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Bernhard Salzmann, Direktor Schweizerischer Baumeisterverband (SBV), Zürich

Das Schweizer Erfolgsmodell beruht nicht zuletzt auf einer funktionierenden Verkehrsinfrastruktur sowie einem attraktiven und modernen Wohn- und Lebensraum. Diese Stützen gilt es zu erhalten sowie angesichts des Bevölkerungswachstums und der Klimakrise weiter aus- und umzubauen. Anlässlich seines 125-jährigen Bestehens hat der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) mit der «Agenda 125.0» ein Zukunftskonzept mit drei Schwerpunkten erarbeitet: der Modernisierung des Gebäudeparks, der Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur und der Förderung peripherer Regionen, von wo aus die Baubranche eine Klammerfunktion für unser Land wahrnimmt.

Um die Klimaziele zu erreichen, das knapper werdende Bauland zu schonen und der Bevölkerung den benötigten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, muss der Gebäudepark modernisiert und verdichtet werden. Ein wichtiges Instrument dafür sind Ersatzneubauten, die neben Sanierungen in vielen Fällen die beste Option sind und alle drei Ziele gleichzeitig erfüllen. Hinderliche Ausnützungsziffern, übertriebene Lärmschutzbestimmungen und verdichtungshemmende Gesetze wie Schattenwurfregelungen oder zu viel Heimatschutz gilt es dabei zu überdenken. Hingegen müssen Baubewilligungsprozesse schneller abgewickelt werden können. Diese sind heute noch zu komplex und machen so Investitionen in Verdichtungsprojekte unattraktiv.

Baubewilligungsprozesse müssen schneller abgewickelt werden können

Eine funktionierende Mobilität ist ein zentrales Erfolgskriterium für unsere Gesellschaft. Der SBV möchte die Mobilität ideologiefrei verbessern, ohne einzelne Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen. Denn Stillstand kostet Geld – ob im Auto, im Zug oder auf dem Velo. Verkehrsengpässe sollen mit einem bedarfsorientierten und zukunftsgerichteten Ausbau und Unterhalt beseitigt werden: beim ÖV, beim motorisierten Individualverkehr und im Langsamverkehr. Es bringt unser Land nicht weiter, wenn nach populistischer Manier und je nach politischer Grundprägung Moratorien und Ausbaustopps für einzelne Verkehrsträger gefordert werden.

Schwerpunkt Nummer drei ist das Entwicklungspotenzial peripherer Regionen. Diese brauchen Perspektiven und attraktive Lebensbedingungen. Nur so können wir den Zusammenhalt zwischen Stadt und Land fördern. Die Bauwirtschaft kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten. Denn sie stellt in Bergregionen und ländlichen Gebieten zahlreiche Arbeitsplätze zur Verfügung. Wir dürfen diese Landesteile nicht mit immer kreativeren Initiativen im Stile der Zweitwohnungsinitiative ausbremsen. Abgelegene, ländliche Gebiete sind entscheidend bei der Bewältigung grosser nationaler Herausforderungen wie etwa der Energieversorgung des Landes. Wir alle sind gefordert, sie als wichtigen Teil der Schweiz zu unterstützen – mit einer verlässlichen Mobilitätserschliessung und einer zukunftsfähig ausgebauten digitalen Grundinfrastruktur.

Zitiervorschlag: Bernhard Salzmann (2022). Weiterbauen am Erfolgsmodell Schweiz. Die Volkswirtschaft, 13. September.