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Die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Jura im Zentrum von Exzellenznetzwerken

Der TGV-Anschluss und die Autobahn bringen dem Kanton Jura eine bessere geografische Erschliessung. Die Wirtschaft des Kantons, die traditionell in den «Arc Jurassien» eingegliedert ist, rückt damit näher zur Metropolitanregion Basel und gewinnt an Attraktivität. Mit seiner Kompetenz im Bereich der Präzisionsinstrumente will der Kanton die Schwerpunkte Mikrotechnik und Uhrenindustrie weiter stärken und gleichzeitig in den Bereichen Medizinaltechnik, saubere Technologien und Tourismus diversifizieren. Um dies zu erreichen, braucht es eine Vervielfachung der Netzwerke, und zwar sowohl innerhalb wie auch ausserhalb des Kantons. Der Grund für diese Notwendigkeit liegt in der Fragmentierung der Wirtschaftsaktivitäten und dem Fehlen eines städtischen Zentrums.

Die Topografie des Juras ist nicht nur landschaftlich attraktiv, sondern bildet auch einen Schmelztiegel für hohe Kreativität, was sich in der einmaligen Präzisionsinstrumente-Industrie manifestiert. Das hügelige Relief und die zerstreute Besiedlung begünstigt indes weder die Mobilität noch den Austausch. Vielmehr besteht die Gefahr, dass dadurch die menschlichen Aktivitäten isoliert werden. Der Jura ist so zum Sinnbild der «Peripherie» geworden. Darauf hat der Kanton Jura reagiert und bezüglich Infrastruktur bedeutend aufgeholt. Die territoriale Erreichbarkeit wird mit den neuen, leistungsfähigen Verbindungen deutlich verbessert: mit der A16, die bis 2016 realisiert wird, mit der Entwicklung des nahe gelegenen Euroairport Basel-Mulhouse (erreichbar in 30 Minuten) sowie mit dem TGV-Anschluss, der den Kanton Jura in 2h40 mit Paris verbindet. Auf wirtschaftlicher Ebene profitiert der Kanton von den Netzwerken des Basler Wirtschaftsraums, die sich mit jenen des Arc Jurassien zusammenschliessen.

Eine gezielte Strategie der wirtschaftlichen Entwicklung


Der Kanton Jura verfolgt eine Reihe von Zielen: Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, Diversifizierung in Aktivitäten mit hoher Wertschöpfung, Modernisierung der Wirtschaftsstruktur, Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung und demografisches Wachstum. Seine Strategie stützt sich auf zwei Hauptpfeiler:− die globalen Haupttendenzen: Sie umfassen die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und der Umwelt, die demografische Entwicklung (allen voran die Alterung der Bevölkerung) sowie den vermehrten Austausch und die höhere Mobilität der Gesellschaft.− die eigenen wirtschaftlichen Stärken: Dazu gehören die Rahmenbedingungen der Schweiz (politisches und soziales System, Arbeitsmarkt, Bildung, Innovation, Infrastruktur und Steuersystem), günstige Produktionsfaktoren (Know-how in Präzisionsindustrie, qualifiziertes Personal, Umwelt, Grundstücke) und andere Vorteile wie die hohe Lebensqualität, die zentrale Lage in Europa oder die Nähe zum Wirtschaftszentrum Basel.Die Strategie ist auf eine Stärkung des Kompetenzzentrums in Mikrotechnik und Uhrenindustrie sowie auf eine gezielte Diversifizierung ausgerichtet. Die Mittel zur Umsetzung der Strategie orientieren sich entlang von fünf komplementären Hauptachsen:− dem Dispositiv der Wirtschaftsförderung;− den Systemen von Innovation und Know-how-Transfer;− dem internen und externen Netzwerk von Partnerschaften;− der wirtschaftlichen Infrastruktur;− den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Organisches Wachstum und exogene Entwicklung


