Suche

Abo

Nachhaltige Investition: Die Abwasserreinigungsanlage von Kocani

Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) von Kocani in Nordmazedonien wird am 12. Juli eingeweiht. Das Projekt ist exemplarisch für die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit: Es gilt eine langfristig nutzbare Grundinfrastruktur aufzubauen und dabei sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen.
Eine Fotovoltaikanlage liefert Strom für die Abwasserreinigung: Kläranlage in Kocani, Nordmazedonien. (Bild: Seco)

Im Januar 2014 sprach der Bundesrat 21 Millionen Franken zur Finanzierung der Abwasserreinigungsanlage (ARA) der Stadt Kocani im Osten von Nordmazedonien. Das Projekt steht beispielhaft für die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz: Indem die Schweiz auf dem Balkan ein nachhaltiges Wachstum fördert, leistet sie einen Beitrag zur Sicherheit und Stabilität in Europa. Am 12. Juli 2019 werden das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und die nordmazedonischen Behörden die ARA einweihen. Die Anlage verfügt über die Kapazität, um das Abwasser von 65’000 Einwohnern zu reinigen. Bald soll auch die Nachbarstadt Vinica angeschlossen werden.

Dank der höheren Wasserqualität des Flusses Bregalnica, in den das ARA-Abwasser fliesst, steigt die Lebensqualität einer ganzen Region. Auch die Landwirtschaft profitiert: Sie kann das aufbereitete Abwasser aus Industrie- und Gewerbebetrieben für die Bewässerung nutzen, unter anderem für die in der Region typischen Reisfelder.

Erneuerbare Energien


Ein zentrales Ziel der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit besteht darin, den Betrieb von Anlagen wie der ARA in Kocani langfristig zu gewährleisten. Das Seco setzt bei der ARA auf die Produktion erneuerbarer Energien. Für die Konzeptualisierung arbeitete es eng mit Schweizer Fachleuten zusammen.

Eine wichtige Rolle spielt die Energiegewinnung. Einerseits wird das durch den Reinigungsprozess entstehende Biogas (anaerober Abbau) zur Stromproduktion genutzt. Andererseits baute man eine Solaranlage mit einer Jahresleistung von 600’000 Kilowattstunden, um die hohe Sonneneinstrahlung der Region zu nutzen. Zusammen decken die Biogas- und die Fotovoltaikanlage über 60 Prozent des Strombedarfs der Abwasserreinigungsanlage. Kostensparend wirkt auch die Kompostierung, welche gleichzeitig die Emissionen der Treibhausgase CO2 und Methan wesentlich reduziert.

Unter dem Strich verringern sich die Betriebskosten des Versorgers – was der Bevölkerung in Form von tieferen Wasserrechnungen zugutekommt.

Kapazitäten des Betreibers stärken


Um den langfristigen Betrieb der Anlage zu gewährleisten, sollen die Kapazitäten der ARA-Betreiberin verbessert und deren finanzielle Situation gesichert werden. Massnahmen betreffen die Finanz- oder Betriebsführung, das Personalwesen und die Kundenbeziehungen. Im Fall von Kocani bestand die grösste Herausforderung darin, das Inkasso der Wasserrechnungen zu optimieren. Zu diesem Zweck aktualisierte das Seco zusammen mit dem Personal der ARA-Betreiberin die Kundendatenbank, zudem wurde das Buchhaltungs- und Fakturierungssystem auf einen aktuellen Stand gebracht.

Nachdem die Daten von über 11’000 Kunden aktualisiert worden sind, steigen nun auch die Einnahmen, die neu auf einer genauen Abrechnung des Wasserverbrauchs basieren. Parallel dazu wurde eine Sensibilisierungskampagne mit der Gemeinde Kocani lanciert. Die Bevölkerung wird dabei über den Nutzen der Abwasserreinigungsanlage aufgeklärt und motiviert, die Wasserrechnungen zu bezahlen, um die Betriebs- und Unterhaltskosten der ARA zu decken.

Für den langfristig gesicherten Betrieb einer Anlage ist somit ein integrierter Ansatz gefragt, der sowohl wirtschaftlichen als auch ökologischen Aspekten Rechnung trägt: Die Produktion von erneuerbarer Energie ist nicht nur wichtig für das Klima, sondern auch für die langfristige Wirtschaftlichkeit der Anlage.

Zitiervorschlag: Françoise Salamé Guex (2019). Nachhaltige Investition: Die Abwasserreinigungsanlage von Kocani. Die Volkswirtschaft, 22. Mai.