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Der Unsicherheit begegnen

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«Kein Land kann das Coronavirus allein bekämpfen.» (Bild: Shutterstock)

Die Corona-Krise hat uns alle getroffen – vom Staatschef bis zum einfachen Bürger. Vor der Pandemie reiste ich oft durch die OECD-Mitgliedsstaaten, um zuzuhören, zu kommunizieren und die internationale politische Kooperation sowie Koordination zu fördern. Covid-19 verunmöglichte praktisch über Nacht fast alle Dienstreisen.

Die Konjunkturaussichten sind derzeit unsicherer denn je, korrelieren sie doch stark mit den Infektionszahlen. Covid-19 hat uns vor Augen geführt, wie abhängig die Wirtschaft von einer guten Gesundheitsversorgung und von lebensnotwendigen Waren und Leistungen ist. Die Basis dafür sind offene Märkte.

Zu einer Zeit, da die internationale Zusammenarbeit stockt, hat die Pandemie unsere Konsum-, Lebens-, Reise- und Arbeitsgewohnheiten rasant verändert. Kommt hinzu: Kein Land kann das Coronavirus allein bekämpfen.

Vertrauen schaffen


Die OECD wurde gegründet, um Politiker auf Basis nationaler Best Practices bei der Bewältigung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Schocks zu unterstützen und die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Die Organisation ist auf verschiedensten Gebieten wie Bildung, Gesundheit, Finanzen, Innovation und Handel aktiv und hat immer vielfältigere Mitgliedsstaaten. Die OECD führt evidenzbasierte Politikberatung durch. Sie formuliert Grundsätze und Normen, die eine faire, offene Weltwirtschaft zum Ziel haben.

Diese Fähigkeiten der OECD gilt es zu nutzen, um das Leben der Menschen nach der Krise zu verbessern. In unseren Beratungen zeigen wir den Regierungen auf, wie sie Firmen und Haushalten das Vertrauen zurückgeben können. Vertrauensbildung erfordert etwa Investitionen in die Gesundheit und wirksames Testing, Tracking und Isolierungsmassnahmen. Zentralbanken und Regierungen müssen die Wirtschaft weiter stützen und ihre Massnahmen an der jeweiligen Gesundheits- und Konjunkturentwicklung ausrichten.

Um das Vertrauen zurückzugewinnen, braucht es eine glaubhafte Vision: Die Zukunft soll grüner, sicherer und inklusiver sein. Die Pandemie hat gezeigt, dass der notwendige Wandel durch falsche Anreize und nicht durch mangelnde Technologie aufgehalten wird. So verfügen wir bereits über zahlreiche Instrumente, die es uns erlauben, nachhaltiger und sicherer Energie zu erzeugen, zu reisen, zu leben und zu arbeiten – trotzdem bauen manche Länder weiterhin fossile Elektrizitätskraftwerke, und die Investitionen in die Digitalisierung fallen dürftig aus. Und nach wie vor kommen viele Bildungssysteme den am wenigsten Gebildeten und den Arbeitslosen, die von der Krise am stärksten betroffen sind, nicht zugute. Für ein nachhaltiges Wachstum ist es jedoch unerlässlich, die durch die Krise verursachte oder verstärkte Ungleichheit zu bekämpfen.

Meine Aufgabe ist es, auf einen Konsens zur Veränderung der politischen Anreize hinzuarbeiten, damit wir die effektivsten Hebel zur Krisenbewältigung einsetzen und den wirtschaftlichen Neustart optimieren können. Die OECD kombiniert auf einzigartige Weise analytische Forschung mit politischer Erfahrung. In diesen unsicheren Zeiten müssen wir unser Arbeitstempo erhöhen und sicherstellen, dass die Mitgliedsstaaten praktisch in Echtzeit von unseren Ergebnissen profitieren.

Zitiervorschlag: Boone, Laurence (2020). Der Unsicherheit begegnen. Die Volkswirtschaft, 14. Oktober.