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Alle unter einem Dach

Das Seco, das Departement für auswärtige Angelegenheiten und der Exportförderverein Switzerland Global Enterprise treten im Ausland mit den Swiss Business Hubs gemeinsam auf. Um dies zu demonstrieren, liessen sie an der Consumer Electronics Show in Las Vegas Drohnen fliegen.

Alle unter einem Dach

Die Schweiz präsentiert sich an der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas als innovativer Technologiestandort: Eine Drohne des Schweizer Herstellers Flyability. (Bild: Präsenz Schweiz, EDA)

Der Bund fördert die Exporte der Schweizer Wirtschaft einerseits durch den Einsatz seiner Aussenstellen und andererseits, indem er Dritte mit der Exportförderung beauftragt. So sieht es das Exportförderungsgesetz vor.[1] Da sind einmal die drei massgeblichen Player im Bereich der Exportförderung: das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), der Verein Switzerland Global Enterprise (S-GE) und das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Das Seco ist als Kompetenzzentrum des Bundes für alle Kernfragen der Wirtschaftspolitik zuständig und somit der Auftraggeber, der den privatrechtlichen Exportförderverein S-GE beauftragt. Das EDA stellt das Personal und die Infrastruktur für die Auslandvertretungen bereit. Wie zudem aus dem Gesetz hervorgeht, muss die Exportförderung im entsprechenden Land über die Auslandvertretungen erfolgen. Das ist die Grundlage für die Zusammenarbeit der schweizerischen Botschaften und Generalkonsulate mit S-GE und den von ihnen betriebenen Business Hubs.

Business Hubs und Trade Points


Einzelheiten in der Zusammenarbeit zwischen Seco, S-GE und EDA regelt die sogenannte tripartite Vereinbarung. Sie definiert die Zuständigkeiten der drei Partner und deren gemeinsames Vorgehen. Mit der Umsetzung und der Anwendung dieser Vereinbarung ist das Komitee Swiss Business Hub beauftragt. Das Komitee, in dem alle drei Organisationen über je eine gleichberechtigte Stimme verfügen, trifft sich in der Regel einmal pro Quartal. So ist ein regelmässiger Austausch zwischen den drei Partnern gewährleistet. Und zu besprechen gibt es genug. Denn die tripartite Vereinbarung regelt auch die Zusammenarbeit zwischen S-GE und den Auslandvertretungen – zumindest dort, wo eine solche Zusammenarbeit besteht. Gegenwärtig sind das 22 Swiss Business Hubs und fünf Trade Points – «Light-Versionen» eines Business Hub (siehe Abbildung). Mit den Business Hubs haben sich S-GE, Botschaften und Generalkonsulate auf eine gemeinsame und dauerhafte Zusammenarbeit geeinigt. Konkret bedeutet das: Die Botschaften und Konsulate stellen das benötigte Personal und die erforderliche Infrastruktur für die Business Hubs und Trade Points zur Verfügung. Die Fachverantwortung liegt bei S-GE.

Wohlgemerkt: S-GE beschäftigt keine eigenen Leute in den Business Hubs und Trade Points; die Stärken des Exportfördervereins liegen vielmehr in der Vermarktung, der Beratung und der Information sowie beim Identifizieren von internationalisierungswilligen und -fähigen KMU in der Schweiz. Unterstützt wird S-GE dabei von den Business Hubs und Trade Points, indem diese die nötigen Kenntnisse des Zielmarktes in die Beratung einbringen und ihr Personal regelmässig an Firmenberatungstage von S-GE in die Schweiz schicken. Zudem versorgen die Business Hubs, Trade Points und alle übrigen Schweizer Botschaften S-GE periodisch mit aktuellen Informationen über die wirtschaftliche Situation im Gastland, über die «Dos and Don’ts» und nützliche Adressen.

Die eigentliche Stärke der Swiss Business Hubs kommt aber dann zum Tragen, wenn sich eine Firma in der Schweiz entschliesst, zusammen mit S-GE den Schritt ins Ausland zu wagen. Dabei ist unwesentlich, ob der Kunde den Kontakt über S-GE, über einen Business Hub oder einen Trade Point herstellt. In engem Austausch mit S-GE wird das Schweizer Unternehmen mit kostenpflichtiger Beratung in den neuen Markt begleitet. Ob der richtige Distributionskanal, der geeignete Partner oder der passende Marktauftritt gefunden werden muss: Die Business Hubs und Trade Points können den richtigen Weg zusammen mit der Firma erarbeiten. Diese kann dabei auf die marktspezifischen Kenntnisse, aber insbesondere auch auf ein grosses Netzwerk vor Ort zurückgreifen, aus dem sie je nach Bedarf die richtigen Spezialisten auswählen kann.

