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Aymo Brunetti hat die Wirtschaftspolitik der Schweiz in den letzten dreizehn Jahren stark geprägt

1999 hat Aymo Brunetti die Direktion für Wirtschaftspolitik übernommen und rasch zu einer Einheit geformt. Nun geht er als Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie an die Universität Bern. Damit können die künftigen Ökonomen an seinem grossen Wissen, seiner Erfahrung und seinem Augenmass für politische Fragen teilhaben. Aymo Brunetti wird uns als Kapitän in Erinnerung bleiben, der auch im Sturm Ruhe bewahrte und den Kompass für alle gut sichtbar und verständlich ausrichtete. Wir verabschieden Aymo Brunetti hier auch als Leiter des Redaktionsauschusses des Magazins «Die Volkswirtschaft». Der Bundesrat hat am 1.2.2012 auf Antrag des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) der Ernennung von Eric Scheidegger zum neuen Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Seco zugestimmt.


Als Aymo Brunetti vor dreizehn Jahren in den Bundesdienst eintrat, existierte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erst auf dem Papier. Alles war in Bewegung: Der damalige Leistungsbereich Wirtschaftspolitik, den er vorfand, war ein Patchwork, zusammengefügt aus den Mitarbeitenden folgender drei Bundesämter, die aufgelöst wurden: jene des Bundesamtes für Konjunkturfragen, jene des Bundesamtes für Industrie, Gewerbe und Arbeit sowie jene des Bundesamtes für Aussenwirtschaft. Erstes Ziel des neuen Chefs war es, aus den unterschiedlichsten Gruppen diverser Ämter eine Einheit zu schaffen. Viel Zeit für diese Aufgabe blieb nicht, denn die zu lösenden volkswirtschaftlichen Probleme waren nach zehn Jahren praktischer Stagnation der Schweizer Wirtschaft unübersehbar. Alle, die mit ihm zusammenarbeiten durften, wurden schnell Zeuge seiner besonderen Gabe: Aymo Brunetti hat eine klare wirtschaftspolitische Orientierung und ist kein analytisch abgehobener Theoretiker. Er jagte nicht Modeströmungen nach, sondern wahrte stets den Blick aufs Ganze. Sein Ziel war es, der Schweizer Wirtschaft zu helfen, langfristig möglichst grossen Wohlstand zu schaffen.Für «Die Volkswirtschaft» erwies es sich als Glücksfall, dass Aymo Brunetti erfolgreich in der politischen Beratung involviert war. Dies führte auch zu einer starken Fokussierung auf die wirtschaftspolitischen Themen, welche sich dann als politisch relevant erweisen sollten. Bereits kurz nach seinem Eintritt in die Bundesdienste fand Aymo Brunetti einen Reformkurs, der wesentlich mithalf, die Stagnation zu überwinden: Wachstumspolitik und Preisinsel Schweiz prägten in der Folge die politische Diskussion. Weitere wichtige Themen wie die Personenfreizügigkeit mit der EU, Cassis de Dijon, die Dotcom-Krise, die Finanzmarktstabilisierung und die umweltpolitischen Fragen seien hier nur kurz erwähnt. Seine nüchterne, unaufgeregte Haltung wirkte sich auch positiv auf «Die Volkswirtschaft» aus. Es stand nicht das Haschen nach Effekt im Vordergrund, sondern eine seriöse Analyse der Fakten. Zu einem rationalen Diskurs trug zudem bei, dass in der Zeitschrift unterschiedliche Meinungen gebracht wurden. Damit konnten Fehlschlüsse aufgrund einer zu eingeschränkten oder zu einseitigen Sichtweise vermieden werden. Mit einer seriösen Analyse ist es aber nicht getan; die Resultate müssen in eine politische Beratung umgesetzt werden, welche gehört wird. Hier spielte auch «Die Volkswirtschaft» eine Rolle.

Zitiervorschlag: Die Volkswirtschaft (2012). Aymo Brunetti hat die Wirtschaftspolitik der Schweiz in den letzten dreizehn Jahren stark geprägt. Die Volkswirtschaft, 01. Januar.