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Bei der Stärkung der Berufsbildung endlich Zählbares auf den Boden bringen!

Es ist unbestritten, dass die duale Berufsbildung ein entscheidender Pfeiler des Erfolgsmodells Schweiz ist. Sie trägt massgeblich dazu bei, dass wir in unserem Land heute von Vollbeschäftigung und einer rekordtiefen Jugendarbeitslosigkeit profitieren. Insbesondere wird die Rolle der höheren Berufsbildung als entscheidender Karriereschlüssel gerade auch für weibliche Arbeits- und Führungskräfte zunehmend erkannt. Dabei hatte die Berufsbildung lange nicht diesen verdienten hohen Status. Es brauchte 1994 zuerst eine Resolution des Schweizerische Gewerbeverbandes und einen über zwei Jahrzehnte dauernden Kraftakt, damit heute der Wert der Berufsbildung für unsere Gesellschaft und Wirtschaft mit einem offiziellen Jahr gewürdigt wird.
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Immer wieder musste der SGV in den letzten 20 Jahren die Berufsbildung auf die politische Agenda hieven, damit dort mit dem Berufsbildungsgesetz, dem Verfassungsartikel über die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung oder der Entwicklung eines flexiblen und durchlässigen Berufsbildungssystems das heutige Erfolgsmodell Schritt für Schritt entwickelt werden konnte. Über die Jahre wurde so aus dem damals noch verkannten Rohdiamanten der Berufsbildung der heutige Edelstein. Dass dessen Wert sich durchgesetzt hat, ist spätestens seit dem 1. August klar, als SGV-Präsident Nationalrat Jean-François Rime auf dem Rütli alsEs ist unbestritten, dass die duale Berufsbildung ein entscheidender Pfeiler des Erfolgsmodells Schweiz ist. Sie trägt massgeblich dazu bei, dass wir in unserem Land heute von Vollbeschäftigung und einer rekordtiefen Jugendarbeitslosigkeit profitieren. Insbesondere wird die Rolle der höheren Berufsbildung als entscheidender Karriereschlüssel gerade auch für weibliche Arbeits- und Führungskräfte zunehmend erkannt. Dabei hatte die Berufsbildung lange nicht diesen verdienten hohen Status. Es brauchte 1994 zuerst eine Resolution des Schweizerische Gewerbeverbandes und einen über zwei Jahrzehnte dauernden Kraftakt, damit heute der Wert der Berufsbildung für unsere Gesellschaft und Wirtschaft mit einem offiziellen Jahr gewürdigt wird. erster Vertreter eines Dachverbandes der Schweizer Wirtschaft überhaupt sprechen und ein flammendes Plädoyer für die Berufsbildung halten durfte.

Der Weg zur heute erfolgreichen Berufsbildung war beschwerlich. Und es muss weiter mit Widerstand und Verzögerungen gerechnet werden, wenn sich Vertreter anderer Bildungswege durch das offensichtliche Potenzial und die Erfolge der Berufsbildung (zu Unrecht) bedrängt fühlen. In einem falschen Reflex treten sie auf die Bremse, wenn es um die Stärkung der Berufsbildung geht. Das führt dazu, dass wir seit der Erarbeitung und der Inkraftsetzung des Berufsbildungsgesetzes 2002 bzw. 2004 bereits seit Jahren dieselben Themen vor uns herschieben, ohne den für die Zukunft so dringenden Durchbruch zu schaffen.

Gute Ansätze müssen in konkrete Massnahmen münden


Der Fachkräftemangel in der Schweiz wird sich schon alleine wegen der demografischen Entwicklung verschärfen. Auch stellt die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative zusätzliche Herausforderungen, die mit einer Stärkung der Berufsbildung angepackt werden müssen. Häufig wird in diesem Zusammenhang die Fachkräfteinitiative des Bundesrates als Lösung genannt. Dieser wohl gut gemeinte Ansatz hilft aber nicht weiter, wenn die Fachkräfteinitiative exakt dann zum toten Buchstaben erstarrt, wenn mit konkreten Vorschlägen zur Stärkung der höheren Berufsbildung Nägel mit Köpfen gemacht werden sollen. Dies ist erst kürzlich wieder geschehen, als Bundesrat und SBFI sich, ohne eine konkrete Alternative vorzuschlagen, vehement dagegen wehrten, die Titel der höheren Berufsbildung mit englischen Übersetzungen und verständlichen Diploma-Supplements wie «Professional Bachelor» und «Professional Master» zu ergänzen, damit sie am Arbeitsmarkt besser positioniert sind. Nur dank grossem Engagement des SGV wurde schliesslich eine entsprechende Motion im Nationalrat gutgeheissen. Es ist nun am Ständerat, in dieser Frage ein starkes Signal auszusenden und Bundesrat und Bildungsverwaltung ebenfalls zum Handeln zu verpflichten.

Viel Energie ist auch beim Lehrplan 21 nötig, der die Berufswahlvorbereitung als obligatorisches Fach für alle im Stundenplan verankern soll. Nur mit einer gut strukturierten Berufswahlvorbereitung wird es uns gelingen, leistungsstarke Schülerinnen und Schüler für die Berufslehre zu begeistern und auch Eltern und Lehrpersonen von den Qualitäten einer beruflichen Grundbildung zu überzeugen. Damit kann zusätzlich auch die Zahl der Lehrabbrüche reduziert werden.

Die von der Verfassung vorgeschriebene Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung muss endlich umgesetzt werden. Dies beispielsweise auch dann, wenn wir einen angehenden Schreinermeister bei der Finanzierung der höheren Berufsbildung finanziell ebenso unterstützen, wie dies bei akademischen Ausbildungen schon lange gelebt wird. Wir dürfen diese jungen Berufsleute nicht mehrere 10 000 Franken Ausbildungskosten einfach selber tragen lassen, während angehende Akademiker grosszügig Gelder erhalten.

Es sind dies Themen, bei denen es jetzt ein entschlossenes Vorgehen und klare Entscheidungen zugunsten des dualen Berufsbildungssystems braucht. Denn die Berufsbildung ist dann fit für die Zukunft, wenn wir die Handbremse lösen und in den überfälligen Projekten endlich Zählbares auf den Boden bringen.

Zitiervorschlag: Bigler, Hans-Ulrich (2014). Bei der Stärkung der Berufsbildung endlich Zählbares auf den Boden bringen! Die Volkswirtschaft, 01. September.