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Grüne Wirtschaft: Eine Chance für Entwicklungsländer

Eine Grüne Wirtschaft bietet gerade auch den Entwicklungsländern neue Chancen: Sie erlaubt es, Armutsreduktion mit dem Abbau der eklatanten sozialen Ungleichheiten und der Lösung dringender Umweltprobleme zu verbinden. Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit unterstützt diesen positiven Wandel auf vielseitige Weise, sei es durch Beteiligung an internationalen Klimafonds, durch Verbesserung der staatlich gesetzten Rahmenbedingungen in den Entwicklungsländern oder durch konkreten Klima- und Umwelttechnologietransfer unter Einbezug des Privatsektors.

Das Potenzial einer Grünen Wirtschaft hängt stark von Wirtschaftsstruktur, Konjunktur sowie Entwicklungsstadium ab. So steht für viele Industrieländer gegenwärtig das Schlagwort Grünes Wachstum im Vordergrund: Energieeffiziente Technologien und erneuerbare Energien sollen helfen, neue Arbeitsplätze im Cleantech-Bereich zu schaffen und so die Rezession zu überwinden. Schwellenländer dagegen mit anhaltend hohem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum werden vermehrt mit den Konsequenzen ihres geänderten Konsumverhaltens konfrontiert. Zudem treten hier Umweltprobleme – wie Wasser- und Luftverschmutzung oder vergiftete Böden – akut in Erscheinung. Es drohen Versorgungsengpässe bei Rohstoffen und Energie.Die Bevölkerung der ärmsten Entwicklungsländer wiederum ist für ihren Lebensunterhalt häufig direkt von landwirtschaftlichen Gütern und Dienstleistungen abhängig, die aus natürlichen Ressourcen erwirtschaftet werden. Die Pflege dieses Kapitals bietet Sicherheit gegen Naturkatastrophen und Wirtschaftskrisen. Die ärmsten Entwicklungsländer leiden überproportional unter den Folgen von Klimawandel, Bodenerosion oder Wasserknappheit.

Grüne Wirtschaft als Wachstumsbremse?


Viele Entwicklungsländer befürchten, dass eine Grüne Wirtschaft für sie eine Wachstumsbremse und neue Handelshemmnisse bedeuten könnte. Dieses Spannungsfeld wird gegenwärtig bei den Verhandlungen zur Nachhaltigkeitskonferenz «Rio+20» offensichtlich.Die Erfahrungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigen, dass Wirtschaftswachstum und nachhaltiges Ressourcenmanagement nicht im Widerspruch stehen. Eine Grüne Wirtschaft schafft Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Fortschritt in den Entwicklungsländern, während Abwärtsrisiken – wie etwa die Folgen des Klimawandels, zunehmende Wasserknappheit oder der Verlust von Biodiversität – beträchtlich verringert werden. Grüne Wirtschaft ist eine Chance, auch für Entwicklungsländer. Sie bietet ihnen die Gelegenheit für Wirtschaftswachstum durch Effizienzsteigerung und die Förderung alternativer Ressourcen. Sie kann die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft nachhaltig stärken.

Ansatz der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung des Seco


Der Übergang zu einer Grünen Wirtschaft ist mit einem erheblichen Finanzierungsaufwand verbunden, der die limitierten Kapazitäten der meisten Entwicklungsländer übersteigt. Auch mangelt es diesen Ländern an geeigneten Rahmenbedingungen, Information sowie institutionellem und technischem Wissen, um die Reformbemühungen konsequent umzusetzen und internationale Vorgaben der Umweltkonventionen erfüllen zu können. Finanzielle wie auch technische Hilfe sind nötig. Die Entwicklungszusammenarbeit spielt eine wichtige Rolle als Katalysator bei der Transition zu einer Grünen Wirtschaft. Die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit des Seco konzentriert sich auf Gebiete, wo Anreize für private Initiativen geschaffen werden können, etwa zur Steigerung des Handels und der Investitionen. Im Themenschwerpunkt klimafreundliches Wachstum fördert das Seco darum: − Energieeffizienz und erneuerbare Energien; − die nachhaltige Bewirtschaftung der Naturressourcen; − die Stärkung von Markt- und Finanzierungsmechanismen im Klimaschutz. Diese thematischen Stossrichtungen bedingen für das Seco drei sich ergänzende Interventionsansätze: Erstens finanziert das Seco multilaterale Klimafonds mit. Zweitens hilft es, mit wirtschaftspolitischer Fachberatung die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Regulierungen der Partnerländer zu verbessern. Und drittens unterstützt das Seco durch technische Assistenz den Umwelt- und Klimatechnologietransfer.

