Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind massgeblich mitverantwortlich für die Innovationsleistung der Schweizer Wirtschaft. Aufgrund des internationalen Wettbewerbs können sie in einem Hochpreisland wie der Schweiz nur bestehen, wenn sie innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln und effiziente Abläufe einführen. Die Wertschöpfungskette der Innovation macht nicht vor Landesgrenzen halt. Innovationsforen dienen deshalb der Vernetzung und Kontaktherstellung von Schweizer Innovationsakteuren mit ausländischen Unternehmen und Forschungspartnern.
Bilaterale und multilaterale Innovationsforen sind Plattformen, welche Innovationsakteure aus Wirtschaft und Forschung zusammenführen. Im gegenseitigen Austausch werden gemeinsame Interessen identifiziert, welche den Grundstein für die bilaterale Zusammenarbeit bilden. Da KMU das für ihre Innovationsvorhaben gesuchte spezifische Know-how nicht immer im eigenen Land finden, sind diese Foren mit einem unmittelbaren Mehrwert verbunden. Seitens des Bundes werden Innovationskooperationen unter anderem mit Deutschland, den Niederlanden, Schweden sowie mit den aufstrebenden Ländern Polen und Türkei durchgeführt. Der Bund ermöglicht dadurch den Schweizer Innovationsakteuren Zugang zu dem von ihnen benötigten Fachwissen im In- und Ausland.
Warum Fokussierung auf KMU?
Innovationen entstehen mit der Umsetzung von neuen Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen im Markt und gehen folglich nicht vom Staat aus. Innovationskooperationen basieren deshalb auf dem Grundsatz, dass Innovationsförderung weder staatlich verordnete oder gesteuerte Technologiepolitik noch wirtschaftspolitische Interventionspolitik ist. Innovationsförderung wirkt vielmehr unterstützend und anreizorientiert zugunsten der Innovationsakteure aus Wirtschaft und Forschung in der Schweiz. Der Fokus auf KMU ist gerechtfertigt, weil diese häufig nicht die Kapazität zur eigenständigen Vernetzung mit Innovationsakteuren haben, insbesondere mit denjenigen im Ausland. Der Aufbau eines Forschungsnetzwerkes sowie das Auffinden der zur Lösungsfindung passenden Partner im In- und Ausland ist für KMU mit hohem Ressourcenaufwand verbunden. Zudem ist die Suche in anderen Ländern für die Realisierung von Innovationen zeitintensiv.
Beispiele von Innovationsforen
Wie Innovationsforen konzipiert werden, wie sie konkret durchgeführt werden und was deren Bilanz ist, zeigen exemplarisch drei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.2011 fand das erste bilaterale Innovationsforum Schweiz – Deutschland zum Thema Nachhaltige Mobilität in Schaffhausen statt. Es war das erste Innovationsforum dieser Art im BFI-Kontext, das die Schweiz mit einem anderen Staat organisierte und durchführte. Im gewählten Themenbereich bestehen besonders grosse Möglichkeiten für die Initiierung von bilateralen Innovationsprojekten: Deutschland besitzt eine starke Automobilindustrie, und die Schweiz spielt mit diversen Zulieferbetrieben für diese deutsche Schlüsselbranche eine wichtige Rolle. Insgesamt nahmen an der eintägigen Veranstaltung knapp 100 Personen aus Wirtschaft, Forschung und Politik teil. Im ersten Teil fanden Inputreferate statt; im zweiten Teil wurden in drei verschiedenen Workshops konkrete Problemstellungen diskutiert. Eine interne Evaluation hat ergeben, dass der Grossteil der Teilnehmenden neue Kontakte knüpfen konnte. In der Folge des Forums wurden etwa ein Dutzend konkrete bilaterale Innovationsvorhaben seitens der Wirtschafts- und Forschungspartner lanciert.Die Swiss-Swedish Innovation Initiative (SWII)
