Die Berner Wirtschaft – innovativ und zuverlässig wie der Kanton Bern
Im Kanton Bern arbeiten schweizweit am meisten Arbeitnehmende in der verarbeitenden Industrie. Etliche international erfolgreiche Unternehmen sind hier angesiedelt. Die Stadt Bern ist Sitz der Bundesverwaltung sowie der Unternehmen des Bundes. Zudem ist Bern ein bedeutender Tourismuskanton. Insgesamt ergibt sich daraus eine breit diversifizierte Wirtschaftsstruktur mit vielen Stärken, aber auch mit grossen Herausforderungen an die kantonale Wirtschaftspolitik. Der Kanton Bern will seinen Handlungsspielraum nutzen, um die Wirtschaftskraft und den Wohlstand zu verbessern. Wie das erfolgen soll, führt er in der Wirtschaftsstrategie 2025 aus.
Der Kanton Bern ist der zweitgrösste Schweizer Kanton bezüglich Fläche, Bevölkerung und Wirtschaftsleistung. Er ist von der regionalen Vielfalt geprägt: Jede der fünf Regionen ist vergleichbar mit einem mittelgrossen Kanton. Nebst wirtschaftlich dynamischen Regionen hat der Kanton Bern strukturschwache Gebiete. Es ist eine grosse Herausforderung, diese Vielseitigkeit in einer kantonalen Wirtschaftspolitik einheitlich und zielgerichtet für die wirtschaftliche Entwicklung zu berücksichtigen.Die im Juni 2011 vorgestellte Wirtschaftsstrategie 2025 ist als strategisches Führungsinstrument konzipiert. Sie beinhaltet eine Analyse der Stärken und Schwächen des Kantons, formuliert ein ehrgeiziges strategisches Ziel und definiert die strategischen Handlungsachsen.
Stabile Wirtschaft
Die wirtschaftliche Situation im Kanton Bern ist gut. Die breit diversifizierte Wirtschaftsstruktur trägt zu einer stabilen Wirtschaftsentwicklung bei, sichert Arbeitsplätze und Einkommen. Die Erwerbsquote ist hoch, und die Arbeitslosigkeit liegt deutlich unter dem schweizerischen Mittel. Im grössten Industriekanton der Schweiz haben zahlreiche international erfolgreiche Unternehmen aus Maschinen-, Präzisions- und Uhrenindustrie sowie Medizinaltechnik ihren Sitz. Das Gesundheits- und Sozialwesen mit 70 000 und die öffentliche Verwaltung mit 40 000 Beschäftigten bieten konjunkturunabhängige Arbeitsplätze. Zusammen mit Graubünden und Wallis ist Bern einer der drei grossen Tourismuskantone. Die Erreichbarkeit auf Strasse und Schiene ist sehr gut. Der Flughafen Bern-Belp baut sein Angebot laufend aus. Der Kanton Bern hat eine Universität mit rund 15 000 Studierenden an acht Fakultäten, eine Fachhochschule mit sechs Departementen und 6500 Studierenden sowie eine Pädagogische Hochschule mit über 2000 Studierenden.
Ungenügende Dynamik
Die Analyse zeigt jedoch auch Schwächen. In der Vergangenheit hat sich der Kanton Bern im Vergleich zu anderen Kantonen weniger dynamisch entwickelt und liegt bei wichtigen Kennzahlen zurück. Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf der Bevölkerung wie auch pro Erwerbstätigen liegt unter dem Wert der Schweiz. Das Bevölkerungswachstum war deutlich unterdurchschnittlich, was sich auf die Zunahme der Erwerbstätigen und der Arbeitsplätze auswirkte. Die Steuerbelastung für juristische Personen liegt im hinteren Mittelfeld, diejenige für natürliche Personen über dem schweizerischen Schnitt. Insgesamt ist die Wirtschaftskraft des Kantons Bern eher tief. Gemessen am Ressourcenindex 2012, der Grundlage für den nationalen Finanzausgleich, belegt der Kanton Bern den 21. Rang.
