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Mit fortlaufenden Innovationen sichern sich die Schweizer Industrieunternehmen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Bei technologischen Entwicklungen müssen sie frühzeitig die sich bietenden Chancen packen. Sie sind aber auch auf einen Standort angewiesen, der ein attraktives Innovationsklima bietet.
Hans Hess, Präsident des Verbandes der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem), Zürich

Standpunkt

Schweizer Industrieunternehmen sind stark exportorientiert und erbringen im internationalen Kontext Spitzenleistungen auf ihrem Gebiet. An dieser Position muss kontinuierlich gearbeitet werden. Erst recht, wenn Herausforderungen wie die Überbewertung des Frankens die Wettbewerbsfähigkeit im wichtigsten Exportmarkt schwächen. Die Fähigkeit zur Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg.

Die Innovationstätigkeit hat in Industrieunternehmen verschiedene Facetten. Primär sind es Produkt- und Dienstleistungsinnovationen. Hinzu kommen Innovationen in den Prozessen. So attraktiv und vielversprechend disruptive Innovationen auch sind: Für KMU sind kleine Schritte viel bedeutender, indem sie in einem tragbaren Verhältnis von Kosten und Risiko kontinuierlich sowie überschaubar neuen Kundennutzen schaffen. Zu den Auslösern solcher Entwicklungsschritte zählen Kundenwünsche, neue Lösungen von Zulieferern und Technologien, die an Hochschulen entwickelt wurden.

Die relevanten Technologiefelder werden laufend anspruchsvoller und entwickeln sich immer rascher. Bedeutende Rollen spielen Querschnittstechnologien wie die Mikro- und die Nanotechnologie oder die Materialwissenschaften. Auch die Digitalisierung der Industrie bietet viele Ansatzpunkte. Sie umfassen Fertigungstechnologien (z. B. additive Fertigung, Sensorik, Aktorik), Kommunikationstechnologien für das Internet der Dinge und Cloud-basierte Informationsverarbeitung. Gerade KMU sind gefordert, über das Alltagsgeschäft hinaus die Entwicklungen im Auge zu behalten und das Potenzial neuer Lösungen abzuschätzen. Wer nicht agil bleibt, riskiert seine Existenz.

Bildung auf höchstem Niveau – auch in Zukunft

Darüber hinaus sind geeignete Rahmenbedingungen essenziell: Innovation braucht kluge Köpfe. Die Schweiz bildet über die duale Berufsbildung sowie über ein Hochschulsystem mit anwendungsorientierten Fachhochschulen und forschungsorientierten Universitäten hervorragende Fachkräfte auf allen Stufen aus. Doch angesichts des sich akzentuierenden Fachkräftemangels müssen Lösungen gefunden werden, damit auch in Zukunft ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte vorhanden sind.

Die Universitäten und Forschungsinstitute der Schweiz betreiben heute Forschung auf höchstem Niveau. So ist sichergestellt, dass die besten Wissenschaftler hier tätig sind und Forschungsergebnisse geschaffen werden, die Innovationen auslösen. Diese Leistungen werden ermöglicht durch ein Fördersystem, welches mit dazu beiträgt, dass die Schweiz in verschiedenen Innovationsrankings führend ist.

Diese Führungsposition ist jedoch gefährdet, denn der Vorsprung schmilzt. Die Schweiz muss sich deshalb anstrengen, ihre Position zu halten und auszubauen. Die Forschung muss ihre internationale Vernetzung intensivieren. Die volle Assoziierung beim EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 ist dabei unerlässlich.

Zu einem attraktiven Standort gehören aber auch Faktoren wie der uneingeschränkte Zugang zum EU-Binnenmarkt und zu weiteren Wachstumsmärkten. Wichtig sind auch ein liberaler Arbeitsmarkt, ein innovationsförderndes Steuersystem sowie ausreichend finanzierte Förderinstrumente (u. a. Projekte der Förderagentur des Bundes KTI) für die anwendungsnahe Forschung und Innovation.

Nur mit diesen Voraussetzungen kann die Industrie auch in Zukunft ihren wertvollen Beitrag zum Wohlstand der Schweiz leisten.

Zitiervorschlag: Hans Hess (2016). Standpunkt: Stete Innovation sichert Existenz. Die Volkswirtschaft, 27. April.