Der Wirtschaftsstandort Schweiz lebt von vielen flexiblen und innovativen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Sie stellen mit 99,7% die grosse Mehrheit der marktwirtschaftlichen Betriebe und sind eine wichtige Basis für die stabile und leistungsfähige Schweizer Wirtschaft.
Die KMU-Politik zielt darauf, die Rahmenbedingungen für diese Unternehmen stets zu optimieren. Zu den Hauptaufgaben der KMU-Politik gehören die Erleichterung der Unternehmensfinanzierung und der Abbau von administrativen Hürden einschliesslich E-Government. Mit dem Ziel, Unternehmen administrativ zu entlasten, betreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Online-Angebote wie das KMU-Portal (www.kmu.admin.ch) oder die Gründerplattform StartBiz (www.startbiz.ch). Damit leistet die KMU-Politik einen wesentlichen Beitrag dazu, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer entfalten und innovative Ideen realisieren können.
Innovation im Tourismus
Der Schweizer Tourismus leidet unter Preis- und Kostennachteilen, die sich mit dem starken Franken noch akzentuiert haben. Hohe Preise können am Markt nur durchgesetzt werden, wenn die Qualität der touristischen Produkte entsprechend hoch oder das Angebot möglichst einzigartig ist. Somit benötigt der Schweizer Tourismus kontinuierlich Innovation und einen Qualitätsfokus.
Die Innovationsförderung stellt die wichtigste Stossrichtung von Innotour dar, einem Instrument der Tourismuspolitik. Ziel ist es, das Innovationsklima in Destinationen zu verbessern, Innovationen auszulösen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Destinationen zu stärken. Die Innovationsförderung soll dort ansetzen, wo die bedeutendsten Schwächen des touristischen Angebots liegen. Im Vordergrund stehen die Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten sowie die Verbesserung bestehender Dienstleistungen.
Das tourismuspolitische Impulsprogramm für die Jahre 2016 bis 2019 stärkt die Innovationsförderung im Tourismus zusätzlich. So setzt das Programm beispielsweise verstärkte Anreize zur Produkt- und Qualitätsentwicklung. Durch Wissensdiffusion sollen in den Regionen Anschluss- oder Nachahmerprojekte initiiert werden, welche über die Neue Regionalpolitik (NRP) gefördert werden können. Zudem strebt das Impulsprogramm eine fortlaufende Optimierung der Destinationsstrukturen an.
Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation
Regionen spielen in der Innovationsförderung eine immer bedeutendere Rolle.[1] Die Förderung von Innovation hat deshalb in der Neuen Regionalpolitik (NRP) seit 2008 an Bedeutung gewonnen. Ab 2016 soll sie im Rahmen von Regionalen Innovationssystemen (RIS) erfolgen.[2] RIS im Sinne der NRP sind funktionale Räume, die über eine kritische Grösse für ein effektives und effizientes Leistungsangebot verfügen und gleichzeitig genügend Nähe zu den KMU aufweisen. Sie sind daher in der Regel überkantonal und teilweise grenzüberschreitend ausgerichtet. Gesamtschweizerisch besteht aus Sicht des Bundes ein Potenzial für sechs bis sieben RIS. Mit dieser Förderpriorität der NRP will der Bund:
die Innovationsdynamik der Regionen erhöhen, indem die Zusammenarbeit der relevanten Akteure und die strategische Steuerung der regionalen Innovationssysteme intensiviert werden;
die Innovationspotenziale der KMU in den Regionen durch massgeschneiderte Unterstützungsangebote ausschöpfen sowie die Rolle der Regionen in der nationalen Innovationsförderung stärken.
KMU: Ganzheitlicher Ansatz mit massgeschneiderten Angeboten
Bei der regionalen Innovationsförderung setzt der Bund auf zwei Ebenen an. Auf der Ebene der KMU wird von der Tatsache ausgegangen, dass die Hürden und Potenziale für Innovation nicht überall gleich sind und Unternehmerinnen und Unternehmer im Berggebiet und im ländlichen Raum entsprechend andere Unterstützungsbedürfnisse haben als in Zentren oder Grenzregionen. Diesbezüglich hat das Regionenmonitoring von Regiosuisse gezeigt, dass seit einigen Jahren der Anteil innovierender Unternehmen im periurbanen und im peripheren ländlichen Raum unterdurchschnittlich und abnehmend ist.[3]
Ein nur auf Technologie sowie Forschung und Entwicklung (F&E) ausgerichtetes Innovationsverständnis greift zu kurz, um die vielfältigen Innovationspotenziale und -engpässe der KMU anzusprechen.[4] Dies hat auch eine Befragung der KMU in der Westschweiz[5] gezeigt, wonach lediglich 5% der Ideen für kommerzialisierte Innovationen von Hochschulkooperationen ausgelöst wurden. Häufig entstehen die Ideen in Kooperation mit Kunden, mit Zulieferern oder unternehmensintern. Vielfach ist auch für die Realisierung kein Hochschulpartner notwendig.