Regionale Vielfalt
Einer der Gründe, weshalb der Kanton Bern im Vergleich mit Kantonen wie Aargau oder Zürich weniger gut abschneidet, sind die regionalen Unterschiede. Die fünf Regionen im Kanton haben alle ein spezifisches Profil – wirtschaftlich, historisch und kulturell. Die Region Bern-Mittelland mit der Bundesstadt Bern hat fast 400 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Mit über 260 000 Arbeitsplätzen – der Hälfte der Arbeitsplätze im Kanton – ist diese Region ein Wirtschaftszentrum der Schweiz. Der Dienstleistungssektor dominiert: Swisscom, Post und SBB haben ihren Hauptsitz in oder um die Stadt Bern; der Grossteil der Kantons- und Bundesverwaltung ist hier angesiedelt. Auch der Gesundheits- und Medizintechnikbereich ist bedeutend: Unternehmen wie CSL Behring, Galenica und Haag-Streit produzieren hier. Das Inselspital allein beschäftigt über 7000 Mitarbeitende. Die engere Region Bern belegt im Standortqualitätsrating 2012 der Credit Suisse den 19. Rang von 110 Regionen; sie ist damit nach Nyon die attraktivste Region ausserhalb des Grossraums Zürich.Das Berner Oberland wäre für sich allein der flächenmässig fünftgrösste Kanton der Schweiz. Jeder vierte Arbeitsplatz ist vom Tourismus abhängig und jeder fünfte Franken wird im Tourismus verdient. Destinationen wie Gstaad-Saanenland und die Jungfrauregion sind weltweit bekannt und profitieren in der aktuellen Eurokrise von ihrer Gästestruktur, die einen grossen Anteil aussereuropäischer Gäste aufweist. Am Kongressstandort Interlaken findet unter anderem das jährliche Swiss Economic Forum statt. Mit Firmen wie Fritz Studer, Meyer Burger, Ruag, Rychiger und Schleuniger bilden die Stadt Thun und die umliegenden Gemeinden ein Zentrum des Maschinenbaus in der Schweiz. Die Region Emmental-Oberaargau ist Industriestandort und Landwirtschaftsregion. Dies zeigt sich auch in der Unternehmenslandschaft: Neben Industrieunternehmen wie dem Bauausrüster und Maschinenhersteller Ammann, dem Spezialisten für Seilsysteme Jakob und BikeTec, dem Hersteller der Flyer-Elektrovelos, profitieren Lebensmittelproduzenten – wie der Biscuithersteller Kambly und Nestlé – von hervorragenden Rohstoffen. Die Region Seeland mit der zweisprachigen Stadt Biel/Bienne wird durch die Präzisions- und Uhrenindustrie geprägt. Biel ist Hauptsitz des weltgrössten Uhrenkonzerns Swatch Group und Standort grosser Produktionsanlagen von Rolex. Die gesamte Uhrenindustrie profitiert von den weltweit wachsenden Märkten und baut ihre Produktion laufend aus. 2011 konnte der Export allein in der Region Seeland um 15% oder über 300 Mio. Franken gesteigert werden.In der französischsprachigen Region Jura bernois ist die Hälfte der Beschäftigten im sekundären Sektor tätig. Schwerpunkte liegen in der Metall- sowie in der Uhren- und Präzisionsindustrie. International tätige Firmen – wie beispielsweise Straumann, ein Hersteller von medizinischen Geräten, oder Sonceboz, Spezialist für mechatronische Antriebstechnik – finden im Jura bernois genügend Fachkräfte. Die internationale Fachmesse der Präzisionsindustrie Siams in Moutier trägt dieses Renommee in die ganze Welt.
