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Ein Pionierprojekt für nachhaltigen Goldabbau

Weltweit ist die Schweiz führend in der Schmelze und Verarbeitung von Gold. Mit einer Initiative tragen Bund und Industrie zur Schaffung von nachhaltigen Wertschöpfungsketten bei.

Ein Pionierprojekt für nachhaltigen Goldabbau

Mineure beim Entladen von goldhaltigem Roherz in der Region Arequipa in Peru. (Bild: Seco / Projekt-Consult)

Gemessen an der globalen Goldproduktion stammen nur rund 10 bis 20 Prozent aus dem Kleinbergbau, wo mit einfachen Methoden in kleinem Umfang Mineralien gewonnen werden. Trotzdem sind rund 90 Prozent der Goldmineure im Kleinbergbau beschäftigt und generieren hier ihr Einkommen. Insgesamt ernährt er rund 100 Millionen Menschen, von denen ein grosser Teil aus Entwicklungsländern in Lateinamerika, Afrika und Asien kommt.

Die sozialen und ökologischen Herausforderungen im Goldkleinbergbau sind im Vergleich zum industriellen Grossbergbau beträchtlich. Die Arbeit im Kleinbergbau ist für die betroffenen Mineure meist mit harten und gefährlichen Arbeitsbedingungen verbunden. Auch Kinderarbeit ist weit verbreitet. Zudem wird beim Goldschürfen sehr häufig Quecksilber eingesetzt, was sowohl die Gesundheit der Minenarbeiter wie auch die Umwelt belasten kann. Schliesslich dient Gold in gewissen Regionen als wichtige Einnahmequelle für bewaffnete und kriminelle Gruppen und kann so Konflikte in politisch instabilen Regionen schüren oder verstärken.

Schweiz führend bei der Goldverarbeitung


Die Schweiz ist ein wichtiger Handelsplatz für Gold. 2015 wurden gesamthaft über 2500 Tonnen im Wert von rund 69 Milliarden Franken eingeführt. Auch bei der Verarbeitung und der Schmelze ist die Schweiz mit vier der sechs weltweit grössten Goldraffinerien führend. Es wird geschätzt, dass rund zwei Drittel des global gewonnenen Goldes hierzulande veredelt werden. Diese privilegierte Stellung im Goldmarkt basiert auf einer langen Tradition, welche einerseits auf der politischen und wirtschaftlichen Stabilität sowie der Rechtssicherheit in der Schweiz beruht. Andererseits wirken auch die günstige Position der Schweiz als Handelsknotenpunkt sowie die Effizienz der nationalen Finanz- und Logistiksysteme fördernd. Mit dieser eminent wichtigen Stellung im Goldsektor geht auch eine Verantwortung der Industrie und des Bundes einher.

Im Grundlagenbericht Rohstoffe[1], den der Bundesrat 2013 publiziert hat, werden denn neben der grossen volkswirtschaftlichen und finanzpolitischen Bedeutung der Rohstoffbranche auch die damit verbundenen Herausforderungen bei den Menschenrechten, den Umweltschäden und der Korruption hervorgehoben. Für den Goldsektor hat der Bundesrat in diesem Zusammenhang die Schaffung von Wertschöpfungsketten für fair und nachhaltig abgebautes und gehandeltes Gold empfohlen.

Eine breit abgestützte Initiative


Mit dem Ziel, die Situation im Kleinbergbau zu verbessern, wurde 2013 die «Better Gold Initiative for Artisanal and Small-Scale Mining» ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Swiss Better Gold Association (SBGA) und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Die SBGA umfasst die wichtigsten Akteure des schweizerischen Goldmarktes, wie Raffinerien, Goldschmiede, Uhrenproduzenten und Finanzinstitute. Seither wurde dank der Initiative über eine Tonne verantwortungsvoll abgebautes Gold aus zertifizierten peruanischen Minen in die Schweiz importiert und zu einem fairen Preis vertrieben.

Die Initiative unterstützt dabei kleine Minen und Bergbaukooperativen bei der Zertifizierung, um so die technischen, organisatorischen, sozialen und ökologischen Bedingungen im Bergbau zu verbessern. Das Programm stützt sich auf die im Goldbereich vorherrschenden freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards wie Fairtrade Gold, Fairmined oder Responsible Jewelry Council.

Darüber hinaus unterstützt das Seco auch einen politischen Dialog mit den Behörden der entsprechenden Länder, um den Kleinbergbau zu formalisieren. So sollen die Voraussetzungen für einen nachhaltigen Goldbergbau geschaffen werden.

