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Start-ups: Schweizer Ökosystem ist gut aufgestellt

Schweizer Jungunternehmen schneiden im internationalen Vergleich gut ab. Aufholbedarf besteht bei der Expansion in ausländische Absatzmärkte.
Gründer des Zürcher Start-ups Radian entwickeln ein Kollisionswarngerät für Ruderboote. (Bild: Keystone)

Für die kommerzielle Nutzung des Wissens und der Ergebnisse aus der Forschung wie auch für die Entwicklung und die Anwendung neuer technologischer Innovationen werden Start-ups immer wichtiger. Entsprechend streben viele Länder zunehmend nach einer aktiveren Innovationspolitik zur Unterstützung dieser Jungunternehmen. Dies unter anderem in Form von direkter finanzieller Unterstützung, Steuererleichterungen oder vergünstigten Krediten.

Start-ups unterscheiden sich von anderen Kleinunternehmen dadurch, dass sie anhand eines forschungsbasierten Ansatzes die Innovation ins Zentrum stellen.[1] Betriebswirtschaftlich gesehen, verfügen sie über ein skalierbares Geschäftsmodell, einen ehrgeizigen Wachstumsplan und internationale Vertriebsmärkte. Dazu sind sie auf renditeorientierte Investoren angewiesen.

Ökosystem unter der Lupe

Im Auftrag des Bundesrates hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) das Schweizer Start-up-Ökosystem im Jahr 2021 untersucht, um Stärken und Schwächen aufzuzeigen und mögliche Verbesserungsmassnahmen zu identifizieren.[2] Die Analysen zeigen: Das Start-up-Ökosystem ist insgesamt gut aufgestellt und hat sich in den vergangenen Jahren teils deutlich verbessert. Diese Entwicklungen zeigen sich etwa in der Höhe der Risikokapital-Finanzierung, die deutlich gestiegen ist, oder der Anzahl erfolgreicher Start-ups, welche im internationalen Vergleich mittlerweile überdurchschnittlich ausfällt.

Branchenaufteilung von Start-ups nach Ländern (2021)

Quelle: Crunchbase, HEC Lausanne, Startupticker.ch / Die Volkswirtschaft

Das Schweizer Start-up-Ökosystem verfügt über besondere Stärken. Dabei ist in erster Linie das herausragende Hochschulsystem zu nennen, das im internationalen Vergleich überdurchschnittlich viele Start-ups hervorbringt. Damit verbunden sind ein äusserst hohes Qualifikationsniveau der Gründerinnen und Gründer sowie ein hoher Anteil internationaler Arbeitskräfte. Zudem können die Start-ups – insbesondere in der Frühphase der Unternehmensgründung – auf ein dichtes Netz an Unterstützern zählen. Diese strukturellen Merkmale dürften auch erklären, warum in der Schweiz gegründete Start-ups eine international hohe Überlebensquote aufweisen.

Expansion als Knacknuss

Trotz deutlicher Verbesserungen in den letzten Jahren gibt es auch Aspekte, bei welchen das Schweizer Start-up-Ökosystem gegenüber der internationalen Konkurrenz zurückfällt. So schaffen Schweizer Start-ups im internationalen Vergleich beispielsweise relativ wenig neue Arbeitsplätze, was auch mit dem Fachkräftemangel zusammenhängt. Zudem fällt die Internationalisierung – also die Expansion in ausländische Absatzmärkte – vergleichsweise gering und langsam aus.

Eine rasche Internationalisierung wäre angesichts des kleinen Schweizer Binnenmarktes für den Erfolg von Start-ups jedoch von zentraler Bedeutung. Schliesslich gibt es bei der Finanzierung von Start-ups in den Wachstumsphasen im Vergleich zu Top-Standorten wie den USA, Israel und Singapur noch Verbesserungs­potenzial, wie die Expertenbefragungen des SBFI-Berichts zeigen.

Für Schweizer Start-ups haben die Finanzierungs- und Unterstützungsangebote auf europäischer Ebene in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Der Zugang zu diesen Angeboten hängt von der Beteiligung der Schweiz an «Horizon Europe», dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, ab, bei welchem die Schweiz derzeit als nicht assoziiertes Drittland behandelt wird. Ein möglicher mittelfristiger Verlust des Zugangs zu Fördermass­nahmen auf europäischer Ebene stellt für die Entwicklung des Schweizer Start-up-Ökosystems daher ein erhebliches Risiko dar.

Impulse durch Innosuisse

Damit die Schweiz ihre gute Position weiter ausbauen kann, verbessert der Bundesrat die Rahmenbedingungen stetig. Eine Schlüsselrolle spielt Innosuisse, die Innovationsförderungsagentur des Bundes, die ab 2023 Projekte von Jungunternehmen vor Markteintritt mit direkten Beiträgen fördern kann. Dazu hat das Parlament das Bundesgesetz über die Förderung der Forschung und der Innovation (FIFG) angepasst.

Zudem wurden die steuerlichen Rahmenbedingungen für Start-ups verbessert, was die Finanzierung vereinfacht. So wird beispielsweise bei Finanzierungsrunden in der Aufbauphase von Start-ups der Vermögenssteuerwert neu so bestimmt, dass dadurch keine Liquiditätsprobleme entstehen.

Auf Basis der Analysen des SBFI hat der Bundesrat weitere Prüfaufträge für Verbesserungsmassnahmen erteilt. Dazu zählen insbesondere die Verbesserung der Prozesse und Bedingungen des Technologietransfers für Spin-offs aus den Hochschulen, der verbesserte Zugang zu Fachkräften aus Drittstaaten sowie die Prüfung der Vor- und Nachteile eines Schweizer Innovationsfonds. Der Bundesrat wird noch im Sommer über das weitere Vorgehen entscheiden.

  1. Startup Radar (2021). []
  2. SBFI (2021). []

Literaturverzeichnis

Bibliographie

Zitiervorschlag: Christian Busch, Müfit Sabo (2022). Start-ups: Schweizer Ökosystem ist gut aufgestellt. Die Volkswirtschaft, 13. Juni.