Siehe http://www.swii.org. ist ein weiteres Beispiel für die bilaterale Innovationszusammenarbeit der Schweiz. Auch diese Kooperation verfolgt das Ziel, gemeinsame Projekte von Unternehmen und Forschungspartnern aus beiden Ländern zu begünstigen. Die finanzielle Förderung daraus entstehender Projekte geschieht im Rahmen der bestehenden marktorientierten Forschungs- und Entwicklungsprogramme Eureka sowie Eurostars. Die Unterstützungsmassnahmen für die Initiierung der Projekte, die Innovationsforen, zeigen eine beachtliche Wirkung: Beim bilateralen Projektaufruf im Rahmen von Eureka und Eurostars vom März 2013, der von einem Innovationsforum in Winterthur begleitet wurde, kam es zur Einreichung von über 50 Vorschlägen für gemeinsame Projekte. Dies bedeutet eine signifikante Steigerung von schweizerisch-schwedischen Projekten seit der Initiierung der SWII im letzten Jahr. Es besteht eine eindeutige Korrelation zwischen dem Instrument Innovationsforum und den bilateralen Projekteingaben (siehe Grafik 1).Im Juni 2013 wurde gemeinsam mit Polen ein Innovationsforum zum Thema Energieeffizienz durchgeführt. Energieeffizienz ist ein für beide Länder wichtiger Bereich für zukünftige Innovationen, damit die jeweiligen energiepolitischen Zielsetzungen erreicht werden können. Das gemeinsame Lernen und die Knüpfung von ersten Kontakten standen im Vordergrund dieser Veranstaltung. Polens Strategie im Bereich Innovation zielt darauf ab, die noch steigerungsfähige Innovationsleistung – vor allem im polnischen Privatsektor – zu erhöhen. Allfällige Folgeveranstaltungen mit Polen streben die Initiierung von bilateralen Innovationsprojekten an.
Positive Zwischenbilanz
Wie Auswertungen zeigen, fällt eine erste Bilanz für das noch junge Instrument zur Unterstützung der Schweizer Innovationsakteure sowie zur Förderung der Schweizer Innovationsleistung positiv aus. Die Anzahl bilateraler Innovationsprojekte konnte mit denjenigen Ländern signifikant gesteigert werden, mit denen bilaterale Innovationsforen durchgeführt werden. Neben der Prüfung der Kausalität dieser Beziehung wird jedoch auch das Kosten/Nutzen-Verhältnis noch genauer angeschaut werden müssen. Es lässt sich noch nicht abschliessend beurteilen, ob der Nutzen solcher Foren für die Schweizer Wirtschaft die Kosten des Bundes rechtfertigt.Aufgrund der bisherigen Erfahrungen werden Innovationsforen mittelfristig weiterhin für bilaterale Kooperationen im Bereich Innovation eingesetzt. Damit sich die angestrebten Ziele der Vernetzung der Akteure und der Projektinitiierung noch effizienter erreichen lassen, fliessen folgende gewonnene Erkenntnisse in die Gestaltung der aktuellen Innovationskooperationen ein:– Für die Umsetzung von (bilateralen) Innovationsvorhaben spielt die Projektfinanzierung eine wichtige Rolle. Eine enge Verknüpfung von Innovationsforen mit bestehenden Fördermöglichkeiten wie Eureka, Eurostars oder Ambient Assisted Living (AAL) ist deshalb von zentraler Bedeutung. Es ist zielführend, nicht nur die Projektfördermöglichkeiten vorzustellen, sondern begleitend allenfalls auch Aufrufe für gemeinsame Projekte (sogenannte bilaterale Projektaufrufe) im Rahmen der Foren zu veröffentlichen.– Eine Konsequenz aus der Verknüpfung von bilateralen Innovationsforen mit bestehenden Fördermöglichkeiten ist die exakte Definition des Themas sowie der Ziele, die man mit der Veranstaltung erreichen möchte. Das Thema sollte dementsprechend in Verbindung zum Projektaufruf stehen. Nur so können bereits im Vorfeld eines Forums entsprechende Akteure aus beiden Ländern identifiziert werden.Insgesamt ist das Innovationsforum in der heutigen globalisierten Welt aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen zweifelsohne ein Instrument mit Zukunft. Das dynamische wirtschaftliche Umfeld erfordert eine laufende Überprüfung und Anpassung des Instruments. Dies garantiert, dass die Innovationsforen ihre Aufgabe, einen Beitrag zur Innovationsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft und Forschung zu leisten, auch erfüllen können.
Grafik 1: «Entwicklung bi- oder multilateraler Projekteingaben mit Schweden»
Grafik 2: «Entwicklung der Projekteingaben mit prioritären Partnerländern»
Zitiervorschlag: Mueller, Florin (2013). Innovationsforum – ein internationales Instrument mit Zukunft? Die Volkswirtschaft, 01. Oktober.