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Die Herausforderungen der Schweizer Flughäfen mit regelmässigem Linienverkehr

Die Herausforderungen der Schweizer Flughäfen mit regelmässigem Linienverkehr

Die Schweizer Flughäfen mit regelmässigem Linienverkehr stellen eine sichere, effiziente und qualitativ hochstehende Infrastruktur für die Luftfahrt zur Verfügung und tragen somit erheblich zur Erreichbarkeit der Schweiz bei. Mit ihren zahlreichen Arbeitsplätzen und ihrer hohen Wertschöpfung sind sie wichtige Wirtschaftsfaktoren für ihre Standortregionen. Auch setzen sich die Flughäfen für eine klimaschonende Entwicklung des Luftverkehrs ein. Um im europäischen Wettbewerb bestehen zu können, sind die Flughäfen auf Rahmenbedingungen angewiesen, die ihnen eine nachfrageorientierte Entwicklung ermöglichen.

Gemäss dem Bericht über die Luftfahrtpolitik des Bundes 2004 ist die Anbindung der Schweiz an die europäischen und weltweiten Zentren ein wichtiges Ziel des Bundesrates. Die Landesflughäfen Zürich, Genf und der EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg sowie die Regionalflughäfen mit regelmässigem Linienverkehr Bern, Lugano und St. Gallen-Altenrhein übernehmen hierbei eine wesentliche Rolle, indem sie eine sichere, effiziente und qualitativ hochstehende Infrastruktur zur Abwicklung des Luftverkehrs zur Verfügung stellen.Die direkte und indirekte Wertschöpfung der Luftfahrt betrug im Jahr 2008 9,7 Mrd. Franken, gegenüber 6,7 Mrd. Franken im Jahr 2004.
Vgl. Bundesamt für Zivilluftfahrt / Aerosuisse (2011). Die Schweizer Luftfahrt verzeichnete im Jahr 2008 52 400 Vollzeitstellen, was einer Zunahme von 9800 Vollzeitstellen gegenüber dem Jahr 2004 entspricht. Diese Daten beziehen sich auf die engere volkswirtschaftliche Bedeutung (ohne induzierte und katalytische Effekte). Allein an den sechs in der Swiss International Airports Association (SIAA) organisierten Flughäfen wurden im Jahr 2011 42 989 594 Passagiere gezählt sowie 672 384 Flugbewegungen abgewickelt. Die Anzahl Passagiere nahm prozentual gesehen mehr zu als die Anzahl Flugbewegungen. Diese aus Sicht der Umwelt sehr erfreuliche Entwicklung ist auf den Einsatz grösserer Flugzeuge sowie eine höhere Auslastung der Flugzeuge zurückzuführen.Zu den entscheidenden Wettbewerbsfaktoren für die Schweiz zählt auch die Luftfracht, wie eine Studie der Universität St. Gallen belegt.
Vgl. Ehrenthal et al. (2010). Dass ein Drittel aller Exporte nach Wert die Schweiz per Luftfracht verlassen und ein Sechstel aller Importe nach Wert die Schweiz im Flugzeug erreichen, unterstreicht die Bedeutung der Luftfracht für die aussenhandelsorientierte Schweiz. An den drei Landesflughäfen wurden im Jahr 2011 624 009 Tonnen Luftfracht und -post umgeschlagen.

