam verwaltete Information auch die Diskussion über Konsequenzen von unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Der Vorstand von Bildung und Betreuung, des schweizerischen Dachverbandes für die schulische Tagesbetreuung, ist zurzeit dabei, einen Qualitätsrahmen für diese Angebote zu formulieren. Dazu muss zunächst geklärt sein, welchen Auftrag die schulergänzende Betreuung erfüllen soll. Bildung und Betreuung erwartet von der schulischen Tagesbetreuung, dass sie die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Lernen verbessert, die Sozialkompetenz fördert, aktive Integrationsarbeit leistet, mehr Bildungsgerechtigkeit schafft, zur Gesundheitsförderung und Gewaltprävention beiträgt, die Eltern unterstützt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Gleichstellung von Mann und Frau ermöglicht.Gleichzeitig ist es aber wichtig zu wissen, welche Bestimmungen in den Gesetzgebungen der Kantone und Gemeinden gelten. Das bedeutete bis vor kurzem aufwändige Recherchierarbeit, denn jeder Kanton legt selber fest, in welchem Gesetzeszusammenhang er seine Regelung festschreibt. Im einen Kanton bildet das Volksschulgesetz den Rahmen, im anderen das Jugendgesetz, im dritten die Verordnung über die Heimaufsicht; und schliesslich gibt es Kantone, die bis heute gar keine Bestimmungen erlassen haben. Ausserdem sind die Bezeichnungen der verschiedenen Betreuungsformen sehr uneinheitlich.

Wesentliche Vereinfachung der Recherchen


Dank der Informationsplattform vereinfacht sich die Recherche wesentlich. Alle Kantone haben auf die gleichen Fragen geantwortet und die Informationen dazu geliefert, die von der Plattform entsprechend der vorgegebenen Struktur abgerufen werden können.Dazu ein Beispiel. Ein wichtiges Merkmal der Strukturqualität ist der Betreuungsschlüssel. Der Verein Bildung und Betreuung empfiehlt, dass für Gruppen mit mehr als 5 Kindern zwei Betreuungspersonen anwesend sind. Für grössere Gruppen soll das Betreuungsverhältnis je nach Alter und Bedürfnissen der Kinder bei 1:7 bis 1:8 liegen. Welches Betreuungsverhältnis für Schulkinder legen nun die Kantone fest? Kommen sie zu vergleichbaren Zahlen oder weichen sie stark voneinander ab? Die Antwort auf diese Frage ist auf der Plattform über den folgenden Pfad zu finden: Familienergänzende Kinderbetreuung –> Schulalter: Horte / Tagesschulen / Mittagstische. Hier markiert man in der linken Spalte das Thema Reglementierung sowie das Unterthema Betreuungsschlüssel. Anschliessend gibt man in der rechten Spalte an, dass man ein Unterthema auf Stufe Kanton vergleichen will und, als letzten Parameter, alle Kantone. Erwartungsgemäss liefert die Abfrage ein breites Spektrum von Regelungen. Die Spannweite reicht von 8 bis zu 25 Primarschulkinder auf eine Betreuungsperson. Ähnlich grosse Unterschiede zeigen sich bei anderen Strukturmerkmalen, die dank der Informationsplattform verglichen werden können, z. B. beim Anteil der ausgebildeten Betreuungspersonen pro Gruppe (50–100%) oder bezüglich der Fläche der Betreuungsräume (2–6 Quadratmeter pro anwesendes Kind). Die Abweichungen können dadurch erklärt werden, dass ganz unterschiedliche Ansprüche an die Betreuungsangebote gestellt werden. Eine Diskussion über Qualitätskriterien beinhaltet darum immer auch eine Diskussion über die Ziele der schulergänzenden Betreuung.

Bedienung der Suchmaske ist gewöhnungsbedürftig


Auf der Informationsplattform lassen sich also sehr einfach Informationen aus den Kantonen abrufen und miteinander vergleichen. Es braucht allerdings eine gewisse Zeit, bis man sich mit dem Ablauf der Suche vertraut gemacht hat. So ist nicht auf Anhieb klar, dass man zuerst in der linken Spalte Thema und Unterthema auswählen, dann die mittlere Spalte vorerst überspringen und in der rechten Spalte die weiteren Parameter setzen muss. Je nachdem, welchen Vergleich man in der linken Spalte wählt (ein Unterthema oder mehrere davon) ändern sich die Auswahlmöglichkeiten in der rechten Spalte. Das Layout der Suchmaske muss offensichtlich dem Design der Bundesverwaltung entsprechen, was der Benutzungsfreundlichkeit nicht unbedingt förderlich ist.

Zitiervorschlag: Markus Mauchle (2010). Qualität der schulischen Tagesbetreuung in den kantonalen Gesetzen. Die Volkswirtschaft, 01. April.