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Im letzten Jahr hat sich Trafigura als erstes Rohstoffhandelsunternehmen der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) angeschlossen. Ausschlaggebend für diesen Schritt war das zunehmende Interesse von Staat und Zivilgesellschaft am Rohstoffhandel.
Andrew Gowers, Leiter Corporate Affairs, Trafigura, Genf

Standpunkt

Handel und Transparenz sind zwei Begriffe, die im Rohstoffbereich nicht immer gut zusammengepasst haben. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Frage, wie die Beziehungen der Rohstoffbranche zu den staatlichen Stellen von ressourcenreichen Ländern beurteilt wurden.

Deshalb war es für viele eine Überraschung, als sich der Öl- und Metallhändler Trafigura letztes Jahr als erstes Rohstoffhandelsunternehmen der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) anschloss. Der Schwerpunkt der EITI lag bisher darauf, Zahlungen von Lizenzgebühren, Konzessionsabgaben und Steuern durch vorgelagerte Ölgesellschaften und Minenbetreiber an staatliche Stellen gegenüber der Öffentlichkeit offenzulegen. Als Händler hat Trafigura im Bereich der Rohstoffförderung zwar nur begrenzte Interessen. Dennoch lohnt sich der Schritt in Richtung EITI aus mehreren Gründen.

Erstens ist angesichts der genauen Beobachtung durch die Behörden, die Zivilgesellschaft und die Geschäftspartner eine grössere Transparenz erforderlich. Einige Rohstoffhändler haben sich zu grossen Unternehmen mit entsprechendem Einfluss entwickelt. Mit ihrer zunehmenden Bedeutung stehen die Rohstoffhändler unweigerlich unter stärkerer Beobachtung. Deshalb besteht eine grössere Notwendigkeit, unsere Aktivitäten zu erklären.

EITI als Plattform für Gespräche


Ein zweiter Grund ist die zunehmende Diskussion über die Offenlegung von Zahlungen, die Rohstoffhändler an staatliche Stellen leisten. Im letzten Jahr führte Trafigura eine anonymisierte Meinungsumfrage durch, in deren Rahmen die Auffassungen von bedeutenden Interessenträgern zur Rolle und zum Einfluss der Rohstoffhandelsunternehmen erhoben wurden. Bedenken äusserten die Umfrageteilnehmer unter anderem zu den ihrer Meinung nach intransparenten Zahlungen an staatliche Stellen.

Die EITI ist das wichtigste Forum für Gespräche über diese Fragen zwischen Behörden, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen. Kürzlich wurde in Betracht gezogen, den Geltungsbereich der EITI auf Käufe zu erweitern, die Rohstoffhandelsunternehmen bei staatlichen Ölgesellschaften tätigen.

Ein dritter Faktor für den Entscheid von Trafigura ist die Entwicklung der Regulierung: Namentlich in der EU und in den USA sollen Zahlungen von Rohstoffunternehmen an staatliche Stellen offengelegt werden. Bislang haben diese Anstrengungen auf Unternehmen fokussiert, die im Bereich der Rohstoffgewinnung tätig sind.

Immer mehr Staaten, die der EITI beigetreten sind, werden Zahlungen von Rohstoffhändlern offenlegen und von den Handelsunternehmen verlangen, damit übereinstimmende Daten auszuweisen. So hat der Irak diese Massnahme bereits eingeführt. Unser Ansatz ist auch eine Reaktion auf Empfehlungen der Schweizer Regierung, die diese 2013 in ihrem Grundlagenbericht Rohstoffe abgegeben hat. In diesem Bericht wurden Reformen der EITI befürwortet, die darauf ausgerichtet sind, dass auch Zahlungen von Rohstoffhändlern an staatliche Ölgesellschaften offengelegt werden.

Trafigura veröffentlicht Daten noch dieses Jahr


Ende dieses Jahres wird Trafigura damit beginnen, historische Daten zu unseren Zahlungen an staatliche Ölgesellschaften in Ländern zu veröffentlichen, welche die EITI implementieren. Ausserdem haben wir uns verpflichtet, mit dem EITI-Sekretariat sowie mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, welche die Initiative ebenfalls unterstützen, damit in Bezug auf Zahlungen im Rohstoffsektor noch mehr Transparenz geschaffen werden kann.

Die Offenlegung der Zahlungen an sich wird zwar nur einen kleinen Teil unserer geschäftlichen Aktivitäten betreffen, doch bislang haben wir positive Reaktionen von Staaten, Geschäftspartnern, Nichtregierungsorganisationen und den Medien erhalten, sodass unser Entscheid absolut gerechtfertigt ist. Nun stellt sich die Frage, wie lange es noch dauern wird, bis auch die anderen Rohstoffhandelsunternehmen erkennen, in welche Richtung sich diese Frage entwickelt, und sich deshalb ebenfalls der EITI anschliessen.

Zitiervorschlag: Andrew Gowers (2015). Standpunkt: Transparente Zahlungen sind für Trafigura sinnvoll. Die Volkswirtschaft, 24. November.