Schliesslich wird durch eine enge Zusammenarbeit mit der SBGA die Nachfrage nach verantwortlich geschürftem Gold aus dem Kleinbergbau kanalisiert und entsprechende Wertschöpfungsketten geschaffen. Die Mitglieder der SBGA haben sich bereit erklärt, die verfügbaren Goldmengen aus den zertifizierten Minen aufzukaufen. Die Endabnehmer, zu denen etwa Juweliere oder Banken gehören, entrichten dabei eine Prämie, welche die Goldminen als finanziellen Anreiz erhalten, um dieses Geschäftsmodell fortzuführen.

Diese erste Phase der Initiative wurde Ende 2016 abgeschlossen. Seit Januar 2017 wird die zweite Phase umgesetzt. Neben Peru hat man die Initiative neu auch auf Kolumbien und Bolivien ausgeweitet. In der zweiten Phase soll die gehandelte Menge an verantwortungsvollem Gold aus dem Kleinbergbau substanziell erhöht werden. Dazu soll ein sogenannter Minimalstandard geschaffen werden, da die kleinen Minen die Anforderungen  der aktuell bestehenden Standards zum Teil nur schwer erfüllen können. Der Minimalstandard soll dafür sorgen, dass mehr Goldmineure und deren Familien und Gemeinschaften von verbesserten Lebens- und Produktionsbedingungen profitieren können. Ein solcher Minmalstandard wird derzeit in enger Zusammenarbeit zwischen der SBGA und dem Seco entwickelt.

Keine Gesamtlösung für den Goldsektor


Die Initiative hat bei der Schaffung von nachhaltigen Wertschöpfungsketten für Gold aus dem Kleinbergbau eine wichtige Pionierrolle gespielt. Sie hat dazu beigetragen, dass Konsumenten in der Schweiz und in Europa die Möglichkeit haben, Uhren, Schmuck, Elektronikgeräte und Finanzprodukte zu kaufen, welche mit verantwortungsvollem Gold hergestellt werden.

Wie stark sich die Menge von verantwortungsvoll abgebautem und gehandeltem Gold aus dem Kleinbergbau tatsächlich erhöht, wird allerdings durch die Entwicklung von Angebot und Nachfrage bestimmt. Die Nachfrage hängt einerseits davon ab, ob sich das gesteigerte Interesse der Konsumenten an nachhaltigem Gold auch in konkreten Kaufentscheiden artikuliert. Andererseits ist auch das Engagement des Privatsektors für die Förderung von nachhaltigen Wertschöpfungsketten entscheidend.

Auf der Angebotsseite muss sich bestätigen, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis der freiwilligen Standards für die kleinen Goldminen positiv ausfällt. Die durch die Initiative gehandelten Goldmengen machen aber auch in Zukunft nur einen kleinen Teil der gesamten Goldeinfuhren aus – der weitaus grösste Teil stammt aus dem industriellen Grossbergbau. Daher stellt die Initiative keine Gesamtlösung für den Sektor dar. Es sind weitere Anstrengungen nötig, damit die Betroffenen in den Entwicklungsländern effektiv vom Goldabbau profitieren können. Aktuell werden mit dem Postulat Recordon[2] und vor dem Hintergrund der Risiken im Zusammenhang mit dem Goldabbau in den Entwicklungsländern die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die geltenden internationalen Standards sowie weitere freiwillige Massnahmen analysiert.

  1. Den Bericht finden Sie online auf News.admin.ch[]
  2. Postulat 15.3877 «Goldhandel und Verletzung der Menschenrechte». Online auf Parlament.ch[]

Zitiervorschlag: Peter Huber (2017). Ein Pionierprojekt für nachhaltigen Goldabbau. Die Volkswirtschaft, 23. März.

Handelsförderung in Peru und Kolumbien

Die «Better Gold Initiative for Artisanal and Small-Scale Mining» ist Teil des Handelsförderungsprogramms der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz in den Schwerpunktländern Peru und Kolumbien. In diesem Rahmen unterstützt das Seco einen sozialen, umweltverträglichen, inklusiven und damit nachhaltigen Handel. Nebst der Initiative werden in Kolumbien etwa auch die Exportfähigkeit des Kakaosektors und die Qualitätsstandards im Kosmetiksektor gefördert. In Peru engagiert sich das Seco neben dem Goldsektor auch in der Förderung von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten mit Exportpotenzial. Dazu gehören Projekte, welche die Fähigkeit des Kaffeesektors zur Anpassung an den Klimawandel stärken oder die Produktivität der Quinoa-Wertschöpfungskette durch Technologien verbessern.