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Die Kantone spielen mit ihren Regionalen Arbeitsvermittlungszentren eine wichtige Rolle für ältere Arbeitslose. Ernst Landolt, Schaffhauser Regierungspräsident und VDK-Mitglied, vermutet, dass ein Grund für eine relativ lange Arbeitslosigkeit in dieser Alterskategorie die hohen Personalkosten sind, wie der 61-Jährige gegenüber der «Volkswirtschaft» sagt.

«Bund und Kantone können noch mehr machen»

Ernst Landolt, Mitglied der Konferenz Kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren (VDK), Regierungspräsident Schaffhausen (SVP).

Standpunkt

Kennen Sie persönlich ältere Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt Mühe bekunden?


Ja, ich kenne Personen, die über 55 Jahre alt sind und grosse Anstrengungen unternehmen, nochmals eine berufliche Herausforderung zu finden. Für diese Menschen ist es wichtig, dass sie bei ihrer Neuorientierung auf zielführende arbeitsmarktliche Massnahmen des Staates zählen können.

Wie schätzen Sie / die VDK die aktuelle Situation für die älteren Personen auf dem Arbeitsmarkt ein?


Im internationalen Vergleich ist die Situation auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sehr gut. Wir können für die Gruppe der älteren Arbeitnehmenden keine grundlegenden strukturellen Probleme ausmachen. Personen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren sind im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen sogar weniger stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Das Problem jedoch ist, dass ältere Arbeitnehmende bei Arbeitslosigkeit mehr Mühe haben, wieder eine neue Stelle zu finden.

Wo liegen Ihres Erachtens die Hauptprobleme?


Ältere Stellensuchende können aus verschiedenen Gründen schlechtere Karten bei Arbeitgebenden haben als ihre jüngeren Mitbewerber. Dies zeigt sich etwa darin, dass die älteren Stellensuchenden länger in der Arbeitslosigkeit verweilen, selbst wenn sie höhere Ausbildungen gemacht haben. Die Gründe dafür liegen in den höheren Personalkosten. Zudem sind Vorurteile – wie etwa, dass man im Alter langsamer und weniger flexibel sei – dafür verantwortlich. Dabei werden oft wichtige Faktoren wie langjährige Berufs- und Lebenserfahrung übersehen. Dies beinhaltet unter anderem auch das Know-how für alte Maschinen oder Programme, die noch in Betrieb sind und von jüngeren Mitarbeitenden mangels Kenntnissen nicht gewartet oder repariert werden können.

Welche Lösungen sehen Sie?


Den einen richtigen Lösungsvorschlag gibt es nicht. Arbeitnehmende müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und sich auch nach 45 weiterbilden. Dies können sie aber nur, wenn die entsprechenden Bedingungen dafür vorhanden sind. Hier sind einerseits die Arbeitgeber gefragt, auf der anderen Seite aber auch Bund und Kantone: beispielsweise die Arbeitsmarktbehörden, zu deren Aufgaben es zählt, Stellensuchende möglichst rasch und nachhaltig in den Arbeitsmarkt integrieren zu helfen.

Was ist der konkrete Beitrag der Kantone, damit die Situation sich ändert?


In ihrer täglichen Arbeit sind die kantonalen Arbeitsmarktbehörden bestrebt, in den Arbeitsvermittlungszentren durch eine zielführende Beratung und Vermittlung auf die besonderen Bedürfnisse und Möglichkeiten von Stellensuchenden einzugehen. Wir haben dabei im Kanton Schaffhausen gute Erfahrungen mit spezifisch für ältere Stellensuchende entwickelten Massnahmen gemacht. So sind die Programme «Horizont Generation plus»[1] und «Perspektive Generation plus» zu erwähnen. Weiter können wir über die bestehenden interkantonalen Gremien passende Strategien und Beispiele verbreiten und so einen Mehrwert für die ganze Schweiz schaffen. Ich glaube, auch im Bereich der Sensibilisierung von Unternehmen sowie der Öffentlichkeit können Bund und Kantone noch mehr machen.



Die Fragen wurden schriftlich beantwortet.

  1. Mehr unter www.tandem-sh.ch/horizontgenerationplus. []

Zitiervorschlag: Ernst Landolt (2015). Standpunkt: «Bund und Kantone können noch mehr machen». Die Volkswirtschaft, 24. Juni.