Der grösste Teil des Wachstumspotenzials ist endogen. Auf lange Sicht beinhaltet es aber auch einen exogenen Anteil und beruht zudem auf dem strategischen Anschluss an Netzwerke sowie auf kantonsexternen Partnerschaften. Angesichts der geringen Kantonsgrösse gilt es, sich auf einige technologische Nischen und Anwendungsgebiete zu konzentrieren. Das Kantonale Wirtschaftsamt, das die Bereiche Entwicklung, Promotion, Regionalpolitik und Tourismus in sich vereint, ist für die Umsetzung der Massnahmen und das Setzen der Anreize verantwortlich. Auch wenn diese Konzentration der Kräfte die Effizienz des staatlichen Handelns erhöht, bleiben die Unternehmen nach wie vor zentral für das Wirtschaftswachstum.

Präzisionsindustrie als Herzstück des jurassischen Know-hows


Der ausgeprägte Industriesektor mit einem Beschäftigungsanteil von über einem Drittel ist der Trumpf der jurassischen Wirtschaft. Charakteristisch ist die Konzentration auf Mikrotechnik und Uhrenindustrie sowie der hohe Anteil an exportorientierten KMU und Subunternehmen. Diese Eigenschaften verstärken zwar die Anfälligkeit für Konjunktureinbrüche und limitieren strukturell die Wertschöpfung. Dennoch bleibt die Präzisionsindustrie eine Stärke des Kantons. Ein grosser Teil der Komponenten von Swiss-made-Zeitmessern werden hier produziert. Uhrmacher siedeln sich im Kanton an und expandieren aufgrund geeigneter Ausbildungsstrukturen und der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte. Die Wirtschaftsstruktur ist zudem von einem sehr dichten Netz von KMU im Bereich Metallverarbeitung, Präzisionsinstrumenten und Industriegeräten geprägt. Es ist daher logisch, dass diese Kompetenzen für eine Diversifizierung auf zwei Ebenen genutzt werden: erstens der vorhanden Kernkompetenzen («natürliche» Diversifizierung) und zweitens der Entwicklung neuer Aktivitäten.

Präzision im Dienste von Med- und Cleantech


Die erste Ebene der Diversifizierung ist auf neue Wirtschaftsbereiche ausgerichtet, allen voran die Medizinaltechnik (Medtech) und die sauberen Technologien (Cleantech), aber auch Bereiche wie Sicherheits- oder Anschlusstechnik. Die Entwicklung und Herstellung von Apparaten, Zubehör und Bestanteilen des Medtech-Bereichs benötigen hohe spezifische Kompetenzen, speziell in der Mikromechanik, Robotik, Metallverarbeitung, Elektronik oder Kunststoffverarbeitung. Diese Fähigkeiten sind bei jurassischen Unternehmen ausgeprägt vorhanden. Medtech bildet den Schnittpunkt der jurassischen Mikrotechnologie und den Basler Life Sciences. Zudem wird die Nachfrage nach Medtech in Zukunft durch die Bevölkerungsalterung und -zunahme, die vermehrte Verwendung von Implantaten und das Fortschreiten der Zivilisationskrankheiten noch zunehmen.Die Perspektiven, die sich aus der Erhaltung der natürlichen Ressourcen und der Umwelt ergeben, sind ebenfalls strategischer Art und stehen im Einklang mit den industriellen Kompetenzen des Kantons Jura. Dieses breite Innovationsfeld umfasst nicht nur die Produktion von und Versorgung mit Rohstoffen und Energie, sondern auch die Optimierung von Produktgestaltung, Produktionsprozessen und Mobilität (breite Konzeption von Cleantech). Somit umfassen die sauberen Technologien alle Felder der wirtschaftlichen Aktivität. Zwei Gebiete, die auf die Reduktion des Konsums zielen, sind besonders kompatibel mit der jurassischen Industrie und ihrem mikrotechnischen Know-how: Dazu gehören die nachhaltige Mobilität in den Bereichen Transport und IKT (vgl. etwa den Schwerpunkt Mobil-IT mit der Unterstützung des NFP) und die Automatisierung von Produktionsprozessen mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung und Produktivitätssteigerung.

