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Transparenz im Rohstoffhandel zielt auf Geschäftspraktiken und Zahlungen. Der Branchenverband Swiss Trading and Shipping Association (STSA) sieht die Stärke der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) in ihrer Verpflichtung aller Akteure eines Landes zur Zahlungstransparenz. Klare Regeln sind insbesondere beim «first sale» gefragt. Hier sind Regierungen und staatliche Unternehmen gefordert.
Stéphane Graber, Dr. rer. oec., Generalsekretär Swiss Trading and Shipping Association (STSA), Schweiz

Standpunkt

Der Rohstoffhandel gilt traditionell als diskrete Branche mit undurchsichtigen Aktivitäten. Deshalb fordern Konsumenten, Politiker, die Zivilgesellschaft, Nichtregierungsorganisationen und Geschäftspartner mehr Transparenz und Gouvernanz im Rohstoffhandel. Dabei sind jedoch die Anstrengungen der Rohstoffhandelsfirmen aus dem Blick geraten, welche kontinuierlich, konsequent und proaktiv auf mehr Transparenz, Offenlegung und Verantwortlichkeit hinarbeiten. Es ist daher unerlässlich, die Bedeutung des Begriffs «Transparenz» im Rohstoffhandel zu klären, zumal sich dessen Akteure bereits heute an strenge Standards halten.

Transparenzforderungen an den Rohstoffhandel zielen vornehmlich auf zwei Aspekte: Die Transparenz von Geschäftspraktiken nimmt Umwelt-, Menschenrechts-, Nachhaltigkeits- und Korruptionsprobleme sowie das Risikomanagement in den Blick, während die Zahlungstransparenz Finanz- und Zahlungsflüsse genauer betrachtet.

Der Branchenverband Swiss Trading and Shipping Association (STSA) unterstützt diese Bemühungen und ist in mehrere entsprechende Initiativen involviert. Dazu zählt die Extractive Industries Transparency Initiative (EITI), welche auf mehr Zahlungstransparenz in der Rohstoffförderung abzielt. Diese ist von besonderer Bedeutung, da Einnahmen aus der Rohstoffförderung erheblich zur langfristigen Finanzlage eines Landes beitragen. Im Unterschied dazu sind die meisten Aktivitäten im physischen Rohstoffhandel heute kurzfristiger Art und finden auf offenen und transparenten Rohstoffmärkten statt.

Die Stärke der EITI liegt in ihrer Verbindlichkeit: Sobald ein Land die Regeln umsetzt, sind dort Zahlungstransparenz und Offenlegung für alle Akteure verpflichtend. Deshalb halten sich die Rohstoffhändler in solchen Staaten schon heute an die EITI-Verpflichtungen. Das ist etwa im Irak der Fall, wo Rohstoffhändler ihre Käufe beim Staat oder bei Unternehmen im Staatsbesitz wie etwa der staatlichen Ölgesellschaft entsprechend offenlegen, obwohl sie selbst nicht der EITI angehören.

Regierungen und staatliche Unternehmen sind gefordert

In der Tat sollten Rohstoffhändler als Käufer von Rohstoffen nicht selbst bestimmen, inwieweit welche Informationen von Regierungen und Unternehmen im Staatsbesitz offengelegt werden. Es ist daher wichtig, dass Regierungen und Unternehmen im Staatsbesitz zusammen mit dem EITI-Sekretariat die Initiative dafür ergreifen: Sie müssen festlegen, wie der «first sale» an Rohstoffhändler transparenter werden soll. Zu diesem Prozess können Rohstoffhändler beitragen, indem sie ihre Sachkenntnis technischer Aspekte des Rohstoffhandels sowie institutioneller Mechanismen zur Umsetzung und Einhaltung des EITI-Standards einbringen.

Entsprechend befürworten die STSA und ihre Mitglieder die EITI, weil damit das «Upstream»-Ende der Rohstoffkette transparent und rückverfolgbar wird. Dank dieser Sorgfaltspflicht für die Herkunft von Rohstoffen können Gesundheits-, Sicherheits-, Umwelt- und Menschenrechtsfragen erkannt und angegangen werden, was diese Risiken und Probleme für alle folgenden Akteure in der Rohstoffkette mindert – inklusive der Rohstoffhändler, der Endverbraucher und der Konsumenten.

Dies entspricht den Initiativen für grössere Transparenz von Geschäftspraktiken wie den Guiding Principles on Business and Human Rights der UNO («Ruggie-Prinzipien»). Indem Risiken identifiziert, gemindert und gemeldet werden, soll in Menschenrechts- und Umweltfragen die Transparenz erhöht werden. Die STSA unterstützt daher diese Initiativen und begrüsst die Fortsetzung des derzeit laufenden Multi-Stakeholder-Dialogs für mehr Transparenz im Rohstoffhandel.

Zitiervorschlag: Stéphane Graber (2015). Standpunkt: Transparenz im Rohstoffhandel aus Sicht der Branche. Die Volkswirtschaft, 24. November.