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Seilbahnen – der Motor für den Tourismus im Alpenraum

Der Schweizer Tourismus durchlebt seit einigen Jahren schwierige Zeiten. Der markante Rückgang von Hotelgästen aus den Euro-Ländern drückt auch auf die Zahlen der Seilbahnen voll durch. Trotzdem haben Bergbahnen weiterhin in Anlagen und Angebotsentwicklung investiert. Sie wollen wettbewerbsfähig bleiben. Die Seilbahnen werden somit weiterhin ihre Funktion als Motor des Tourismus im Alpenraum wahrnehmen. Tendenziell dürfte das Sommergeschäft an Bedeutung gewinnen, wobei der Winter mit seinen heute 80% Umsatzanteil die klar wichtigste Saison bleiben wird.

Drei W prägen das Bergbahngeschäft: Wetter, Währung und Wirtschaft. In den letzten Jahren haben Währung und Wirtschaft mit der Krise in den Euroländern und dem rekordhohen Frankenkurs voll auf den Tourismus in den Schweizer Alpen durchgeschlagen. So sind die Verkehrserträge der Seilbahnen in den letzten vier Wintern von 885 Mio. (2008/09) auf 741 Mio. Franken (2011/12) gesunken. Zudem war im Winter 2011/12 das Wetter für die Bergbahnen ausserordentlich ungünstig. Für das Saisonergebnis ist entscheidend, wie sich Schnee und Wetter über die Festtage, während der Sportferien und an Wochenenden präsentieren.

Seilbahnen spielen zentrale Rolle


Obwohl die Seilbahnen mit gut 1 Mrd. Franken pro Jahr deutlich weniger Umsatz generieren als etwa die (Para-)Hotellerie, gelten sie als Motor für den Tourismus im Alpenraum. Gut 13 000 Arbeitsplätze bieten die Bergbahnen selber an. Indirekt hängen aber ein Vielfaches an Arbeitsstellen von den Seilbahnen ab. Diese zentrale volkswirtschaftliche Bedeutung erklärt denn auch, dass die öffentliche Hand Bergbahnunternehmen vielerorts unterstützt. Rund ein Drittel der ca. 350 Seilbahnunternehmen wäre ohne direkte Unterstützung durch die öffentliche Hand nicht überlebensfähig. Ein Drittel ist zumindest teilweise auf indirekte Erleichterungen wie Zinsvergünstigen oder Gebührenerlasse angewiesen. Das restliche Drittel, vor allem grössere Unternehmen, kann sich selbständig im Markt behaupten.Als Dachverband organisiert Seilbahnen Schweiz (SBS) unter anderem die Aus- und Weiterbildung für die Seilbahnberufe und die Fachleute der Pisten- und Rettungsdienste. SBS erarbeitet auch Branchenstandards und Homologierungen an, etwa für Schneesportabfahrten und Anlagen für Sommeraktivitäten. Bestens ausgebildete Mitarbeitende und hohe Sicherheitsstandards sind absolut zentral für die Seilbahnbranche.

Sommer wird wichtiger – Winter bleibt dominant


Seit einigen Jahren zeigt sich, dass viele Seilbahnunternehmen ihr Sommerangebot stärken – etwa mit Hängebrücken, Sommerrodelbahnen, Themenwegen oder Seilparks. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Trotzdem wird der Winter mit seinen heute 80% am Umsatz auf absehbare Zeit die wichtigste Saison bleiben. Ebenso klar ist: Trotz Erschliessung neuer Märkte – wie der Mittlere Osten, Indien oder China – werden die Euroländer und die Schweiz für den Tourismus in den Schweizer Alpen die mit Abstand wichtigsten Zielmärkte bleiben, vorab im umsatzstarken Winterhalbjahr.Die Bedeutung des Binnenmarkts und des Winters ist denn auch der Grund, dass SBS auf Winter 2012/13 hin ein Förderprogramm für Schneesportlager lanciert hat. Ziel des von Innotour unterstützten Projekts ist es, Schulen zu motivieren, wieder vermehrt Schneesportlager zu organisieren. Die Lehrkräfte können über SBS bequem das ganze Lager mit Anreise, Unterkunft, Verpflegung, Skipässen und Ski-/Boardmiete buchen. Die Schulen sparen dadurch viel Aufwand, und die Lagerteilnehmenden profitieren von massiv vergünstigten Preisen. Die Idee dahinter: Wenn Jugendliche für den Schneesport begeistert werden können, ist die Chance gross, dass sie auch später Wintersport betreiben. Solche Nachwuchsförderung ist Marktsicherung für die Zukunft.

Strukturanpassung wird sich fortsetzen


In der Schweiz gibt es genügend Schneesportgebiete. Es geht nun darum, die bestehenden Gebiete konkurrenzfähig zu halten und die Anlagen zu modernisieren, teilweise aber auch, um die Zahl der Anlagen zu reduzieren. Vereinzelt dürfte es auch zu Zusammenschlüssen von Gebieten kommen, wie etwa zwischen Arosa und der Lenzerheide oder Andermatt und Sedrun. Denkbar ist auch, dass einige tiefer gelegene Bahnen den Winterbetrieb teilweise oder ganz aufgeben werden. Doch gerade kleine Schneesportgebiete in den Voralpen und im Jura spielen eine sehr wichtige Rolle für die Marktsicherung der ganzen Branche, kommen doch in diesen Gebieten viele Kinder erstmals mit dem Schneesport in Kontakt.

Zitiervorschlag: Ueli Stueckelberger (2013). Seilbahnen – der Motor für den Tourismus im Alpenraum. Die Volkswirtschaft, 01. April.