Internationale Klimafonds – ein wichtiger Beitrag zur Grünen Wirtschaft


Im Jahr 2009 haben sich die Industriestaaten an der Klimakonferenz in Kopenhagen verpflichtet, den Entwicklungsländern von 2010 bis 2012 insgesamt 30 Mrd. US-Dollar für Klimaschutz und -anpassungen zur Verfügung zu stellen. Die Schweiz leistet ihren Beitrag an diese sogenannte Anschubfinanzierung (Fast-start Finance) durch eine im Februar 2011 vom Parlament bewilligte Aufstockung der Entwicklungshilfebudgets der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und des Seco im Umfang von 125 Mio. Franken. Durch zusätzliche Klimaschutzprogramme sollen Treibhausgasemissionen möglichst wirksam und kostengünstig vermindert werden. Ein Weg hierzu ist die Stärkung des CO2-Zertifikatehandels. Die Klimakonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und ihr 2005 in Kraft getretenes Kyoto-Protokoll haben Pionierarbeit geleistet im Aufbau der Carbon-Märkte. Leider leiden die flexiblen Finanzierungsmechanismen des Kyoto-Protokolls unter strukturellen Schwächen. Dazu gehören etwa der Preiszerfall der Zertifikate (aufgrund von Rezession und fehlenden CO2-Reduktionszielen nach 2012), die angebotsseitige Marktdominanz Chinas sowie die teure und zeitaufwändige Zertifizierung. Diese Schwächen sollen durch «neue Marktmechanismen» überwunden werden; das Seco unterstützt deren Entwicklung und Erprobung unter der Anschubfinanzierung (siehe Kasten 1

Partnerschaft für Marktbereitschaft


Unter diesem Titel unterstützt ein mit 75 Mio. US-Dollar dotierter Weltbankfonds 15 Schwellenländer darin, neue Wege des Klimaschutzes und CO2-Handels zu beschreiten. Das Seco ist mit 8,5 Mio. US-Dollar ein aktiver Geber. Die begünstigten Länder profitieren von Expertise und Erfahrungsaustausch sowie der Professionalisierung von CO2-Messung und der Umsetzung nationaler Emissionshandelssysteme. Ziel sind massive CO2-Reduktionen in Schlüsselsektoren wie Schwerindustrie, Strassenverkehr oder Gebäudesektor. Die Motivation der Schwellenländer liegt oftmals in ökonomischen Vorteilen der Grünen Wirtschaft: Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, verbesserter öffentlicher Verkehr oder energieeffizientere Gebäude und Konsumgüter. Entsprechend forcieren die Partnerländer den CO2-Emissionshandel trotz eines fehlenden verbindlichen globalen Klimaregimes. Die Sektorreformprogramme erfordern letztlich milliardenschwere Investitionen, welche sich aus Staatsbudgets der Entwicklungsländer, Privatinvestitionen, Entwicklungshilfe und Emissionshandel zusammensetzen können.

).

Umweltfreundliche Rahmenbedingungen und Regulierungen


Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, welche umweltfreundlich sind, sorgen dafür, dass der Druck von Wirtschaftswachstum auf natürliche Ressourcen nicht zu gross wird. Fiskalische und regulatorische Reformen ermöglichen eine effiziente Allokation beschränkter Ressourcen und werden durch innovationspolitische Massnahmen ergänzt. Eine Kooperation zwischen Wirtschafts- und Umweltministerien ist nötig. Deswegen sind technische Assistenz und Kapazitätsbildungsaktivitäten besonders wichtige Begleitmassnahmen.