Flughäfen investieren in qualitativ hochstehende Infrastrukturen …


Um den Passagier- und Luftfrachtverkehr sicher und effizient abwickeln zu können, investieren die Betreibergesellschaften der Flughäfen kontinuierlich in ihre Infrastrukturen. Die Investitionen der Flughäfen beleben die regionale Wirtschaft massgeblich und stellen auch eine wesentliche Erwerbsquelle für lokale KMU dar. So hat die Flughafen Zürich AG seit ihrer Privatisierung im Jahr 2001 umgerechnet 1 Mio. Franken pro Tag investiert. Im Dezember 2011 hat sie das neue Dock B und ein neues zentrales Sicherheitskontrollgebäude mit 26 Kontrolllinien auf vier Etagen in Betrieb genommen. Genève Aéroport eröffnete im Dezember 2011 auf der Ankunftsebene ein Visitor’s Center, einen zentralen Empfangs- und Informationsschalter. Um die Qualität für die Passagiere, die mit Langstreckenflügen in Genf ankommen, zu verbessern, wird voraussichtlich 2012 mit dem Bau des Ostflügels des Terminals begonnen. Am EuroAirport wurden die Sanierung der Hauptpiste und die ersten zwei Bauphasen der Sanierung des ehemaligen Terminalgebäudes erfolgreich beendet. Das Frachtprojekt in der Zone 4 sowie die Schienenanbindung konnten fortgesetzt werden. Mit den Bauarbeiten des dritten Hangars der Firma Amac Aerospace wurde begonnen. Der Flughafen Bern-Belp nahm Anfang 2012 den neuen Non-Schengen Terminal in Betrieb. Durch den Anbau können die Passagierströme strikt getrennt und somit Flüge aus Schengen- und Non-Schengen-Ländern zur gleichen Zeit abgefertigt werden.

… und engagieren sich im Umweltschutz


Die Betreiber der sechs in der SIAA organisierten Flughäfen anerkennen die zunehmende Bedeutung eines langfristigen Klimaschutzes und setzen sich für eine klimaschonende Entwicklung des Luftverkehrs ein. Für sein umfangreiches und systematisches Umweltmanagement hat der Flughafen Zürich im Jahr 2011 erstmals den Eco-Innovation Award des Airports Council International (ACI) Europe gewonnen. Der Genève Aéroport, der im Jahr 2009 einen europäischen Award für seinen Mobilitätsplan erhalten hat, entwickelt gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen Catecar ein äusserst umweltschonendes Swiss Green High Tech Urban Vehicle, welches auf dem Vorfeld eingesetzt werden kann. Er ist gerade dabei, die grösste Solarzellenüberbauung in Europa in Form von 282 Hochtemperatur-Solarzellen zu installieren.Die Klimaschutzprogramme der beiden Flughäfen Zürich und Genf sind beim unabhängigen Airport Carbon Accreditation des europäischen Flughafenverbandes (ACI Europe) auf Stufe 3 akkreditiert. Der EuroAirport prüft eine Akkreditierung. Damit verpflichten sich die akkreditierten Flughäfen, nicht nur ihre eigenen CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern auch ihre Flughafenpartner zu einer Reduktion zu verpflichten.Mit gezielten Fördermassnahmen erhöhen die Flughäfen ihre Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel. 46,3% der Passagiere, Besucher und Angestellten des Flughafens Zürich reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Den Genève Aéroport erreichen 45% der Passagiere mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese ausserordentlich hohen ÖV-Anteile sind auf die hervorragende Erschliessung der Flughäfen durch Bahn, Bus und Tram zurückzuführen.

