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Die Berufsbildung der Post verjüngt das Unternehmen und hält es fit

Die Post hat in ihrer jüngsten Vergangenheit tiefgreifende Veränderungsprozesse erfolgreich bewältigt. Ihre vorausschauende und agile Berufsbildung ist daran prominent beteiligt. Das Unternehmen spielt landesweit eine Vorreiterrolle bei der Einführung neuer Grundbildungen.

Die Berufsbildung hat für die Schweizerische Post strategische Bedeutung. Die Frage, ob die Berufsbildung fit für die Zukunft sei, führt direkt zur Frage: Ist unser Unternehmen fit für die Zukunft? Ob dem so ist, lässt sich unter anderem daran erkennen, ob das Unternehmen die Zeichen der Zeit verstanden hat. Deutliche Zeichen unserer Zeit sind Transformation und zunehmende Komplexität.

Die Schweizerische Post stellt ein eindrückliches Beispiel für ein Unternehmen in der Transformation dar. Die Aufteilung der PTT in die zwei eigenständigen Unternehmen Swisscom und Die Schweizerische Post von 1998 verursachte einen tiefgreifenden Wandel der Unternehmenskultur und im Selbstverständnis der Mitarbeitenden. Der etwas träge Riese musste sich einem Fitnessprogramm unterziehen und seine Strukturen so anpassen, dass die neue Organisation markt- und wettbewerbsfähig funktionieren konnte. Denn auch die Rahmenbedingungen änderten sich: Das Paketmonopol in der Schweiz wurde 2004 aufgehoben. Vom Briefmonopol bleibt der Post vorerst noch jenes für Briefe bis 50 Gramm.

Der wichtigste Perspektivenwechsel in dieser Phase für die Mitarbeitenden war die Orientierung an ihren Kundinnen und Kunden und nicht mehr an «Benutzern von postalischen Dienstleistungen». Zugleich investierte die Post Milliardenbeträge in die Modernisierung ihrer Logistikzentren, damit sie eine hochstehende sowie eigenfinanzierte Grundversorgung sicherstellen konnte. Sie erweiterte ihr Produkteportfolio und entwickelte sich zum erfolgreichen Mischkonzern in den Märkten Kommunikation, Logistik, Retailfinanz und öffentlicher Personenverkehr unter Aufsicht einer komplexer werdenden Regulierung. Dieser Prozess innerhalb eines guten Jahrzehnts hat den Mitarbeitenden auf allen Stufen viel Veränderungsbereitschaft abverlangt.

Arbeitsmarktfähigkeit der Mitarbeitenden hergestellt


Die Berufsbildung der Post hat diese Veränderungsprozesse nicht nur nachvollzogen, sondern antizipiert und aktiv mitgestaltet. Mit dem Projekt ValiPoste nutzte sie die Möglichkeit im neuen Berufsbildungsgesetz, die Kompetenzen von Mitarbeitenden mit einer sogenannten Monopolausbildung validieren zu lassen. Eine ergänzende Nachholbildung führte dann zum Erwerb eines eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses. 1400 Mitarbeitende wählten diesen Weg und machten sich so fit für den Arbeitsmarkt. Inzwischen führen alle Grundbildungen der Post selbstverständlich zum Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis oder zu einem Eidgenössischen Berufsattest.

Heute richten sich die Grundbildungen bei der Post in der Logistik und im Detailhandel permanent an der technologischen Entwicklung und den sich rasch ändernden Kundenbedürfnissen aus. In Lehrlingspoststellen können die Lernenden bereits die ganze Verantwortung zur Führung einer Poststelle übernehmen. Das fördert junge Talente und prädestiniert sie für spätere Führungsaufgaben. Dieses bewährte Konzept kommt demnächst auch für Logistiklernende in der Zustellung zur Anwendung, die eine Distributionsstelle in Eigenregie führen werden.

In den letzten Jahren hat sich zudem das Portfolio der Berufsbildung um Berufe wie Mediamatik oder Fachfrau/Fachmann Kundendialog erweitert. Für die Einführung dieser eidgenössisch anerkannten Grundbildungen hat die Post zusammen mit anderen Unternehmen eine schweizweite Pionierrolle eingenommen.