Einnahmenseitige Reformen


Bei Reformen auf der Einnahmenseite eines Staatsbudgets konzentriert sich das Seco vor allem die Steuerpolitik. Eine Umweltsteuer spielt eine wichtige Rolle in einer wachstumsorientierten Steuerreform, weil sie die Verlagerung (eines Teils) der Steuerlast weg von stärker verzerrend wirkenden Steuern erleichtert. Umweltsteuern sollten ein natürlicher Bestandteil eines umfassenden Massnahmenpakets zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte sein. In Ländern mit niedrigem Einkommen können Umweltsteuern eine attraktive Alternative zur höheren Besteuerung von Arbeits- und Unternehmenseinkommen oder zu drastischen Kürzungen der öffentlichen Ausgaben sein. Umweltsteuern als Anreize für Unternehmen und Haushalte können Konsum- wie auch Investitionsentscheide beeinflussen. Ansätze und Unterstützungen für ökologische Steuerreformen sind vielseitig und müssen auf das Entwicklungsniveau eines einzelnen Landes abgestimmt sein. Es macht nur begrenzt Sinn, komplexe Umweltsteuerregimes einzuführen, wenn die Steuerverwaltung des Partnerlandes wenig Absorptionskapazität hat und zuerst gestärkt werden muss. Deswegen unterstützt das Seco beispielsweise Partnerländer durch die Mitfinanzierung zweier thematischer Treuhandfonds des Internationalen Währungsfonds: einerseits zur Stärkung von Steueradministrationen und andererseits zur besseren Nutzung von Reichtum aus natürlichen Ressourcen.

Ausgabenseitige Reformen


Ausgabenpolitische Reformansätze sind ebenfalls vielseitig. Die Reform von umweltschädlichen Subventionen ist von einem politischen und praktischen Standpunkt aus meistens schwierig. Solche Reformen haben aber ein grosses Potenzial. Umweltschädliche Subventionen sind teuer (siehe Kasten 2

Reform der Subventionen fossiler Energieträger


Die Internationale Energieagentur (IEA) hat berechnet, dass im Jahr 2010 weltweit 408 Mrd. US-Dollar an Subventionen für fossile Energieträger geleistet wurden, ein Grossteil davon in Entwicklungsländern. Nur 8% dieses Betrags kamen den ärmsten 20% der Bevölkerung zugute. Dennoch spielen in Entwicklungsländer gezielte Kompensationsmassnahmen für diese Haushalte eine wichtige Rolle, um den Subventionsabbau sozialverträglich zu gestalten. Das Seco unterstützt im Verbund mit gleichgesinnten Gebern und den Entwicklungsbanken durchdachte Energiesektorreformen, welche substanzielle Budgets freisetzen für wichtige Aufgaben wie Gesundheitswesen, Bildung oder öffentlichen Verkehr, und gleichzeitig den CO2-Ausstoss reduzieren helfen. Marktverzerrungen zu ungunsten der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz werden so eliminiert und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringert. Das Seco hat auch die Möglichkeit, solche Reformen beispielsweise im Rahmen von Budgethilfeprogrammen zu thematisieren.

), und deren Abbau schafft dringend benötigte fiskalische Spielräume. Informationen über das Ausmass wie auch die verteilungspolitischen Konsequenzen sind oftmals nur spärlich vorhanden. Eine erfolgreiche Reform muss daher die Datenlage verbessern und die verteilungspolitischen Konsequenzen berücksichtigen. Anders verhält es sich mit Grünen Subventionen. Sie können begründet sein, wenn der Markt nicht spielt und positive soziale Externalitäten existieren. Effizient und gezielt eingesetzt können sie Marktbarrieren überwinden. Solche Subventionen sollten jedoch temporär und gut überprüfbar sein. Weiter können öffentliche Gelder direkt genutzt werden, um umweltfreundliche Anreize zu verstärken. Der Fokus liegt einerseits bei der Förderung von Innovationen und Grünen Wirtschaftszweigen – beispielsweise durch Forschungsausgaben – und andererseits auf der Infrastrukturfinanzierung. Bei öffentlichen Infrastrukturinvestitionen ist besonders auf die Umweltverträglichkeit zu achten. Eine Direktfinanzierung eignet sich dann besser als Steueranreize, wenn soziale – und nicht private – Vorteile im Vordergrund stehen. Gerade für eine Regierung mit massiv beschränkten Ressourcen ist es besonders wichtig, dass sie durch den Einsatz von öffentlichen Geldern einen Mehrwert für die Gesamtbevölkerung erzeugt. Zusätzlich muss sich eine solche Regierung auch gegen ein erhöhtes Fiskalrisiko absichern, so etwa durch ein vorsichtiges Schuldenmanagement.