Mehr Wohlstand und Wirtschaftskraft
Die kantonale Wirtschaftspolitik kann regionale Unterschiede und gewachsene Strukturen nicht kurz- und mittelfristig verändern. Die Wirtschaftsstrategie 2025 setzt auf die vorhandenen Stärken und orientiert sich an den tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten. Sie setzt folgendes strategisches Ziel: Bis ins Jahr 2025 steht der Kanton Bern bei allen drei Dimensionen der Nachhaltigen Entwicklung (Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) besser da als im Jahr 2011. Für die Dimension Wirtschaft bedeutet dies, dass der Wohlstand der Bernerinnen und Berner über den Schweizer Durchschnitt ansteigt und dass sich der Kanton Bern bei der Wirtschaftskraft in der Rangliste der Kantone verbessert.Als Indikator für den Wohlstand dient das frei verfügbare Einkommen. Diese Grösse wird von der Credit Suisse regelmässig berechnet und weist den Betrag aus, der vom Bruttoeinkommen verbleibt, nachdem Steuern, Sozialabgaben, BVG, Krankenkasse und Wohnkosten abgezogen sind. Heute liegt der Kanton Bern im Schweizer Durchschnitt. Zusätzlich hat der Kanton Bern den Berner Wohlstandsindex BWX entwickelt, der zur Messung des wirtschaftlichen Wohlstands über das Bruttoinlandprodukt hinausgeht (siehe Kasten 1
Berner Wohlstandsindex BWX
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist die allgemein anerkannte Referenzgrösse für die wirtschaftliche Entwicklung. Das BIP blendet aber die zunehmende Bedeutung von umwelt- und sozialpolitischen Faktoren aus. Deshalb wird sowohl national als auch international intensiv diskutiert, wie das BIP am besten zu ersetzen oder zu ergänzen sei. Es gibt verschiedene Ansätze, die versuchen, Aspekte des Wohlstands, der Wohlfahrt, der Lebensqualität und des Glücks zu quantifizieren.Die Messung der Nachhaltigen Entwicklung im Rahmen des Cercle Indicateurs mit rund 30 Indikatoren gibt ein umfassendes Bild der komplexen Zusammenhänge der Nachhaltigen Entwicklung ab. Eine übersichtliche Darstellung aus einer wirtschaftlichen Perspektive, die nicht allein die in Franken messbare Produktion erfasst, fehlt dagegen bis heute.Bern ist der erste Kanton, der einen konkreten Index zum Wohlstand präsentiert. Der Berner Wohlstandsindex (BWX) als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung ergänzt das BIP. Er beruht auf Zahlen, die bereits erfasst werden und erlaubt eine Beurteilung des Wohlstands auf einen Blick. Die Indikatoren des BWX erfüllen folgende Kriterien:− Die Indikatoren lassen Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu. − Es sind Aussagen auf kantonaler Ebene möglich. − Die Indikatoren beruhen auf regelmässig erhobenen und veröffentlichten Zahlen. Die Indikatoren beleuchten die Entwicklung in vier Dimensionen. Erfasst werden die Attraktivität, die wirtschaftliche Stärke, die Ressourcen – bzw. deren Verbrauch – sowie die Stabilität. Die Daten werden mit dem schweizerischen Durchschnitt und den Referenzkantonen Aargau, St.Gallen, Waadt und Zürich verglichen. Die Ergebnisse lassen sich folgendermassen zusammenfassen: Der Kanton Bern weist in allen vier Dimensionen sowohl über- als auch unterdurchschnittliche Werte aus. − Bei der Attraktivität schneidet der Kanton Bern einzig hinsichtlich der Steuern unterdurchschnittlich ab. Das frei verfügbare Einkommen ist grösser als im Schweizer Durchschnitt und auch grösser als in den Kantonen Zürich und Waadt. Die Erreichbarkeit ist einzig in Zürich besser. Insgesamt schneiden Aargau und Zürich am besten ab. Bern und St.Gallen sind vergleichbar, die Waadt weist bei allen drei Indikatoren dieser Dimension unterdurchschnittliche Ergebnisse aus.− Bei der wirtschaftlichen Stärke liegen das BIP pro Kopf und das Ressourcenpotenzial unterhalb des Durchschnitts. Dafür ist die Qualifikation der Wohnbevölkerung überdurchschnittlich hoch. In dieser Dimension am stärksten ist der Kanton Zürich. Die Kantone Bern, Aargau und Waadt sind ungefähr gleich stark.− Bei den Ressourcen steht der Kanton Bern gut da. Die öffentliche Verschuldung liegt unter dem Mittel, und mit der Abfallmenge schneidet Bern besser ab als sämtliche Referenzkantone. Der überdurchschnittliche Bodenverbrauch ergibt sich aufgrund der grossen Kantonsfläche. Insgesamt weisen Zürich, Aargau und St.Gallen ähnlich gute Resultate aus.− Bei der Stabilität liegt der Kanton Bern hinsichtlich Sozialhilfequote und Demografie unter dem Durchschnitt. Dafür ist die Arbeitslosenquote tief. Insgesamt schneidet der Aargau am besten ab, gefolgt von St.Gallen. Bern ist mit Zürich vergleichbar, jedoch deutlich besser als die Waadt.Internet: http://www.be.ch/bwx.
