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Innovative Unternehmen planen langfristig und gehen Risiken ein – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
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Beat Moser, Dr. rer. pol., Direktor des Wirtschaftsverbandes Scienceindustries, Zürich

Der Wohlstand der Schweiz ist eng mit der Innovationsleistung der ansässigen Unternehmen verknüpft. Insbesondere die Pharma-, Chemie- und Biotechnologieindustrie sichert mit ihren wissenschaftsbasierten Innovationen hoch qualifizierte Arbeitsplätze und hilft so auch mit, die öffentliche Hand nachhaltig zu finanzieren.

Innovationen können weder staatlich verordnet noch betriebswirtschaftlich erzwungen werden. Sie sind das Ergebnis kreativer Prozesse von Unternehmen und hängen vom bestehenden gesellschaftlichen und industriel­len Umfeld ab. Der Innovationsprozess verlangt ein langfristig orientiertes Denken und Handeln sowie unternehmerischen Mut, denn das Risiko des Scheiterns schwingt bei Innovationen immer mit.

Erfolgreiche Firmen pflegen diese Innovationskultur, indem sie konsequent für das Neue und Unbekannte einstehen und gezielt Interdisziplinarität und kulturelle Diversität fördern. So sind das in ei­nem Un­ter­nehmen vorhandene Wissen und Können sowie die Kreativität der Menschen die wichtigste Antriebskraft für Innovation. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten halten erfolgreiche Unternehmen deshalb an ihrer Innovationsstrategie und den entsprechenden Investitionen in Forschung und Entwicklung fest.

Regulierungen auf Minimum beschränken

Diese langfristigen Investitionen erfordern von einer Gesellschaft und somit vom Staat möglichst stabile und über lange Zeit voraussehbare Rahmenbedingungen. Es braucht eine Industriepolitik, die auf interventionistische Eingriffe verzichtet und den unternehmerischen Handlungsraum mit innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen möglichst weit offen hält.

Unter den Herausforderungen des starken Frankens und der aussenpolitischen Unsicherheiten ist auf unnötige, kostenträchtige Regulierungen im Inland wie die «Energiestrategie 2050», die «Grüne Wirtschaft», die Aktienrechtsreform und Einschränkungen von Gefahrguttransporten zu verzichten. Bestehende Regulierungen wie beispielsweise die Mehrwertsteuer, die Lenkungsabgabe auf flüchtige organische Verbindungen und die Zollverfahren sind zu entschlacken.

Zudem müssen anstehende wirtschaftspolitisch zentrale Reformen rasch und mit Augenmass angepackt werden, um die langfristigen Unsicherheiten zu beseitigen und die Planungssicherheit für die Unternehmen zu erhöhen (Beispiele sind die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative mit dem Erhalt der bilateralen Verträge, die Unternehmenssteuerreform III, die Altersvorsorge, der Masterplan Biomedizinische Forschung und Innovation, die Arzneimittelpreisfestsetzung).

Vertrauen der Bevölkerung gewinnen

Darüber hinaus braucht es eine nachhaltige Förderung der gesellschaftlichen Offenheit in Bezug auf Wissenschaft und Technik. Der seit Jahren zunehmenden Skepsis gegenüber neuen Technologien wie etwa der Gentechnologie muss entschiedener als bisher entgegengewirkt werden. Anstelle der einseitigen Fokussierung der öffentlichen Diskussion auf mögliche Risiken sollen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die Potenziale betonen. Mit ihrer Nachwuchsinitiative Simplyscience.ch leistet der Wirtschaftsverband Scienceindustries seit Jahren einen konkreten Beitrag dazu und trägt so zu einer höheren Ausschöpfung des «Inländerpotenzials» bei. Generell kommt einer im internationalen Vergleich qualitativ hochstehenden Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen eine besonders wichtige Bedeutung zu. In allen Be­reichen und auf allen Stufen der staatlichen Bildungs- und Forschungspolitik ist Exzellenz vonnöten, was ausreichende Mittel und Instrumente bedingt (u. a. BFI-Botschaft 2017–20, Horizon 2020), denn nur so kann die Schweiz ihren Spitzenplatz als Forschungs-, Wissenschafts- und Industriestandort und damit ihren Wohlstand dauerhaft sichern.

Zitiervorschlag: Moser, Beat (2016). Mut und langfristiges Denken lohnen sich. Die Volkswirtschaft, 27. April.