Transparenz und Rechenschaft


Generell ist eine grössere Transparenz und Rechenschaft der Regierung über den Finanzhaushalt immer förderlich. Verbesserte Informationen über Umweltprogramme sind wichtig für die Öffentlichkeit, um die Regierung dazu anzuhalten, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen. Entwicklungsländer verzeichnen Fortschritte im Hinblick auf die Stärkung der Kapazitäten der öffentlichen Finanzverwaltung. Entwicklungsagenturen fokussieren sich oftmals auf die Finanzministerien und allenfalls die Gesundheits- oder Bildungsministerien, um eine verbesserte Transparenz in öffentlichen Finanzen zu thematisieren. Umweltministerien haben bis anhin wenig Unterstützung in diesem Bereich bekommen. Hier sollte mehr unternommen werden.Eine mittelfristige Ausgabenplanung hilft einer Regierung, das Budget so zu strukturieren, dass politische Zielprogramme erreicht werden können. Da Umweltprogramme langfristiger Natur sind und in Entwicklungsländern oftmals den Aufbau von Infrastruktur benötigen, ist eine solche Planung besonders geeignet für Umweltprogramme. Es besteht ein Bedarf, die Umweltprogramme der Partnerländer besser in ihre mittelfristige Ausgabenplanung zu integrieren. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Informationen über Umweltausgaben oftmals fragmentiert und unvollständig sind. Durch die Stärkung der öffentlichen Finanzverwaltungen unserer Partnerländer kann das Seco Entwicklungsländer darin unterstützen, Umweltreformen ein grösseres Gewicht zu geben.

Fiskalrisiken resultierend aus Naturkatastrophen


Ein vorsichtiger Umgang mit aus Naturkatastrophen resultierenden Fiskalrisiken hilft einer Regierung, die finanziellen Konsequenzen von Naturkatastrophen besser abzufedern. Meistens benutzen Länder beim Eintreffen einer Naturkatastrophe Ad-hoc-Massnahmen wie Budgetreallokation, Steuererhöhungen, Kreditaufnahmen auf nationalen und/oder internationalen Märkten sowie den Einsatz von Entwicklungshilfegeldern. All diese Instrumente haben jedoch Nachteile für die Entwicklungsländer. Dort ist beispielsweise der Spielraum für Budgetanpassungen beschränkt, oder die Kosten für eine Kreditaufnahme sind sehr hoch und mit der Gefahr der weiteren Verschuldung belastet. Es gibt aber auch proaktive Strategien für Regierungen, den fiskalischen Risiken von Naturkatastrophen vorausschauend Rechnung zu tragen, unter anderem durch Rückstellungen, Reservegelder, Fonds oder Versicherungslösungen. Insbesondere für Länder, welche öfter von Naturkatastrophen heimgesucht werden, können Katastrophenrisikoversicherungen den Finanzaufwand einer Katastrophe massiv lindern und somit die Volatilität des Staatsbudgets verringern wie auch die Planungssicherheit erhöhen. Der öffentliche Sektor spielt eine starke Rolle in der Festlegung von Rahmenbedingungen für einen funktionierenden, innovativen Versicherungsmarkt mit Anschluss an den internationalen Rückversicherungsmarkt. Das Seco führt im Sommer 2012 in Zusammenarbeit mit Swiss Re für Teilnehmende aus Entwicklungsländern ein Ausbildungsseminar zu Katastrophenrisikoversicherungen durch.

Regulatorische Massnahmen


Mit angemessenen regulatorischen Massnahmen kann eine Regierung umweltfreundliche Rahmenbedingungen für den Privatsektor gewährleisten. Solche regulatorischen Massnahmen betreffen unter anderem Erlasse über Eigentumsrechte, Standardfestlegung und öffentliches Beschaffungswesen. Es geht darum, Anreize für eine effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen richtig zu setzen. Regulatorische Massnahmen sind jedoch nur ein Teil der Lösung. Es bedingt eine starke Innovationsfähigkeit, um bahnbrechende Entwicklungen und neue Produktions- wie Verbrauchsmuster zu schaffen. Eine Intervention des Seco zielt beispielsweise darauf ab, in Zusammenarbeit mit der International Finance Corporation (IFC) die Kapazitäten der kolumbianischen Regierung bei der Einführung umweltfreundlicher Bauvorschriften zu stärken.Entwicklungsländer verfügen oftmals über Kapazitäts- und Personalengpässe in ihrer staatlichen Administration. Deswegen ist der Fokus auf den Kapazitätsaufbau und den internationalen Know-how-Transfer besonders wichtig in Projekten der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Eine logische Sequenzierung der verschiedenen ineinandergreifenden Reformprozesse ist unabdingbar und muss immer an den lokalen Kontext angepasst werden.