).Die Wirtschaftskraft bemisst sich aufgrund des Ressourcenpotenzials. Dieses vergleicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit dem schweizerischen Durchschnitt und ist deshalb nicht konjunkturabhängig. Das strategische Ziel wird mit drei strategischen Handlungsachsen konkretisiert.
Innovation und Schonung der Ressourcen
Es ist unbestritten: Die wirtschaftliche Entwicklung muss künftig mit einem deutlich sinkenden Ressourcenverbrauch einhergehen. Das ist eines der Anliegen von «Cleantech». Der Kanton Bern hat sich zum Ziel gesetzt, Cleantech-Standort Nummer eins in der Schweiz zu werden. Die Schweiz und der Kanton Bern können in diesem Bereich von ihrer jahrzehntelangen Erfahrung profitieren. Beispielsweise steht im Berner Jura eines der bedeutendsten Zentren der Schweiz für erneuerbare Energien: Das Windkraftwerk auf dem Mont Crosin produziert jährlich rund 2,5 Mio. kWh. Das Sonnenkraftwerk auf dem Mont Soleil ist gleichzeitig die grösste schweizerische Forschungs- und Demonstrationsanlage im Bereich der Photovoltaik. Ergänzt werden diese Anlagen durch das Photovoltaiklabor an der Berner Fachhochschule, das seit 1988 im Bereich Ausbildung und besonders intensiv auch in Forschung und Entwicklung tätig ist.Einen Schwerpunkt setzt der Kanton Bern bei den Aus- und Weiterbildungsangeboten, damit die Unternehmen ihren Bedarf an Fachkräften decken und durch neues Wissen den Ressourcenverbrauch bei ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten senken können. Dabei sollen die Kompetenzen der bestehenden Forschungszentren an der Universität Bern und der Berner Fachhochschule gezielt einfliessen. In Biel wird in den nächsten Jahren der Campus Technik der Berner Fachhochschule entstehen. Kanton und Stadt haben die klare Absicht, Standort für einen Swiss Innovation Park zu werden. Nach der Gründung des Vereins Swiss Innovation Park im März 2012 ist die Trägerschaft für den nationalen Innovationspark an verschiedenen Standorten in der Schweiz im Aufbau. Die Stadt Biel bietet mit ihren zahlreichen Unternehmen aus der Präzisionstechnik, dem geplanten Fachhochschul-Campus und mit strategischen Landreserven hervorragende Voraussetzungen für einen nationalen Innovationspark.Die jährlich stattfindende Messe «CleantecCity» und der «Swiss Energy and Climate Summit» im Herbst 2012 in Bern bieten nicht nur den zahlreichen Berner Unternehmen und den Hochschulen im Cleantech-Bereich Gelegenheit, Innovationen und erfolgreiche Kooperationsprojekte zu präsentieren.
