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Stellenmeldepflicht erhöht Transparenz

Zwei Drittel der freien Stellen in Berufen mit hoher Arbeitslosigkeit werden den RAV gemeldet. Dies zeigt eine Studie des Stellenmarkt-Monitors Schweiz.

Stellenmeldepflicht erhöht Transparenz

Ausgeschriebene Stellen für Servicefachkräfte in Restaurants müssen den RAV gemeldet werden. (Bild: Keystone)

Seit 2018 gilt für Berufe mit hoher Arbeitslosigkeit die Stellenmeldepflicht: Betriebe müssen offene Stellen den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) melden. Bundesrat und Parlament wollen so die offenen Stellen in diesen Berufen besser sichtbar machen – und damit das Potenzial der inländischen Arbeitskräfte in der Schweiz stärker ausschöpfen.

Im Jahr 2021 mussten Arbeitgeber offene Stellen aus 34 Berufsarten den RAV melden, wie der jüngste Monitoringbericht des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigt. Meldepflichtig waren beispielsweise Stellen für Servicefachkräfte in Restaurants, für Reinigungspersonal sowie für Verkäuferinnen und Verkäufer. Aufgrund der Covid-bedingten hohen Arbeitslosigkeit im Berechnungszeitraum Oktober 2019 bis September 2020 hat sich die Anzahl der meldepflichtigen Berufsarten innert Jahresfrist verdoppelt.

Drei Befragungen

In einer Studie im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) haben wir untersucht, inwiefern sich die Transparenz des Stellenmarkts nach Einführung der Stellenmeldepflicht erhöht hat und wie zuverlässig Arbeitgebende in der Schweiz offene Stellen melden.[1] Den Kern der Studie bilden Umfragen bei umfangreichen und repräsentativen Zufallsstichproben von Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen aus den Jahren 2010, 2017 und 2021.

Als «transparent» gilt eine Personalsuche in unserer Studie, wenn Vakanzen durch formelle Suchverfahren öffentlich zugänglich gemacht werden. Das ist beispielsweise bei Meldungen an ein RAV oder bei einer Stellenausschreibung auf einer Jobbörse im Web der Fall. Demgegenüber gilt das persönliche oder betriebliche Beziehungsnetzwerk als «verdeckte» oder informelle Suche. Wer keinen Zugang zu einem solchen Netzwerk hat, bleibt von vornherein vom Pool der Bewerbenden ausgeschlossen. Hier setzt die Stellenmeldepflicht an: Sie will die Transparenz auf dem Stellenmarkt bei Berufen mit erhöhter Arbeitslosigkeit verbessern, indem in diesen Berufen die offenen Stellen den RAV gemeldet werden müssen.

Mehr Transparenz

Die Analysen zeigen, dass die Einführung der Stellenmeldepflicht die Transparenz in meldepflichtigen Berufen verbessert hat. Allerdings ist die informelle Suche in meldepflichtigen Berufen nach wie vor verbreiteter als bei den übrigen Berufen.

Die Anzahl der gemeldeten Stellen ist nach der Einführung der Stellenmeldepflicht stark angestiegen. Insgesamt erfassten die RAV laut dem Monitoringbericht des Seco im Jahr 2021 rund 360’000 meldepflichtige Stellen. Das entspricht 78 Prozent aller bei den RAV gemeldeten Stellen. Im Rahmen der Stellenmeldepflicht konnten die RAV im Jahr 2021 gegen 9000 Stellensuchende erfolgreich vermitteln. Die Stellensuchenden, die über das Stellenportal des Bundes Job-Room.ch eine Anstellung gefunden haben oder direkt von den Arbeitgebern kontaktiert wurden, sind darin nicht enthalten.

Befolgen die Betriebe die Meldepflicht? (2021)

Anmerkung: Zu den «weiteren Suchverfahren» zählen etwa Blindbewerbungen. Quelle: SMM (2021).

 

Im Jahr 2021 wurden rund zwei Drittel der meldepflichtigen Stellen bei den RAV gemeldet, wie die Befragungen zeigen. Bei 6 Prozent der meldepflichtigen Stellen erfolgte die Personalsuche ausschliesslich über verdeckte Kanäle. Bei 28 Prozent der meldepflichtigen Stellen unterliessen die Betriebe eine Meldung an ein RAV, wählten aber ein anderes formelles Suchverfahren.

Als häufigste Gründe für ein Unterlassen der Meldung an ein RAV nennen die Befragten fehlende Zeit für den Bewerbungsprozess, das Vorhandensein geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten sowie die Überzeugung, durch die Meldung keine oder ungeeignete Bewerbungen zu erhalten. Die Einhaltung der Stellenmeldepflicht wird von den Kantonen kontrolliert. Eine Verletzung kann mit einer Busse von bis zu 40’000 Franken bestraft werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Im Bereich der meldepflichtigen Stellen ist der Arbeitsmarkt in der Schweiz sehr transparent. Über 90 Prozent der offenen Stellen in Berufen mit hoher Arbeitslosigkeit waren auf öffentlichen Kanälen zugänglich. Verbesserungspotenzial für mehr Transparenz gibt es insbesondere bei meldepflichtigen Stellen, für welche Betriebe ausschliesslich ein informelles Suchverfahren wählen.

  1. Buchs, Helen (2022). Die Praxis der Personalsuche: Veränderungen durch die Einführung der Stellenmeldepflicht, Studie im Auftrag des Seco. []

Zitiervorschlag: Helen Buchs (2022). Stellenmeldepflicht erhöht Transparenz. Die Volkswirtschaft, 06. Mai.