Flughäfen benötigen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen


Mit ihren Investitionen in Infrastruktur und Umwelt tragen die Flughäfen erheblich zur nachhaltigen Entwicklung des Luftverkehrs und zur hohen Erreichbarkeit der Schweiz bei. Um die Nachfrage nach Flugreisen und Luftfrachttransporten auch in Zukunft befriedigen und im Wettbewerb mit anderen europäischen Flughäfen bestehen zu können, benötigen die Flughäfen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen.Die Flughäfen sehen sich mit vielfältigen Regulierungen konfrontiert, welche die Kapazitäten reduzieren und die nachfragegerechte Entwicklung der Flughäfen zunehmend gefährden. Zudem beeinträchtigen diese Einschränkungen die Rechts- und Planungssicherheit der Flughäfen. So ist etwa der deutsche Luftraum zu bestimmten Zeiten für Landeanflüge auf den Flughafen Zürich gesperrt. Noch in diesem Jahr soll eine sowohl für Deutschland als auch für die Schweiz tragfähige Lösung gefunden werden, damit die dringend benötigte Rechts- und Planungssicherheit hergestellt werden kann.Am EuroAirport hängt die nachhaltige Entwicklung der Flughafenplattform davon ab, Rechtsklarheit für die Schweizer Unternehmen im Schweizer Sektor zu schaffen. In diesem Zusammenhang laufen derzeit Verhandlungen zwischen der Schweiz und Frankreich. Der EuroAirport zählt auf eine baldige Einigung. Bis dahin werden gewisse Grossprojekte – wie z.B. der Bau einer neuen Frachtinfrastruktur – in Frage gestellt.Bei der Umsetzung der europäischen Flughafenentgeltrichtlinie, welche u.a. die Festsetzung der Flughafengebühren regelt, dürfen die Schweizer Flughäfen gegenüber Flughäfen in den Nachbarstaaten nicht benachteiligt werden. Flughäfen müssen auch in Zukunft über die finanziellen Ressourcen verfügen können, um in eine hochwertige Infrastruktur zu investieren. Eine Regulierung muss ausgewogen sein und sowohl die Interessen der Infrastrukturbetreiber (Flughäfen) als auch diejenigen der Infrastrukturnutzer (Fluggesellschaften und Endverbraucher) berücksichtigen.Die Regionalflughäfen sind von der zunehmenden Regulierungsdichte besonders betroffen, da sie im Grundsatz die gleichen Auflagen umzusetzen haben wie die Landesflughäfen. Ein Beispiel dafür ist die Umsetzung der Schengen-Auflagen. Die Ströme der Schengen- und Non-Schengen-Passagiere müssen auch auf den Regionalflughäfen strikt getrennt werden, was zu hohen Investitionen in die Terminals führt. Infolge des geringeren Umsatzvolumens wirken sich die dadurch entstehenden Kosten und der höhere Personalbedarf überproportional negativ auf die Geschäftstätigkeit aus, so dass die Entwicklung der Regionalflughäfen erheblich erschwert wird. Aufgrund ihrer positiven volkswirtschaftlichen Effekte für die nähere Umgebung muss die Konkurrenzfähigkeit der kleineren Flughäfen auch längerfristig erhalten bleiben.

Fazit


Die SIAA setzt sich dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für die Flughäfen mit regelmässigem Linienverkehr wettbewerbsfähig gestaltet werden. Nur so können sich die Flughäfen auch in Zukunft nachfrageorientiert entwickeln und ihre Funktion als bedeutende Verkehrsinfrastrukturen der Schweiz wahrnehmen.

Kasten 1: Tourismus und Luftverkehr

Tourismus und Luftverkehr


Auf eine exzellente internationale Anbindung der Schweiz sind insbesondere der Tourismus und der Aussenhandel angewiesen. Jeder dritte Gast erreicht die Schweiz per Flugzeug. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Exportbranchen der Schweiz und generierte im Jahr 2010 eine Wertschöpfung von 15,6 Mrd. Franken (Schweizer Tourismus-Verband). Insgesamt verzeichnete die Schweizer Hotellerie im Jahr 2010 36,2 Mio. Logiernächte, davon 20,4 Mio. von ausländischen Gästen.

Kasten 2: Literatur

Literatur


− Bericht über die Luftfahrtpolitik der Schweiz 2004.− Bundesamt für Zivilluftfahrt / Aerosuisse: Volkswirtschaftliche Bedeutung der Zivilluftfahrt in der Schweiz. Zürich 2011.− Schweizer Tourismusverband (STV): Schweizer Tourismus in Zahlen 2010.− Ehrenthal Joachim C.F., Hofstetter Joerg S., Stölzle Wolfgang: Luftfracht als Wettbewerbsfaktor des Wirtschaftsstandortes Schweiz: Zur Stärkung der Schweizer Wirtschaft und zur Sicherung hochwertiger Arbeitsplätze im Inland. Göttingen, 2010.

Zitiervorschlag: Robert Deillon (2012). Die Herausforderungen der Schweizer Flughäfen mit regelmässigem Linienverkehr. Die Volkswirtschaft, 01. April.