Anreize richtig setzen
Eine der folgenreichsten Schwächen des Kantons ist die stark unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung. Damit mehr Leute im Kanton Bern wohnen, müssen genügend Wohnraum und Arbeitsmöglichkeiten vorhanden sein. Zusätzliche Arbeitsplätze sind für die Stärkung der Wirtschaftskraft unverzichtbar. Der Kanton hat kaum Möglichkeiten, direkt auf diese Entwicklungen einzuwirken – er muss die Anreize und Rahmenbedingungen richtig setzen. Dabei stehen Raumplanung und Infrastrukturen im Zentrum. Im Kanton Bern ist zwar genug Bauland vorhanden, aber oft an ungeeigneten Standorten. Der Kanton Bern will Arbeitsplätze konzentriert an gut erschlossenen Standorten ansiedeln. Zu diesem Zweck hat er 1989 das Programm der wirtschaftlichen Entwicklungsschwerpunkte (ESP) gestartet. Aktuell existieren 37 ESP-Standorte im ganzen Kanton. Der grösste Standort erstreckt sich im Berner Wankdorf auf über 300 Hektaren: Rund 20 000 Arbeitsplätze sind hier im Entstehen begriffen. Der Kanton Bern will in den nächsten Jahren neue ESP-Standorte entwickeln. Mit dem Aufbau der Regionalkonferenzen zur verbindlichen Zusammenarbeit der Gemeinden im Bereich regionale Richt-, Gesamtverkehrs- und Siedlungsplanung sowie der Bezirksreform, bei der die ehemaligen 26 Amtsbezirke auf fünf Verwaltungsregionen und zehn Verwaltungskreise reduziert wurden, hat der Kanton seine Strukturen in den vergangenen Jahren reformiert. Auf Gemeindeebene haben sich jedoch noch keine grossen Veränderungen ergeben – der Kanton hat heute 382 Gemeinden. Diese kleinräumige Struktur bietet Gewähr für Bürgernähe, stellt aber einen Kostenfaktor dar. Zudem besteht die Gefahr, dass übergeordnete, für den Kanton oder die Region wichtige Anliegen gegenüber den Einzelinteressen zu kurz kommen. Im September 2012 stimmen die Bernerinnen und Berner darüber ab, ob künftig Gemeindefusionen unter bestimmten Voraussetzungen auch gegen den Willen der betroffenen Gemeinden angeordnet und in gewissen Fällen Leistungen aus dem Finanzausgleich gegenüber fusionsunwilligen Gemeinden gekürzt werden können.
Verständlich und bürgernah handeln
Damit der Kanton Bern als moderner und attraktiver Wirtschaftsstandort wahrgenommen wird, muss er seine Leistungen bürgernah, rasch und preisgünstig erbringen. Der Kanton Bern strebt zielorientierte Lösungen für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Unternehmen an. Ein gelungenes Beispiel dazu ist das TaxMe-Portal der Berner Steuerverwaltung, das seit mehreren Jahren eine Online-Abwicklung der Steuererklärung bietet. Neu steht steuerpflichtigen Personen zusätzlich eine kostenlose App für das iPhone zur Verfügung. Damit können relevante Belege oder Abzüge im Verlaufe des Jahres direkt via iPhone erfasst werden. Der Einsatz moderner Kommunikationsmittel und der Ausbau von E-Government schafft in einer Wissens- und Kommunikationsgesellschaft die Voraussetzung, staatliche Leistungen effizient zu erbringen und gleichzeitig das Image eines Standorts nicht durch eine aufgesetzte Kommunikation, sondern durch gute Leistungen zu verbessern. Die Entwicklung der Standortpromotion hin zu einem integrierten Standortmarketing bleibt aber eine wichtige Aufgabe (siehe Kasten 2
Tourismuspolitik im Kanton Bern
Als Tourismuskanton bietet Bern Natur und Kultur von Weltrang: Die einzigartige Bergwelt rund um die bekannten Gipfel Eiger, Mönch und Jungfrau wurde von der Unesco in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Berner Altstadt, die seit 1983 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Regionalpolitik und Tourismus sind im Kanton Bern eng verbunden. Der Grossteil der in den vergangenen vier Jahren im Rahmen der Neuen Regionalpolitik unterstützten Projekte ist touristischer Natur. Angesichts des starken Wettbewerbs unter den Destinationen im alpinen Raum wird die Marktbearbeitung immer anspruchsvoller. Die bestehenden zehn Destinationen verfolgten bisher eine dezentrale Vermarktung. Eine übergeordnete Vermarktung fehlte bisher. Ein weiterer Schwachpunkt der heutigen Situation ist die Pflege der Marke «Berner Oberland». Diese Marke ist in einzelnen Zielmärkten nach wie vor von grosser Bedeutung und eine wichtige Grundlage für die Vermarktung von kleineren Orten. Mit der neu gegründeten Marketing Kanton Bern AG beteiligt sich der Kanton Bern an der destinationsübergreifenden Marktbearbeitung im Tourismus und schafft so Synergien und Mehrwerte. Langfristiges Ziel bleibt die Ausrichtung auf ein integriertes Standortmarketing des Kantons Bern.