Das weltweite Netz der Swiss Business Hubs und Trade Points


Netzwerke schaffen und vermitteln


Eine Schweizer Auslandvertretung, auch eine mit Swiss Business Hub, kann über noch so viele Informationen über die wirtschaftlichen Verhältnisse im Gastland verfügen; sie wird trotzdem nie in der Lage sein, immer alle benötigten Kenntnisse anzubieten. Deshalb sind die Mitarbeitenden von Auslandvertretungen besonders gute Netzwerker, die wichtige und potenziell nützliche Kontakte mit Experten knüpfen können. Das Interesse daran ist durchaus beidseitig. Schliesslich kann sich aus einem solchen Kontakt jederzeit eine lukrative Zusammenarbeit ergeben. Die Auslandvertretung vermittelt nicht nur zwischen Kunden und Experten, sondern nimmt zwischen den beiden oft auch eine beratende Vertrauensposition ein. Da sie sowohl die schweizerischen als auch die lokalen Verhältnisse kennt, kann sie kulturelle Unterschiede überbrücken und die Verständigung fördern. Gleichzeitig kann sie aber auch erkennen und reagieren, falls Kundin und Experten nicht die gleichen Vorstellungen haben.

Eine besondere Stellung nehmen die privaten bilateralen Handelskammern und schweizerischen Geschäftsvereinigungen – die sogenannten Business Societies – ein. Dabei handelt es sich um Organisationen wie etwa die Swiss Business Association in Vietnam und anderen Ländern. Nebst dem grundsätzlichen Interesse an der Schweizer Wirtschaft vereinen sie oft konzentriertes Wissen und Erfahrung über die Geschäftsbedingungen für Schweizer Firmen im Gastland auf sich. Insbesondere in Ländern, wo die Schweiz nur wenig Personal hat, ergänzen sich die schweizerische Auslandvertretung und lokale schweizerische Handelskammern mit Informationen über das Gastland oder über Schweizer Produkte und vielem mehr. Unterstützt werden die Handelskammern und die Vertretungen in diesen Fällen vom Verein S-GE, der die Aufteilung der Aufgaben vereinbart und die Handelskammern entsprechend finanziell entschädigt.

Auftritt als innovativer Wirtschaftsstandort


Schliesslich existiert auch eine Zusammenarbeit zwischen den Auslandvertretungen und verschiedenen Organisationen des Bundes sowie öffentlich-rechtlichen Institutionen. Diese hat in den letzten drei bis vier Jahren richtiggehend Fahrt aufgenommen. Präsenz Schweiz, Swissnex – das Schweizer Netzwerk für Bildung, Forschung und Innovation – sowie S-GE haben den Austausch untereinander verstärkt, um mit einem gemeinsamen Auftritt im Ausland bei ausgesuchten Veranstaltungen Synergien zu schaffen und zu nutzen. Je nach Event können auch Organisationen wie etwa Schweiz Tourismus, Innosuisse oder Pro Helvetia eingebunden werden. Bei diesen gemeinsamen Auftritten im Ausland sind jeweils auch die örtlichen Schweizer Auslandvertretungen mit ihren Kenntnissen der lokalen Gegebenheiten und ihrem Netzwerk involviert. Dabei sind nicht nur Grossveranstaltungen wie Weltausstellungen und Olympische Spiele das primäre Ziel von gemeinsamen Auftritten. Auch etwas kleinere Veranstaltungen bieten durchaus Potenzial für einen markanten Auftritt der Schweiz als innovativer Wirtschaftsstandort und Herkunftsland topaktueller Technologie.

Ein erfolgreiches Beispiel ist die Consumer Electronics Show (CES), die Anfang dieses Jahres in Las Vegas stattgefunden hat. Unter dem Lead von Präsenz Schweiz und S-GE wurde die Schweiz mit einem eigenen Pavillon als führender Innovations- und Technologiestandort positioniert. Als Partner wurden dafür Innosuisse, der Interessenverband Digitalswitzerland sowie Swissnex mit ins Boot geholt. Präsenz Schweiz war für den Bereich Marketing, Image und Spektakel zuständig. Die Abteilung für Sektorielle Aussenpolitiken des EDA hat sie dabei unterstützt.

Spektakulär waren insbesondere die lauten Drohnenshows, die fortwährend für Aufmerksamkeit sorgten und viel Publikum anzogen. Davon konnten wiederum die 32 Schweizer Unternehmen profitieren, die von S-GE, dem Swiss Business Hub USA und den Partnern betreut wurden. Die Unternehmen waren mehrheitlich Start-ups. Sie konnten sich am Stand und bei einer eigens dafür organisierten Präsentation den potenziellen Kunden vorstellen. Zudem wurden sie durch den Business Hub USA mit verschiedenen Marktinformationen versorgt. Auch die Schweizer Firmen, die unabhängig vom Schweizer Pavillon an der CES ausstellten, wurden vom Schweizer Botschafter in den USA begrüsst. Ausserdem konnte der Business Hub USA die Gelegenheit nutzen, eine sogenannte Fact-finding-Mission im Westen der USA mit einem Besuch der Schweizer Delegation an der CES aufzuwerten. Alles in allem ein gelungener gemeinsamer Auftritt, der durchaus als Grundlage für weitere solche oder ähnliche Projekte dienen kann.

  1. Exportförderungsgesetz vom 6. Oktober 2000, Art. 1. []

Zitiervorschlag: Daniel Rüger (2019). Alle unter einem Dach. Die Volkswirtschaft, 25. März.