Eine Strategie zu erweiterten wirtschaftlichen Diversifizierung


Die zweite Ebene der Diversifizierung der jurassischen Wirtschaft ist bereits im Gang, insbesondere im Dienstleistungssektor, der mehr als die Hälfte der Beschäftigung im Kanton ausmacht. Sie umfasst:− den Erwerb neuer, komplementärer Kompetenzen, insbesondere in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowie Nanotechnologie;− den Ausbau von Unternehmensdienstleistungen mit hoher Wertschöpfung (z.B. F&E, Qualitätssicherung, Marketing);− den Anschluss an die Metropolregion Basel mit Spin-offs im Basler Life-Science-Cluster (im weiteren Sinne, d.h. Pharma, Biotech, Ernährung usw.) sowie mit gemeinsamem Wohn- und Erholungsraum (personenbezogene Dienstleistungen);− das Hervorheben der eigenen Stärken wie die intakte Umwelt, hohe Lebensqualität und verbesserte Erreichbarkeit, um den Tourismus und die Freizeitindustrie auszubauen sowie die Attraktivität für mobile Berufe (Kommunikation, Informatik, kreative Branchen usw.) zu erhöhen;− die Förderung der Produktion von sauberer und nachhaltiger Energie, der Holzbranche und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter (Beschäftigungsanteil des primären Sektors von 7%).Vorgesehen ist überdies eine Strategie für Bevölkerungsentwicklung.
Vgl. Le Jura au centre de l’action. Programme de législature 2011-2015 de la république et canton du Jura, Juni 2011. Der Wohnraum und das frei verfügbare Einkommen sind wettbewerbsfähig. Es geht auch darum, den Brain Drain – also die Abwanderung qualifizierter Arbeitnehmender – zu reduzieren und die Netzwerke der Jurassier ausserhalb des Kantons zu nutzen. Geplant ist zudem die Reduktion der Steuerbelastung für natürliche und juristische Personen. Zur Steigerung des Bekanntheitsgrades des Kantons wurde eine Werbekampagne lanciert (Neue Marke: Jura l’original suisse).

Partnerschaften und attraktive Zentren


Der Kanton Jura umfasst etwas mehr als 70 000 Einwohner und rund 30 000 vollzeitäquivalente Stellen. Die Wirtschaftsaktivitäten sind in eine Vielzahl kleiner Einheiten und in hoch spezialisierte Produkte aufgesplittert. Diese Atomisierung hat zwar den Vorteil einer sehr hohen Flexibilität. Es fehlt aber an einer kritischen Masse, um Skalenerträge zu generieren und das Entwicklungspotenzial ausschöpfen zu können. Diese Feststellung gilt auch für die Raumentwicklung und das Angebot von Basisdienstleistungen. Das fehlende urbane Zentrum macht sich ebenso bemerkbar wie die ungenügenden höheren Bildungsstrukturen oder die Absenz von Spitzenforschung. Um dieses Manko zu kompensieren, wurden bedeutende Anstrengungen unternommen. Die besonders gut ausgestatteten und vernetzten Zones d’activités économiques d’intérêt cantonal (Zaic) bieten eine Kombination von überaus leistungsfähigen Funktionalitäten (Energie, Mobilität, IKT, Dienstleistungen, Kaufpreise von unter 100 Fr./m2). Ein schweizweit einmaliges Angebot ist die Erteilung einer Baubewilligung in diesen Zonen innerhalb von 14 Tagen.
Entscheid des jurassischen Parlaments vom 28. September 2011 (Änderung des Loi sur les constructions et l’aménagement du territoire und des Décret concernant le permis de construire). Die Agglomeration Delémont mit ihren 25 000 Einwohnern liegt im Einzugsgebiet von Basel (erreichbar in 30 Minuten). Delémont will seine Attraktivität steigern und das Angebot an Freizeitbeschäftigungen, Kultur, Sport, Mobilität, Dienstleistungen sowie Wirtschaftsaktivitäten ausbauen. Der Campus tertiaire in Delémont bietet im neuen Gebäude im Bahnhofsareal eine Reihe von Ausbildungen auf Tertiärniveau für über 500 Studierende in den Bereichen Wirtschaft, Ingenieurwesen, Gesundheit und Pädagogik. Ausserdem werden etliche Dienstleistungen und F&E-Aktivitäten angeboten.
Filialen der Haute école Arc (Mitglied der HES-SO) bzw. der Haute école pédagogique (Bejune), gemeinsame Institutionen der Kantone Bern, Jura und Neuenburg.

