Nach der Schliessung der Brauerei Cardinal haben der Kanton und die Stadt Freiburg beschlossen, das Gelände in ein Innovationsquartier namens «Blue Factory» umzuwandeln. Am Projekt beteiligt ist auch die Eidg. Technische Hochschule Lausanne, die den Akzent auf die technologischen Innovationen am Bau legen will. Das daraus hervorgegangene Projekt «Smart Living Lab» soll ein nationales Kompetenzzentrum werden, das verschiedene Akteure und Institutionen aus dem Bereich der Wohntechnologien von morgen zusammenbringt und den Kern eines internationalen Netzwerks rund um diese Thematik bildet.
Foto: Blue Factory
Das Smart Living Lab wird eine Abteilung der Eidg. Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), zwei Gruppen für angewandte Forschung der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg (HTA-FR) sowie eine Abteilung der Universität Freiburg umfassen. In geringerem Umfang wird das Gebäude- und Energienetzwerk (GEN) des Wissenschafts- und Technologiezentrums des Kantons Freiburg (WTZ-FR) als Drehscheibe zu den regionalen und nationalen Unternehmen fungieren. Dieses wird auch die Beziehungspflege mit anderen Kompetenzzentren auf internationaler Ebene sicherstellen.
Ein Arbeits- und Lebensraum, der seiner Zeit voraus ist
Das SLL-Projekt soll im Herzen der Blue Factory einen Arbeits- und Lebensraum schaffen, der seiner Zeit beständig voraus ist. Er wird ein interinstitutionelles und interdisziplinäres Kompetenzzentrum beherbergen, das auf innovative Technologien und Konzepte im Gebäudebereich spezialisiert ist. Ziel ist die Anerkennung als:
Grundlagen- und angewandte Forschung zusammenbringen
Das Zentrum vereint die in der Grundlagen- und konzeptuellen Forschung tätigen Akteure (wie EPFL und UniFR) mit jenen, die sich vor allem mit der Anwendung befassen (HTA-FR und GEN), und ermöglicht damit den Zugang zu unterschiedlichen und komplementären Kompetenzen und Kenntnissen. Durch diese Komplementarität erweitern sich auch die Finanzierungsquellen: Europäische Union (EU), Schweizerischer Nationalfonds (SNF), Kommission für Technologie und Innovation (KTI), Bundesamt für Energie (BFE), Bundesamt für Umwelt (Bafu), Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), öffentliche Körperschaften, Industriepartner, Vertragspartner usw. Die Forschungen orientieren sich an den nationalen und internationalen Strategien in diesem Bereich, insbesondere an der europäischen Strategie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Dabei stehen Fragen zur Innovation nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Renovationen und Umbauten bestehender Bausubstanz im Fokus. Im Bereich der Humanwissenschaften wird das Zentrum juristische und ökonomische Fragen im Zusammenhang mit der effizienten Umsetzung seiner Innovationen behandeln. Um die Interaktion Mensch-Gebäude zu verbessern, wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt unter Einbezug von Informatik und Sozialwissenschaften. Dieser beinhaltet neuartige Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine sowie Studien zu den kognitiven Auswirkungen und zum sozialen Verhalten.
Ein beschleunigter Markttransfer
In enger Zusammenarbeit mit privaten Partnern werden die Teams des Zentrums Projekte zur Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen durchführen. Das Zentrum nimmt damit die Rolle eines Katalysators ein für den Markttransfer von Konzepten und Spitzentechnologien, welche in den mehr der Grundlagenforschung zugewandten Zentren entwickelt werden (ETH und Universitäten). Dazu gehört auch die aktive Suche nach Schlüsselpartnern in diesem Bereich.
Kasten 1: Danksagung
Danksagung
Die Autoren danken der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg (HTA-FR) sowie der Universität Freiburg (UniFR) für ihren Beitrag zur Redaktion dieses Artikels.
Kasten 2: Eine Ausbildungsstätte
Eine Ausbildungsstätte
Die im Rahmen der Projekte und der Zusammenarbeit erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bilden die Grundlage der Ausbildungen, die im SLL angeboten werden. Es handelt sich um Weiterbildungen und Nachdiplom-Studiengänge (wie z.B. Master of Professional Studies), Graduate Schools, Workshops, Sommerakademien und Laboratorien auf den Piloteinrichtungen, aber auch Zertifikatausbildungen von Berufsverbänden wie der Schweizerischen Anwaltskammer, der Schweizerischen Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten oder dem Kollegium der schweizerischen Expert-Architekten. Eine Grundausbildung ist in der Blue Factory nicht vorgesehen; dafür sind die jeweiligen Institutionen der SLL-Mitglieder zuständig. Am Zentrum können aber Projekte für Master- oder Doktorarbeiten durchgeführt werden.
Zitiervorschlag: Andersen, Marilyne; Rey, Emmanuel (2013). Das Smart Living Lab in Freiburg: Ein Gebäude der Zukunft wird Realität. Die Volkswirtschaft, 01. November.