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Die Rahmenbedingungen für Start-ups sind in der Schweiz gut. Dies sagt Cyrille Boinay, Co-Gründer des Freiburger Jungunternehmens Bcomp, gegenüber der «Volkswirtschaft». Problematisch sei vielmehr die mangelnde Risikobereitschaft.
Cyrille Boinay, Co-Gründer, Geschäftsführer Märkte, Bcomp, Freiburg (Bild: Bcomp)

Standpunkt

Herr Boinay, wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen in der Schweiz für Ihr Jungunternehmen?

Die Rahmenbedingungen variieren zwar je nach Kanton, aber im Allgemeinen sind sie wegen des hohen Ausbildungsniveaus, wegen der politisch stabilen Lage und des herrschenden Wohlstands eher als gut zu betrachten. In den letzten fünf Jahren haben sich insbesondere die regionalen und nationalen Unterstützungsorgane verbessert: Die Hilfe bei einer Gründung ist effizienter geworden.

Wie können die Rahmenbedingungen verbessert werden?

Neben dem relativ hohen Lohnniveau ist der limitierte Zugang von ausländischen Fachkräften zum Arbeitsmarkt sicherlich nicht optimal. Zudem sollten Innovation und Technologien noch gezielter gefördert werden. Aber das grösste Problem sehe ich in einer gehemmten forschungsorientierten Gründer- und Unternehmerkultur. Denn: Ideen gibt es bei uns zuhauf – es mangelt jedoch an risikobereiten Jungunternehmern, welche diese kommerziell erfolgreich umsetzen.

Wie haben Sie Ihr Unternehmen finanziert?

In der Seeding-Phase durch Preise sowie Fremdkapital und im weiteren Schritt durch Eigenkapital.

Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich in Bezug auf Start-ups da?

Den grössten Unterschied sehe ich in der kulturellen Einstellung zu Gründungen. In Amerika wird ein Misserfolg eines Start-ups als Erfahrung angenommen; die Gründungen werden als Aggregate betrachtet, und Investitionen werden viel schneller und in grösseren Volumen gesprochen. Der Geldfluss wird hingegen bei Nichterreichen von Meilensteinen auch sofort gestoppt. Reine Vergleiche bringen aber nichts: Vielmehr müssen wir unsere eigenen Positionen und Gepflogenheiten bezüglich Start-ups finden. Aber dies kommt nur mit dem wirtschaftlichen Erfolg der bereits vorhandenen wissenschaftlichen Grundlagen. Momentan gibt es in der Schweiz zwar einen Start-up-Trend – dieser ist aber noch nicht nachhaltig in der Gesellschaft verankert.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Zitiervorschlag: Cyrille Boinay (2016). Standpunkt: «Die Hilfe bei einer Gründung ist effizienter geworden». Die Volkswirtschaft, 21. Dezember.

Bcomp – ultraleichte Naturfasern aus Freiburg

Auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei Cardinal in Freiburg entwickelt das Start-up Bcomp ultraleichte Naturfasern, welche beispielsweise in Skiern und Surfboards eingesetzt werden. Produziert werden die Verbundwerkstoffe in Deutschland, England und Ecuador. Die 2011 von Cyrille Boinay und drei weiteren Sportliebhabern gegründete Firma beschäftigt mittlerweile zehn Personen und wächst umsatzmässig im zweistelligen Bereich. Die Gewinnschwelle wurde letztes Jahr erstmals überschritten.