Öffnung zum Zentrum Basel


Der Kanton Jura hat sich der BaselArea angeschlossen, dem Organ von Basel-Stadt und Basel-Landschaft zur Förderung seiner Wirtschaft im Ausland. Dieser Entscheid erklärt sich aus einer geoökonomischen Logik:− Stärke und Visibilität der Marke BaselArea;− Komplementarität bezüglich Kompetenzen, Territorien, Umwelt, Sprache, Märkte usw.;− geografische Nähe (natürliches Gravitationszentrum);− gemeinsame Lebens- und Wirtschaftsräume;− anderweitig angestrebte Zusammenarbeit und optimale Ausnützung der von der benachbarten Metropolitanregion ausgehenden Dynamik.Mit diesem Entscheid distanziert sich der Kanton Jura nicht von anderen Regionen, im Gegenteil: Der Kanton positioniert sich als Übergang vom Baselbiet zum Jurabogen und der übrigen Westschweiz. Die Verankerung im Jurabogen mit seiner Mikrotechnik und dem gemeinsamen Kompetenz-, Innovations- und Wirtschaftsraum ist eminent wichtig, bildet doch die Westschweiz einen gemeinsamen Entwicklungsraum. Dank dieser interregionalen Vernetzung wird die kritische Masse erreicht und der Zugang zu den notwendigen Kompetenzen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet.

Hebelwirkungen der Vernetzung


Die Vernetzung hat eine Vielzahl von Vorteilen:
Vgl. Eco’diagnostic in Zusammenarbeit mit Ecopo: «Cluster» in der Schweizer Wirtschaft: statistische und politische Betrachtung, Schlussbericht im Auftrag des Seco, Genf 2008.− Die Qualität des Arbeitskräfteangebots ist besser.− Die Produktionskosten sinken dank Skalenerträgen aufgrund der Zusammenarbeit und der Nähe zu Kunden und Lieferanten.− Nähe und Vertrauensbasis reduzieren die Transaktionskosten.− Der Zugang zu Innovation ist schneller und effizienter.Die Übertragungseffekte (Spillovers) verbessern die Produktivität markant und begünstigen Innovationen. Allerdings müssen dazu ein paar Vorbedingungen erfüllt sein: eine bestimmte Masse an Akteuren, eine ausreichende Dichte der Aktivitäten, eine minimale Anzahl an Interaktionen, die geografische Nähe und Kontakte zu externen Akteuren.
Vgl. Porter M. E.: Location, Competition, and Economic Development: Local Clusters in a Global Economy, Economic Development Quarterly, Bd. 14, Nr. 1, 2000. Der Kanton Jura weist Defizite im Bereich der Interaktionen und in der «Strukturierung» der Netzwerke auf. Gleichzeitig bieten sich dem Kanton aber auch echte Chancen mit seiner Position inmitten von komplementären Clustern (Arc Jurassien, Mittelland, Basel, Belfort-Montbéliard). Die strukturellen Schwächen des Juras können dank ausgewogenen Kooperationen mit externen Partnern sowie Wissens- und Technologietransfer (WTT) kompensiert werden.

