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Der Kanton Wallis hat eine pragmatische und innovative «Wasserstrategie» entwickelt. Diese basiert auf einer integrierten Wasserbewirtschaftung.
Jacques Melly, Staatsrat des Kantons Wallis, Vorsteher des Departements für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt, Sitten

Standpunkt

Im Wallis – dem Wasserschloss der Schweiz – spielt die Ressource Wasser bei der wirtschaftlichen Entwicklung eine Schlüsselrolle. Eine kantonale «Wasserstrategie» soll nun – unter Berücksichtigung des Klimawandels – eine optimale und integrierte Bewirtschaftung der Ressource sowie ihre vielfältigen Funktionen gewährleisten. An der Ausarbeitung der Wasserstrategie waren alle kantonalen Departemente und Dienststellen sowie insbesondere der Verband Walliser Gemeinden (VWG), die Naturschutzorganisation Pro Natura und der Bund beteiligt.

Für die Umsetzung gelten drei vorrangige Grundsätze. Erstens muss die Trinkwassernutzung gewährleistet werden. Zweitens gilt es die Ressource Wasser, aber auch die Menschen vor wasserbedingten Naturgefahren zu schützen – einer allgegenwärtigen Gefahr im Wallis. Und drittens geht es darum, das Wasser einerseits für die Stromerzeugung, die Landwirtschaft und die Industrie zu nutzen und andererseits für Biotope und andere Naturräume zu erhalten.

Informationsplattform schaffen

Ausgehend von der Vision einer integrierten Wasserbewirtschaftung, wurden acht Leitlinien und 40 Massnahmen festgelegt. Auf operativer Ebene werden die Massnahmen von einer Steuerungsgruppe koordiniert, der alle betroffenen Verwaltungsdienste und ein Vertreter der Gemeinden angehören. Dabei sind alle Massnahmen und Projekte so konzipiert, dass nicht nur die spezifischen Ziele der verschiedenen Verwaltungsstellen erreicht werden, sondern auch möglichst vorteilhafte Auswirkungen auf die Realisierung der anderen Ziele erwirkt werden.

Konkret soll eine Informationsplattform geschaffen werden, die alle Daten, Studien und Informationen zur Ressource Wasser umfasst. Gegenwärtig wird im «Muster-Wassereinzugsgebiet» Val de Bagnes ein Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel realisiert, aus dem die Plattform hervorgehen wird. In einem ersten Schritt sind bereits alle Daten zur Wasserbewirtschaftung auf dem Kantonsgebiet zusammengestellt worden. In einem zweiten Schritt wird nun analysiert, welche Auswirkungen der Klimawandel in der Pilotregion hat und welche Strategien zur Wasserbewirtschaftung dort bestehen.

Ausgehend von diesen Arbeiten, soll ein allgemeiner methodischer Ansatz definiert werden, der auf andere Wassereinzugsgebiete anwendbar ist. Alle diese Arbeiten werden mit einem partizipativen Ansatz realisiert: Gemeinden, Wasserkraftwerke, Landwirtschaft und andere stark vom Klimawandel betroffene Akteure und Branchen sind einbezogen. Und: Die Informationsplattform wird dereinst sowohl dem Kanton als auch den Gemeinden und allen Wirtschaftsakteuren zur Verfügung stehen.

Das Wallis gehört zu den ersten Kantonen mit einer derart ausgereiften und gleichzeitig realistischen Wasserstrategie.

Zitiervorschlag: Jacques Melly (2019). Standpunkt: Integrierte Wasserbewirtschaftung im Wallis. Die Volkswirtschaft, 22. Mai.