Umwelt- und Klimatechnologietransfer


Eine Grüne Wirtschaft bedingt die Bereitstellung einer Netzwerkinfrastruktur (Energie, Wasser, Verkehr, Kommunikation usw.), welche den Anforderungen von Technologien der nächsten Generation gerecht wird. Für Entwicklungsländer, welche oftmals noch kein vollumfänglich existierendes Infrastrukturnetzwerk haben, ergibt sich die Chance, aktuelle Technologien zu überspringen und von Anfang an umweltfreundliche Technologien einzusetzen. Das Seco arbeitet hierzu vermehrt mit Gross- und Mittelstädten in Entwicklungsländern zusammen. Dabei kommen auch von der Schweiz entwickelte Ansätze – wie das Energiestadtmodell – zum Einsatz. Auch der Industriesektor der Partnerländer benötigt dringend den Transfer von Umwelt- und Klimatechnologien. Industrielle Ressourceneffizienz ist im Kontext höherer Energie- und Rohstoffpreise zunehmend ein Kosten- und Wettbewerbsfaktor. Und internationale Kunden verlangen immer häufiger Produkte mit niedrigem CO2-Fussabdruck und Wasserverbrauch. Das Seco unterstützt darum Beratungsstellen in den Entwicklungsländern, welche den dortigen Klein- und Mittelunternehmen Einsparpotenziale aufzeigen und die Umstellung auf umweltfreundliche Produktionsprozesse erleichtern (siehe Kasten 3

Ressourceneffiziente Industrie


Zurückgehend auf eine Initiative am Rio-Gipfel 1992 unterstützt das Seco zusammen mit der UN-Organisation für Industrieentwicklung (Unido) in zahlreichen Partnerländern – Kolumbien, Peru, Zentralamerika, Ukraine, Ägypten, Tunesien, Südafrika, Vietnam, China, Indien und Indonesien – Beratungszentren zur Steigerung der Ressourceneffizienz in der Industrie. Diese vor allem auf die Exportsektoren ausgerichteten Dienstleistungsanbieter vermitteln innovative Technologien und Konzepte – wie Biogasnutzung aus Industrieabfällen, Recycling chemischer Stoffe und gemeinsame Strategien in «Ökoindustriezonen» – und stärken den gezielten Süd-Süd-Wissensaustausch. Zusammen mit dem UN-Umweltprogramm und privaten Partnern hat sich die Unido 2012 anerboten, im Rahmen der Klimakonvention ein neues globales Klimatechnologienetzwerk für industrielle Prozesse aufzubauen. Um die in Technologiefragen führenden multinationalen Unternehmen systematischer einzubeziehen, hat die Unido ausserdem die Green Industry Plattform lanciert.

).
Kasten 1: Partnerschaft für Marktbereitschaft

Partnerschaft für Marktbereitschaft


Unter diesem Titel unterstützt ein mit 75 Mio. US-Dollar dotierter Weltbankfonds 15 Schwellenländer darin, neue Wege des Klimaschutzes und CO2-Handels zu beschreiten. Das Seco ist mit 8,5 Mio. US-Dollar ein aktiver Geber. Die begünstigten Länder profitieren von Expertise und Erfahrungsaustausch sowie der Professionalisierung von CO2-Messung und der Umsetzung nationaler Emissionshandelssysteme. Ziel sind massive CO2-Reduktionen in Schlüsselsektoren wie Schwerindustrie, Strassenverkehr oder Gebäudesektor. Die Motivation der Schwellenländer liegt oftmals in ökonomischen Vorteilen der Grünen Wirtschaft: Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, verbesserter öffentlicher Verkehr oder energieeffizientere Gebäude und Konsumgüter. Entsprechend forcieren die Partnerländer den CO2-Emissionshandel trotz eines fehlenden verbindlichen globalen Klimaregimes. Die Sektorreformprogramme erfordern letztlich milliardenschwere Investitionen, welche sich aus Staatsbudgets der Entwicklungsländer, Privatinvestitionen, Entwicklungshilfe und Emissionshandel zusammensetzen können.

