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Roadmap Elektromobilität: Zukunft unter Strom

Elektroautos spielen eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, CO2-Emissionen im Verkehr zu reduzieren. Doch wie schafft man es, deren Anteil zu erhöhen? Die Roadmap Elektromobilität 2025 liefert Ideen.
Die Zukunft ist elektrisch: Fahrzeuge der Elektroautomobil-Flotte von Quickpac in Winterthur. (Bild: Keystone)

Die Schweiz steht in der Energie- und Klimapolitik vor grossen Herausforderungen. Der Inlandverkehr – ohne internationalen Luftverkehr – ist heute für ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der Schweiz verantwortlich. Davon entfallen rund 70 bis 75 Prozent auf Personenwagen. Im Gegensatz zu anderen Sektoren konnten im Verkehrsbereich die Emissionen gegenüber 1990 nicht wesentlich verringert werden. Das Ziel, bis 2020 die Emissionen gegenüber 1990 um 10 Prozent zu reduzieren, wurde verfehlt.

Die Elektromobilität ist der Schlüssel, um einerseits die Treibhausgasemissionen im Strassenverkehr und andererseits den Energieverbrauch zu reduzieren. Elektroautos sparen gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor mehr als 60 Prozent Energie ein. Zudem können die CO2-Emissionen wegen des mehrheitlich erneuerbaren Schweizer Strommix um über 50 Prozent reduziert werden. Dies gilt selbst dann, wenn man die im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor derzeit noch höheren Herstellungsemissionen von Elektroautos und den Gebrauch von fossil erzeugtem Importstrom berücksichtigt. Ob die Schweiz ihre angestrebten Klimaziele[1] erreicht, hängt nicht zuletzt vom raschen Erfolg der Elektromobilität ab.

Elektromobilität gemeinsam vorantreiben

Im Jahr 2018 wurde die Roadmap Elektromobilität 2022 vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) initiiert. Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft und der öffentlichen Hand haben sich freiwillig dazu bekannt, die Elektromobilität gemeinsam voranzutreiben. Mit rund 65 konkreten Massnahmen trugen insgesamt 50 Organisationen dazu bei, dass sich die Elektromobilität in der Schweiz rascher durchsetzt. Die Teilnehmenden können Projekte selbstständig umsetzen, aber auch zusammenarbeiten, um von Synergien zu profitieren und gemeinsamen Anliegen zum Durchbruch zu verhelfen. Die Bundesämter für Energie (BFE) sowie für Strassen (Astra) koordinieren die Aktivitäten und können einzelnen Initiativen im Rahmen bestehender Finanzierungsgefässe Starthilfe gewähren.

Ziel der Roadmap 2022 war, den Anteil der Steckerfahrzeuge an den Neuzulassungen auf 15 Prozent im Jahr 2022 zu erhöhen. Dieses wurde bereits 2021 mit fast 23 Prozent deutlich übertroffen. Die Schweiz steht per Juni 2022 auf Platz sieben in Europa, und das ganz ohne Kauf- oder Umweltprämien auf Bundesebene (siehe Abbildung).

Neuzulassungen Steckerfahrzeuge im 1. Halbjahr 2022 im Vergleich zum Ausland

Quelle: Acea / Die Volkswirtschaft

Wie sich die Roadmap weiterentwickelt

Seit einigen Jahren legt die Transformation vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb an Tempo zu. Die internationale Staatengemeinschaft, breite Kreise der Bevölkerung und die Wirtschaft wollen diese Entwicklung weiter beschleunigen.[2] Die positiven Erfahrungen der letzten Jahre motivierten auch die Mitglieder der Roadmap, ihr Engagement weiterzuführen und noch ambitioniertere Ziele für 2025 festzulegen: Erstens soll der Anteil der Steckerfahrzeuge an den Neuzulassungen bis 2025 auf 50 Prozent steigen. Zweitens soll bis zu diesem Zeitpunkt die Anzahl der allgemein zugänglichen Ladestationen von heute rund 8600 auf 20’000 wachsen. Und drittens setzen sich die Mitglieder dafür ein, dass bis 2025 benutzerfreundliche und netzdienliche Lademöglichkeiten in allen Ladesituationen, auch zu Hause, zur Verfügung stehen.

Am 16. Mai 2022 haben Vertreterinnen und Vertreter von 59 Organisationen zusammen mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga die neue Roadmap Elektromobilität 2025 mit den neuen Zielen unterzeichnet. Die beteiligten Akteure werden mit 75 Massnahmen zur Erreichung der Ziele beitragen. Ein Herzstück der Roadmap 2025 sind die organisationsübergreifenden Leuchtturmmassnahmen, welche besonders relevante Herausforderungen adressieren: das Laden in Mehrfamilienhäusern, im Quartier, am Zielort und die Kreislaufwirtschaft von Traktionsbatterien. In Mehrfamilienhäusern erfordert die Ladeinfrastruktur oft höhere Anfangsinvestitionen für die Installation einer intelligenten Basisinfrastruktur, in Quartieren braucht es Ladelösungen für diejenigen, die über keinen eigenen Abstellplatz verfügen, und es muss sichergestellt werden, dass die Batterien am Ende ihrer Lebensdauer recycelt und die darin enthaltenen Materialien möglichst vollständig wiederverwendet werden. Weitere ergriffene Massnahmen sind so unterschiedlich wie die Teilnehmenden selbst. Beispielsweise hat Electrosuisse an ihrem Hauptsitz vor Kurzem den vielseitigsten Ladepark der Schweiz in Betrieb genommen mit insgesamt 22 Wandladestationen verschiedener Hersteller sowie bidirektionalen Ladestationen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) ermöglicht die Ausrüstung aller 100 Autobahnrastplätze des Bundes mit Schnellladestationen. Bis Ende 2022 werden voraussichtlich rund 40 Rastplätze bereits mit Schnellladeinfrastruktur ausgerüstet sein, bis 2030 die restlichen. Ausserdem stellt das Astra Flächen in der Nähe von Autobahnen an Interessierte und Investoren für Schnellladehubs zur Verfügung. Und die Amag baut fast 1000 zusätzliche Ladestationen, die teilweise auch öffentlich zugänglich sind, und versorgt diese mit selbst produziertem Solarstrom. Die Zusammenarbeit der Akteure im Rahmen der Roadmap ermöglicht es, Elektromobilität für alle zugänglich zu machen, die Dekarbonisierung der Mobilität voranzutreiben und damit einen Beitrag zu den Klimazielen zu leisten.

  1. Reduktion der Emissionen um 50 Prozent bis 2030 und «Netto null» bis 2050. []
  2. Siehe Peter Mock (2022). Die EU hat die Weichen auf Elektromobilität gestellt. Was heisst das? Die Volkswirtschaft, 25. Oktober. []

Zitiervorschlag: Christoph Schreyer, Delphine Morlier (2022). Roadmap Elektromobilität: Zukunft unter Strom. Die Volkswirtschaft, 25. Oktober.