Die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) ist die Förderagentur des Bundes für Innovationen. Der Wirtschaftsstandort Schweiz lebt von Innovationen, sie sind der Motor unserer Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit. Eine kreative Idee allein reicht nicht. Erst die Entwicklung eines marktfähigen Produktes verspricht den wirtschaftlichen Erfolg. Damit aus den guten Ideen marktfähige Innovationen werden, unterstützt die KTI durch Beratung, Netzwerke und finanzielle Mittel potenzielle Unternehmer, Start-ups und KMU. Wie sich dies konkret abspielen kann, zeigt das Beispiel der Entwicklung einer neuartigen Sehhilfe.
Foto: KTI
Aus welch persönlichen Motiven Innovationen für eine breite Masse entstehen, zeigt die Geschichte von André Reber. Er ist studierter Elektroingenieur und Inhaber eines Softwareunternehmens in Münsingen bei Bern. Ein persönlicher Schicksalsschlag führte ihn dazu, nach einer Lösung zum weltweit stark verbreiteten Problem der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu suchen. Mit dem Begriff Makula bezeichnet der Mediziner jene Stelle auf der Netzhaut mit der höchsten Dichte an Sehzellen. Sterben diese Zellen ab, liegt eine Makuladegeneration vor. Sie führt zum fortschreitenden Verlust der Sehschärfe im Zentrum des Blickfeldes, beeinträchtigt die Sehkraft und damit die Fähigkeit, Texte oder Symbole zu lesen.
Kompakt und leistungsfähig wie moderne Hörgeräte
Zu jenem Zeitpunkt war das Ingenieurherz Rebers geweckt. Er studierte an einer Art digitalem Guckkasten mit einer eingebauten Kamera herum. Sein Vorbild dabei war der Ansatz moderner Hörhilfen: klein, mobil und vollgepackt mit neuen Technologien, die es erlauben, das Gerät auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen.
Der Weg zum fertigen Produkt
Als zentraler Knackpunkt im Projekt erwies sich der Bildschirm: Er sollte aus Platzund Gewichtgründen nahe am Auge sein. Die Projektpartner stellten aber rasch fest, dass so genannte «Near-to-Eye-Displays» viel zu teuer für ein derartiges Produkt waren, um sich am Markt kommerziell erfolgreich zu behaupten.
Die drei Instrumente der KTI
Die KTI hat als Förderagentur des Bundes für Innovation den Auftrag, Innovation mit finanziellen Mitteln, Beratung und Netzwerken zu fördern und dabei zu unterstützen, dass aus wissenschaftlicher Forschung wirtschaftliche Leistung entstehen kann. Gefördert wird nach dem Prinzip der Subsidiarität: immer dann, wenn Innovationen ins Stocken geraten oder Marktpotenziale ungenutzt bleiben. Damit trägt die KTI dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen – vor allem der KMU – zu verbessern und die Leistungsfähigkeit von Organisationen im Dienste der Allgemeinheit zu steigern. Mit diesen Instrumenten fördert die KTI Ihre Ideen:
F&E-Projektförderung
Die KTI verhilft Innovationen zum Durchbruch, indem sie Forschungs- und Entwicklungsprojekte mitfinanziert, die Unternehmen, öffentliche Träger oder Non-Profit-Organisationen gemeinsam mit staatlichen Forschungsinstitutionen durchführen. Mit Fokus auf neue Technologien und Erkenntnisse werden Projekte gefördert, die auf eine rasche Realisierung ausgerichtet sind. Gefördert werden insbesondere Projekte aus den Bereichen Life Sciences, Mikro- und Nanotechnologie, Ingenieurwissenschaften und Enabling Sciences.
Start-Up und Unternehmertum
Die KTI fördert das unternehmerische Denken von Wissenschafts- und Wirtschaftsnachwuchs: Durch Ausbildungsprogramme und Coachings erhalten Jungunternehmerinnen und -unternehmer professionelle Unterstützung, um ihre Geschäftsideen erfolgreich zu realisieren. Gefördert werden wissensintensive und technologiebasierte Unternehmungen mit grossem Marktpotenzial.
WTT-Support
Die KTI fördert den Wissens- und Technologie-Transfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft, um Innovationsprojekte und Start-up-Ideen auf den Weg zu bringen. Innovationsmentoren und -mentorinnen informieren lokal über Fördermöglichkeiten und helfen dabei, Gesuche auszuarbeiten. Die nationalen thematischen Netzwerke (NTN) vernetzen KMU und öffentliche Forschungsinstitutionen schweizweit. Interaktive und physische WTT-Plattformen dienen dazu, Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen.
Sehhilfe steht kurz vor Erlangung der Marktreife
Das Team befindet sich auf Erfolgskurs: Aus der ursprünglichen Idee für eine Sehhilfe ist die Innovation «VoiSee» geworden, ein etwa faustgrosses Produkt, das sich komfortabel bedienen lässt. Am diesjährigen KTI-Medtech Anlass konnten die für den Medtech Award nominierten Projektpartner ihren Prototypen einem breiten Publikum vorstellen. Sobald die Zulassung von Swissmedic vorliegt, beginnt die gesetzlich vorgeschriebene klinische Studie mit einer Kleinserie. Nach letzten Optimierungen soll ab Mitte 2014 die industrielle Fertigung anlaufen.
Zitiervorschlag: Sekanina, Klara (2013). Projektförderung bei der KTI: Von der Idee zur marktfähigen Innovation. Die Volkswirtschaft, 01. Oktober.