Kasten 2: Reform der Subventionen fossiler Energieträger

Reform der Subventionen fossiler Energieträger


Die Internationale Energieagentur (IEA) hat berechnet, dass im Jahr 2010 weltweit 408 Mrd. US-Dollar an Subventionen für fossile Energieträger geleistet wurden, ein Grossteil davon in Entwicklungsländern. Nur 8% dieses Betrags kamen den ärmsten 20% der Bevölkerung zugute. Dennoch spielen in Entwicklungsländer gezielte Kompensationsmassnahmen für diese Haushalte eine wichtige Rolle, um den Subventionsabbau sozialverträglich zu gestalten. Das Seco unterstützt im Verbund mit gleichgesinnten Gebern und den Entwicklungsbanken durchdachte Energiesektorreformen, welche substanzielle Budgets freisetzen für wichtige Aufgaben wie Gesundheitswesen, Bildung oder öffentlichen Verkehr, und gleichzeitig den CO2-Ausstoss reduzieren helfen. Marktverzerrungen zu ungunsten der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz werden so eliminiert und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringert. Das Seco hat auch die Möglichkeit, solche Reformen beispielsweise im Rahmen von Budgethilfeprogrammen zu thematisieren.

Kasten 3: Ressourceneffiziente Industrie

Ressourceneffiziente Industrie


Zurückgehend auf eine Initiative am Rio-Gipfel 1992 unterstützt das Seco zusammen mit der UN-Organisation für Industrieentwicklung (Unido) in zahlreichen Partnerländern – Kolumbien, Peru, Zentralamerika, Ukraine, Ägypten, Tunesien, Südafrika, Vietnam, China, Indien und Indonesien – Beratungszentren zur Steigerung der Ressourceneffizienz in der Industrie. Diese vor allem auf die Exportsektoren ausgerichteten Dienstleistungsanbieter vermitteln innovative Technologien und Konzepte – wie Biogasnutzung aus Industrieabfällen, Recycling chemischer Stoffe und gemeinsame Strategien in «Ökoindustriezonen» – und stärken den gezielten Süd-Süd-Wissensaustausch. Zusammen mit dem UN-Umweltprogramm und privaten Partnern hat sich die Unido 2012 anerboten, im Rahmen der Klimakonvention ein neues globales Klimatechnologienetzwerk für industrielle Prozesse aufzubauen. Um die in Technologiefragen führenden multinationalen Unternehmen systematischer einzubeziehen, hat die Unido ausserdem die Green Industry Plattform lanciert.

Kasten 4: Bibliografie

Bibliografie


− UNEP, 2011: Towards a Green Economy: Pathways to Sustainable Development and Poverty Eradication – A Synthesis for Policy Makers, http://www.unep.org/greeneconomy.− UNEP, 2010: Green Economy, Driving a Green Economy through Public Finance and Fiscal Policy Reform, Working Paper v. 1.0, Geneva, Switzerland.− OECD, (2011), Towards Green Growth, OECD Publishing, http://dx.doi.org/10.1787/9789264111318-en.− OECD (2011), Greening Public Budgets in Eastern Europe, Caucasus and Central Asia, OECD Publishing, http://dx.doi.org/10.1787/9789264118331-en.− Swiss Re (2011), Closing the Financial Gap, Switzerland, http://media.swissre.com/documents/pub_closing_the_financial_gap_W1.pdf.− Peter Messerli, Green Economy – Neues Schlagwort oder Chance für nachhaltige Entwicklung und Umwelt? Center for Development and Environment, Universität Bern, 2011, http://www.cde.unibe.ch/CDE/pdf/Green%20Economy_v12.pdf.

Zitiervorschlag: Stefan Denzler, Katrin Ochsenbein, (2012). Grüne Wirtschaft: Eine Chance für Entwicklungsländer. Die Volkswirtschaft, 01. Mai.