Innovationspolitik und Wissenstransfer


Die wirtschaftliche Wertschöpfungskette basiert im Wesentlichen auf Innovation und WTT. Um diese zu stärken und zu dynamisieren, hat der Jura drei komplementäre Institutionen ins Leben gerufen:− Die Creapole SA, deren Aufgabe die Begleitung von Erfindern und Unternehmen im Bereich WTT ist,− die Fondation d’impulsion technologique et économique (Fitec) zur Finanzierung von Start-ups und Spin-offs, − die Société jurassienne d’équipement SA (SJE), welche drei Inkubatoren (IKT, Life Sciences/Medtech, Mikrotechnik/Uhrenbau) aufgebaut hat.Weitere Aktivitäten verstärken dieses Dispositiv, so z.B. die steuerlichen Massnahmen zu Gunsten von Innovation
Die Vorlage befindet sich in parlamentarischer Beratung im Hinblick auf ein Inkrafttreten Anfang Januar 2012. und die Schaffung eines Innovationsfonds.
Vgl. Le Jura au centre de l’action. Die externe WTT-Strategie orientiert sich am Konzept der funktionalen Wirtschaftsregionen, die von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) auf eidgenössischer Ebene koordiniert wird. Der Kanton Jura ist Mitglied der Plattformen i-net Innovations Network (Region Basel)
Vgl. Hess S., Klöpper C.: Innovationsförderung als Beitrag zu mehr Wachstum in der Schweiz, in: Die Volkswirtschaft 10-2011. sowie Platinn und Alliance (Westschweiz).
Diese Plattformen werden aktiv unterstützt von der Conférence des Directeurs cantonaux de l’économie publique de Suisse occidentale (CDEP-SO) und der Neuen Regionalpolitik NRP (mit Unterstützung des Seco). Das Ziel dieser Massnahmen ist es, die Innovation auf die Bedürfnisse der Unternehmen auszurichten und ihnen zu ermöglichen, von den WTT-Netzwerken und ihren wertvollen Kontakten (Hochschulen, F&E-Zentren, Unternehmen) zu profitieren. Innovationsprozesse sind Teamwork. Doch auch ein offener Arbeitsmarkt (freier Personenverkehr in Kombination mit grenzspezifischen Eigenheiten), ein leistungsfähiges Ausbildungssystem – speziell für technische Berufe, Sprachkompetenz, Kreativität und Risikobereitschaft – sind unabdingbar, um die zwei langfristigen Wachstumsmotoren anzutreiben: Humankapital und Wissenszuwachs.

Fazit


Der Aufschwung und die Diversifizierung der Wirtschaft im Kanton Jura sind in vollem Gang. Diese Dynamik wird durch die jüngsten Entscheide der Ansiedelung und Expansion von Unternehmen mit der mittelfristigen Schaffung von über 2000 Arbeitsplätzen bestätigt. Dank den Kompetenzen in der Präzisionsindustrie kann sich der Kanton in anderen fortschrittlichen, vielversprechenden Technologien profilieren. Die Erschliessung des Kantons ist nicht nur auf dem Territorium, sondern auch im Geist der Akteure der Entwicklung zu spüren. Die Netzwerke wirken wie Magnete, welche ihrerseits weitere willkommene Akteure anziehen.