Deshalb liegt der NRP ein ganzheitliches Innovationsverständnis zugrunde, welches Vorhaben in den Bereichen Produkte- und Dienstleistungsentwicklung, Organisations- und Prozessentwicklung sowie Distributions- und Kunden- resp. Marktentwicklung abdeckt und massgeschneiderte Unterstützungsangebote ermöglicht. Dabei sind vorhandene Instrumente bestmöglich einzubinden. Dazu zählen die Instrumente der KTI (Wissens- und Technologietransfer- sowie Start-up-Support), das Enterprise Europe Network (EEN), aber auch der geplante Innovationspark sowie die Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung (Exportförderung und Exportrisikoversicherung). Für Unternehmen sollte das Prinzip «no wrong door» gelten: Unabhängig von den Kontakten mit dem regionalen Innovationssystem sollten sie mit ihren spezifischen Bedürfnissen an kompetente Netzwerkpartner gelangen.
Regionen: Zusammenarbeit und strategisches Controlling
Auf der Ebene der Region sind die Interaktion der verschiedenen Akteure, die Lernkultur und die systematische Orientierung an den realen Bedingungen und Bedürfnissen der Zielgruppen entscheidend für den längerfristigen Erfolg der Regionalen Innovationssysteme. Dies bedingt ein strategisches Controlling in Bezug auf die Leistungen, die nutzniessenden Unternehmen und die beabsichtigte Wirkung. Auf dessen Grundlage können Massnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung eingeleitet werden. Voraussetzung dafür ist wiederum ein Steuerungs- und Regelsystem der Trägerkantone für das RIS, also eine Governance.
In den Regionen der Schweiz sind in Richtung RIS vielversprechende Entwicklungen im Gange, beispielhaft dafür das RIS-Programm der Westschweiz.
Innovation – Faktor zur Vermarktung des Wirtschaftsstandortes
Innovation wird zunehmend zum Standortfaktor. Deshalb legt auch die nationale Standortpromotion künftig den Fokus noch stärker auf wertschöpfungsintensive sowie innovative Wirtschaftszweige und schenkt im Zuge der Erarbeitung ihrer künftigen Strategie dem Aspekt der Innovation und dem Erhalt der Innovationskraft der Schweiz noch mehr Beachtung.
Die Strategie ist auf ausgewählte Branchen mit hohem Innovationspotenzial ausgerichtet. Primär sind dies die Life-Sciences, die Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Mit dieser Ausrichtung geht die Erschliessung von neuen Kooperationen mit Branchenverbänden und weiteren massgebenden Akteuren und Instrumenten einher. Ziel sind der Aufbau von relevantem Know-how und das Erschliessen von internationalen Expertennetzwerken.
An der Spitze dank Qualität und Innovation
Dank Qualität und Innovation ist es der Schweiz gelungen, im globalen Wettbewerb eine Spitzenposition zu erlangen und zu halten. Mit ihrem Fokus auf diese beiden Werte begleitet und unterstützt die Standortförderung KMU und Standorte auch bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen.
- OECD (2006): Das neue Paradigma für den ländlichen Raum; OECD (2011): Regions and Innovation Policy. OECD Reviews of Regional Innovation. []
- SECO (2012): Konzeptpapier zur Förderung von WTT und Innovation in den Regionen. www.seco.admin.ch > Regional- und Raumordnungspolitik > Koordination Sektoralpolitiken > Innovation und Wissens- und Technologietransfer. []
- Regiosuisse (2014): Monitoringbericht 2013, im Auftrag des Seco. []
- OECD (2011): OECD Territorialexamen Schweiz 2011. []
- Platinn (2008): Etude RIS-WS 2008. Analyse des besoins des entreprises de Suisse occidentale en matière d’innovation; www.platinn.ch/platinn/Publications/Innovation-d-affaires. []