).
Fazit und Ausblick
Der Grosse Rat hat die Wirtschaftsstrategie 2025 im November 2011 zur Kenntnis genommen. Sie definiert die Berner Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre. Im Herbst 2012 wird ein erstes Massnahmenpaket der Öffentlichkeit vorgestellt. Daneben bleibt der Einsatz für gute Rahmenbedingungen für den Wirtschafts- und Wohnstandort Kanton Bern eine Daueraufgabe.
Grafik 1: «Berner Regionen»
Kasten 1: Berner Wohlstandsindex BWX
Berner Wohlstandsindex BWX
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist die allgemein anerkannte Referenzgrösse für die wirtschaftliche Entwicklung. Das BIP blendet aber die zunehmende Bedeutung von umwelt- und sozialpolitischen Faktoren aus. Deshalb wird sowohl national als auch international intensiv diskutiert, wie das BIP am besten zu ersetzen oder zu ergänzen sei. Es gibt verschiedene Ansätze, die versuchen, Aspekte des Wohlstands, der Wohlfahrt, der Lebensqualität und des Glücks zu quantifizieren.Die Messung der Nachhaltigen Entwicklung im Rahmen des Cercle Indicateurs mit rund 30 Indikatoren gibt ein umfassendes Bild der komplexen Zusammenhänge der Nachhaltigen Entwicklung ab. Eine übersichtliche Darstellung aus einer wirtschaftlichen Perspektive, die nicht allein die in Franken messbare Produktion erfasst, fehlt dagegen bis heute.Bern ist der erste Kanton, der einen konkreten Index zum Wohlstand präsentiert. Der Berner Wohlstandsindex (BWX) als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung ergänzt das BIP. Er beruht auf Zahlen, die bereits erfasst werden und erlaubt eine Beurteilung des Wohlstands auf einen Blick. Die Indikatoren des BWX erfüllen folgende Kriterien:− Die Indikatoren lassen Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu. − Es sind Aussagen auf kantonaler Ebene möglich. − Die Indikatoren beruhen auf regelmässig erhobenen und veröffentlichten Zahlen. Die Indikatoren beleuchten die Entwicklung in vier Dimensionen. Erfasst werden die Attraktivität, die wirtschaftliche Stärke, die Ressourcen – bzw. deren Verbrauch – sowie die Stabilität. Die Daten werden mit dem schweizerischen Durchschnitt und den Referenzkantonen Aargau, St.Gallen, Waadt und Zürich verglichen. Die Ergebnisse lassen sich folgendermassen zusammenfassen: Der Kanton Bern weist in allen vier Dimensionen sowohl über- als auch unterdurchschnittliche Werte aus. − Bei der Attraktivität schneidet der Kanton Bern einzig hinsichtlich der Steuern unterdurchschnittlich ab. Das frei verfügbare Einkommen ist grösser als im Schweizer Durchschnitt und auch grösser als in den Kantonen Zürich und Waadt. Die Erreichbarkeit ist einzig in Zürich besser. Insgesamt schneiden Aargau und Zürich am besten ab. Bern und St.Gallen sind vergleichbar, die Waadt weist bei allen drei Indikatoren dieser Dimension unterdurchschnittliche Ergebnisse aus.