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Freiwillige Standards und Labels in der Migros: 
Werttreiber und ihre Hindernisse

Freiwillige Standards und Labels in der Migros: 
Werttreiber und ihre Hindernisse

Freiwillige Nachhaltigkeitsstandards und Labels sind die zentralen Grundpfeiler für Beschaffungen der Migros. Als verantwortungsvolles Unternehmen ist sie gegenüber ihrer Kundschaft verpflichtet, möglichst sozial- und umweltgerecht hergestellte Produkte anzubieten. Um diese Verpflichtung wahrzunehmen, setzt die Migros auf verschiedene freiwillige Standards, die als Instrumente zur nachhaltigen Beschaffung dienen. Damit kann sie darauf hinwirken, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette verbessern oder nachhaltige Rohstoffe beschafft werden. Hindernis für die Umsetzung von freiwilligen Standards in der Lieferkette sind intransparente Händler.

Die Migros hat sich zum Ziel gesetzt, die Arbeitsbedingungen im Rahmen ihres Einflussbereichs bei den für uns produzierenden Lieferanten in Schwellen- und Entwicklungsländern zu verbessern. Sie hat deshalb 2003 mit anderen Unternehmen die Business Social Compliance Initiative (BSCI) gegründet. Im Rahmen der sogenannten BSCI-Audits lässt die Migros jährlich eine grössere Anzahl Kontrollen durch unabhängige Organisationen in den Produktionsländern durchführen. 2012 erfolgten über 200 solcher Kontrollen. Dazu kommen über 100 Fabrikbesuche, die hauptsächlich in Asien durch unsere lokalen Spezialisten vorgenommen werden.

Beschaffung von nachhaltigen 
Rohstoffen


Daneben setzt die Migros auf zahlreiche rohstoffbezogene Standards und Labels, welche für die Produzenten einen ökologischen, sozialen und auch wirtschaftlichen Nutzen bringen. Ein gutes Beispiel für unseren verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffen bietet unsere Verpflichtung, bis 2020 sämtliche Textilien aus nachhaltiger Baumwolle herzustellen. Dabei setzt die Migros neben Bio und Fairtrade insbesondere auf den Better Cotton Standard. Gemeinsam mit dem WWF und anderen Unternehmen ist sie Gründungsmitglied der Better Cotton Initiative, welche einen nachhaltigeren Baum­wollanbau fördert. Dank Better Cotton verbessern Baumwollbauern ihr Boden- und Wassermanagement. Sie senken damit auch ihre hohen Ausgaben für Dünger und Pestizide, steigern ihre Konkurrenzfähigkeit und erhalten Zugang zu neuen Märkten. Im Rahmen ihres Engagements für die Initiative unterstützt die Migros unter anderem auch indische Kleinbauern mit einem konkreten Projekt direkt in der Umstellung auf Better Cotton. Die Migros arbeitet in Entwicklungsländern auch mit UTZ-zertifizierten Bauern zusammen. Der UTZ Certified Standard garantiert einen sozial- und umweltverträglichen Anbau und ermöglicht den Bauern, Erträge und Gewinne zu steigern. Seit Ende 2010 wird 90% des Migros-Kaffeesortiments nach dem UTZ-Standard produziert. Bis 2013 wird auch das ganze Frey-Schokoladesortiment in den Migros-Filialen auf UTZ umgestellt sein. Ähnliche Ziele verfolgen wir mit Holz, Fisch, Palmöl, Soja, Tee und weiteren Rohstoffen. Freiwillige Standards oder Labels bieten dazu die geeigneten Lösungen.

Breite Umsetzung von freiwilligen 
Standards


Anstatt mit einzelnen Leuchtturmprojekten zu glänzen, setzt die Migros auf eine breite Umsetzung von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards und Labels im ganzen Sortiment. Als weiterer wichtiger Schritt hat sie sich deshalb 2011 entschieden, verschiedene der oben erwähnten Nachhaltigkeitsstandards innerhalb der gesamten Migros-Gruppe umzusetzen. Diese gruppenweite Umsetzung und der hohe Anteil an Eigenmarken verleiht der Beschaffung nach Nachhaltigkeitsstandards eine besonders starke Bedeutung: Sowohl die Migros-Kundschaft wie auch die Zulieferer und ihre Arbeitnehmenden profitieren von einem grossen sozialen und ökologischen Mehrwert.

Intransparente Handelsakteure 
als Hindernisse


Freiwillige Standards erhöhen die Transparenz und ermöglichen im besten Fall die lückenlose Rückverfolgung bis zum Ursprung des Rohstoffes. Die Migros-Kunden fordern Transparenz. Als Detailhändler spüren wir dies viel ausgeprägter als jedes andere vorgelagerte Glied in der Wertschöpfungskette. Um eine solche Transparenz gewährleisten zu können, hat sich die Migros jüngst auch für eine Präzisierung der Herkunftsdeklaration von Gütern aus israelischen Siedlungen entschieden. Gewisse Handelsakteure sehen Transparenz als Bedrohung für ihr Geschäftsmodell; erweisen sich somit als die grossen Hin­dernisse in der erfolgreichen Umsetzung bestehender oder der Entwicklung neuer freiwilliger Standards. Aufgrund intransparenter Händler riskieren wir, unsere gesetzten Ziele – und damit unsere Versprechen an die nächsten Generationen – ernsthaft zu verfehlen. Die Migros plädiert deshalb für mehr Transparenz und Verantwortung in den globalen Wertschöpfungsketten – bis hin zum Ursprung der Rohstoffe.

Zitiervorschlag: Daniel Kaelin (2012). Freiwillige Standards und Labels in der Migros: 
Werttreiber und ihre Hindernisse. Die Volkswirtschaft, 01. Dezember.