Kasten 1: Jurassische Mikrotechnik im Fokus der Medtech-Branche

Jurassische Mikrotechnik im Fokus der Medtech-Branche


Dank den gemeinsamen und komplementären Anstrengungen von Unternehmen, kantonaler Wirtschaftsförderung, den Institutionen der Innovationspolitik (Creapole, SJE, Fitec), der neuen Regionalpolitik (NRP, mit Unterstützung des Seco) und die Partnerschaften (Region Basel, Arc Jurassien) ist es möglich, mit der Zeit eine Art «Biotop» der Medizinaltechnik im Kanton Jura aufzubauen:− Gezielte Fördermassnahmen im Rahmen der Wirtschaftsförderung, wie z.B. Unterstützung bei der ISO 13485-Zertifizierung (Medtech), der Gründung von Start-ups oder Spin-offs, der Hinterlegung von Patenten und Marken, der Suche nach qualifiziertem Personal oder der Realisierung von KTI-Projekten;− Bereitstellung für Life Sciences und Medtech reservierten Zone d’activité Innodel, in der Agglomeration Delémont mit einer Gewerbefläche von über 100 000m2 und direktem Autobahnanschluss;− Lancierung des Medtech Process von Creapole, einer Plattform bzw. eines Kompetenzzentrums, das Unterstützung für Unternehmen, Start-ups und Spin-offs in Form von Zusammenarbeit mit grossen Firmen, Hochschulen, Spitälern und Medizinern (von der Idee über die Entwicklung bis hin zum Verkauf) bietet;− Einrichtung des Inkubators medtech.lab im Innodel, einem Areal von 1500 m2 frei unterteilbarer Fläche mit «sauberen» Produktionsbedingungen, welche den höheren Anforderungen der Medizinalbranche entsprechen;− Ansiedelung eines universitären Forschungsinstituts im Innodel, dem Swiss Institute for Computer Assisted Surgery (SI-CAS), das im Bereich der computerunterstützten Chirurgie internationale Ausstrahlung hat, als wissenschaftliches Herzstück des Medtech-Biotops des Kantons Jura;− Medtech-Initiativen im Rahmen von i-net Innovation Networks, der gemeinsamen WTT-Plattform der Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Jura.

Kasten 2: Tourismus – ein ernst zu nehmender Wirtschaftszweig des Juras

Tourismus – ein ernst zu nehmender Wirtschaftszweig des Juras


«Von Januar bis Juli 2011 war eine Erhöhung um 18,2% der jurassischen Hotelübernachtungen im Vergleich zur Vorjahresperiode zu verzeichnen.» Das Communiqué von Jura Tourisme zeigt eindrücklich den Aufwärtstrend des Tourismus im Kanton Jura – und dies im aktuell schwierigen Umfeld für den Schweizer Tourismus mit dem starken Franken. Die neue Regionalpolitik (NRP) hat mit Unterstützung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) den Bau eines Wellness- und Fitnesszentrums in Saignelégier unterstützt; in Saint-Ursanne wurden die Eröffnung einer Tourismus-Information und andere Verbesserungen in der mittelalterlichen Stadt ermöglicht. Weitere von der NRP unterstützte Projekte wurden lanciert, wie z.B. die touristische Nutzung der paläontologischen Entdeckungen oder der Freiberger-Pferdezucht. Geplant ist die Realisierung von Leuchtturmprojekten.Parallel dazu wurden die Anstrengungen zugunsten von Investitionen in Übernachtungsmöglichkeiten (Hotels, Feriendörfer) intensiviert. Die Eröffnung von zwei Hotels Anfang 2011 hat rund 100 neue Betten geschaffen. Mit dem Zusammenschluss zur Tourismusdestination Jura & Dreiseenland wird eine kritische Masse für eine wirksame Tourismuswerbung erreicht. Zudem wurde eine Partnerschaft mit Schweiz Tourismus gebildet, um im Jahr 2012 im Hinblick auf den neue TGV-Anschluss gezielt den französischen Markt zu bewerben. Ein weiteres strategisches Element der Tourismuspolitik des Kantons Jura ist die Neuorientierung der Aufgaben von Jura Tourisme bezüglich Empfang, Förderung und Vernetzung der touristischen Angebote.

Zitiervorschlag: Thierry Bregnard (2011). Die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Jura im Zentrum von Exzellenznetzwerken. Die Volkswirtschaft, 01. November.