Eine Pionierrolle spielt die Berufsbildung der Post auch mit ihrem Projekt PostZone. Dabei handelt es sich um eine interaktive Lernplattform, die von den Lernenden am Arbeitsplatz, unterwegs mit dem Smartphone oder zu Hause genutzt werden kann. Die Plattform ermöglicht zeit- und ortsunabhängiges Lernen und fördert die Eigenverantwortung sowie die Informatikkenntnisse der jungen Berufsleute.

Lernende aus 46 verschiedenen Nationen


Nicht nur Inhalte und Berufsbilder ändern sich. Die über 2000 Lernenden der Post weisen eine eindrückliche Vielfalt auf: Sie kommen aus 46 Nationen und sprechen fast ebenso viele verschiedene Muttersprachen. Diese Vielfalt korreliert mit der Entwicklung in der Schweizer Bevölkerung und stellt einen nicht zu unterschätzenden Vorteil im täglichen Kundenkontakt sowie intern zur Entwicklung der Post zu einer vielfältigen, lernenden Organisation dar.

Verändert hat sich auch die Ansprache auf dem Arbeitsmarkt. Wir haben ein grosses Interesse daran, auch die Stellen in der Grundbildung mit den besten Kandidatinnen und Kandidaten zu besetzen. Unsere Berufsbildung ist deshalb auch online und multimedial präsent: Im Jugendraum (www.post.ch/lehrstellen) finden interessierte Jugendliche alle Informationen zu den Grundbildungsberufen der Post in ihrer jeweiligen Region und in ihrer Sprache.

Schwerpunkt Informatikberufe


Einen Schwerpunkt setzt die Berufsbildung der Post bei den IT-Berufen. Die Post beschäftigt rund 1500 Mitarbeitende allein auf dem Gebiet der hauseigenen Informatik, die Applikationen baut, Angebote für Privat- und Geschäftskunden entwickelt und eine Vielzahl unserer betrieblichen Geschäfts- und Arbeitsabläufe sicherstellt. In der Informatik erhöhen wir nun kontinuierlich die Anzahl Ausbildungsplätze in der vierjährigen Grundbildung. Ab nächstem Sommer werden wir auch die Basisausbildung, die wir bisher mit Partnern betrieben haben, selbst anbieten. Davon versprechen wir uns noch grössere Praxisnähe und erhöhen unsere Attraktivität als Lehrbetrieb.

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Auch die Post sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, gerade für die anspruchsvolleren Grundbildungen genügend geeignete Jugendliche zu finden und ihren längerfristigen Bedarf an Fachkräften sicherzustellen. Daher haben wir seit einiger Zeit die beschleunigte Ausbildung Way up eingeführt, die talentierten Maturandinnen und Maturanden die Möglichkeit gibt, die Ausbildung in zwei statt vier Jahren zu absolvieren. Dieses Angebot wird erfreulich gut genutzt. Eine ganz neue Massnahme wird das praxisintegrierte Bachelorstudium (PiBS) in Informatik der Fernfachhochschule Schweiz sein, das sich ebenfalls an Absolventen des Gymnasiums richtet, die Berufspraxis und Studium kombinieren wollen. Auch hier gehört die Post zu den ersten Unternehmen, die entsprechende Ausbildungsplätze anbieten werden; ab Herbst 2015 wird es so weit sein.

Von Erfahrungen und Ideen aller profitieren


Die bisher erfolgreiche Bewältigung des tiefgreifenden Wandels bei der Post liess sich nicht einfach von oben verordnen. Er musste von der Erfahrung und den Ideen aller, die von den Veränderungen betroffen sind, mitgestaltet werden. Nur wenn wir bereit sind, uns in Zeiten rascher Transformation immer wieder die fachlichen und sozialen Kompetenzen anzueignen, werden wir die zunehmende Komplexität für uns und für unsere Kundinnen und Kunden in den Griff bekommen. Dies gilt nicht nur für die Post – es ist die Herausforderung für den ganzen Wirtschaftsstandort. Der Berufsbildung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Halten wir sie fit, damit sie uns fit hält!

Zitiervorschlag: Yves-Andre Jeandupeux (2015). Die Berufsbildung der Post verjüngt das Unternehmen und hält es fit. Die Volkswirtschaft, 11. Februar.