− Bei der wirtschaftlichen Stärke liegen das BIP pro Kopf und das Ressourcenpotenzial unterhalb des Durchschnitts. Dafür ist die Qualifikation der Wohnbevölkerung überdurchschnittlich hoch. In dieser Dimension am stärksten ist der Kanton Zürich. Die Kantone Bern, Aargau und Waadt sind ungefähr gleich stark.− Bei den Ressourcen steht der Kanton Bern gut da. Die öffentliche Verschuldung liegt unter dem Mittel, und mit der Abfallmenge schneidet Bern besser ab als sämtliche Referenzkantone. Der überdurchschnittliche Bodenverbrauch ergibt sich aufgrund der grossen Kantonsfläche. Insgesamt weisen Zürich, Aargau und St.Gallen ähnlich gute Resultate aus.− Bei der Stabilität liegt der Kanton Bern hinsichtlich Sozialhilfequote und Demografie unter dem Durchschnitt. Dafür ist die Arbeitslosenquote tief. Insgesamt schneidet der Aargau am besten ab, gefolgt von St.Gallen. Bern ist mit Zürich vergleichbar, jedoch deutlich besser als die Waadt.Internet: http://www.be.ch/bwx.
Kasten 2: Tourismuspolitik im Kanton Bern
Tourismuspolitik im Kanton Bern
Als Tourismuskanton bietet Bern Natur und Kultur von Weltrang: Die einzigartige Bergwelt rund um die bekannten Gipfel Eiger, Mönch und Jungfrau wurde von der Unesco in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Berner Altstadt, die seit 1983 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Regionalpolitik und Tourismus sind im Kanton Bern eng verbunden. Der Grossteil der in den vergangenen vier Jahren im Rahmen der Neuen Regionalpolitik unterstützten Projekte ist touristischer Natur. Angesichts des starken Wettbewerbs unter den Destinationen im alpinen Raum wird die Marktbearbeitung immer anspruchsvoller. Die bestehenden zehn Destinationen verfolgten bisher eine dezentrale Vermarktung. Eine übergeordnete Vermarktung fehlte bisher. Ein weiterer Schwachpunkt der heutigen Situation ist die Pflege der Marke «Berner Oberland». Diese Marke ist in einzelnen Zielmärkten nach wie vor von grosser Bedeutung und eine wichtige Grundlage für die Vermarktung von kleineren Orten. Mit der neu gegründeten Marketing Kanton Bern AG beteiligt sich der Kanton Bern an der destinationsübergreifenden Marktbearbeitung im Tourismus und schafft so Synergien und Mehrwerte. Langfristiges Ziel bleibt die Ausrichtung auf ein integriertes Standortmarketing des Kantons Bern.
Kasten 3: Literatur
Literatur
− Wirtschaftsstrategie 2025 des Kantons Bern. Bern, 14. März 2012, http://www.be.ch/wirtschaftsstrategie.− beco Berner Wirtschaft: Bericht zur Wirtschaftslage 2011. Daten und Fakten zur wirtschaftlichen Situation im Kanton Bern. Bern, Juni 2011, http://www.be.ch/wirtschaftsdaten. − Credit Suisse Economic Research: Swiss Issues Regionen. Wohnen und Pendeln: Wo lebt sich’s am günstigsten? Das verfügbare Einkommen in der Schweiz. Zürich, Mai 2011.
Zitiervorschlag: Bhend, Daniel; Studer, Adrian (2012). Die Berner Wirtschaft – innovativ und zuverlässig wie der Kanton Bern. Die Volkswirtschaft, 01. Juli.