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Die Geldpolitik der SNB vorbereiten ist Teamarbeit

Die Geldpolitik der SNB vorbereiten ist Teamarbeit

«Das Hauptaugenmerk der Zentralbanken liegt nun auf der Wiederherstellung der Preisstabilität.» Käsepreise in einem Laden in Zürich. (Bild: Keystone)

Die Rahmenbedingungen für die Geldpolitik ändern sich laufend – oft nur langsam und absehbar, manchmal aber auch abrupt und überraschend. Besonders dann stehen mein Team und ich vor komplexen Aufgaben, die unsere Arbeit sehr spannend machen.

In den Jahren nach der globalen Finanzkrise verlangten der wirtschaftliche Einbruch und die drohende Deflation eine entschiedene Lockerung der Geldpolitik. Eine zusätzliche Herausforderung für die Schweizerische Nationalbank (SNB) war dabei der starke Aufwertungsdruck auf den Franken. In dieser Konstellation griffen wir zu unkonventionellen Massnahmen: Wir intervenierten zeitweise umfangreich am Devisenmarkt und senkten den Leitzins deutlich in den negativen Bereich. Damit konnten wir die Preisstabilität auch während dieser schwierigen Periode gewährleisten.

Nach vielen Jahren mit stabilen Preisen und tiefen Zinsen sind wir nun in einer neuen Situation. Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Inflation weltweit stark ansteigen lassen. Das hat die Ausgangslage für die Geldpolitik grundlegend verändert. Das Hauptaugenmerk der Zentralbanken liegt nun auf der Wiederherstellung der Preisstabilität. Dieses Ziel verfolgt die SNB mit Nachdruck.

Insgesamt sind wir im Bereich Volkswirtschaft rund 50 Ökonominnen und Ökonomen, die die geldpolitischen Entscheide des Direktoriums vorbereiten.

Insgesamt sind wir im Bereich Volkswirtschaft rund 50 Ökonominnen und Ökonomen, die die geldpolitischen Entscheide des Direktoriums vorbereiten. Wir müssen dafür neben den wirtschaftlichen Entwicklungen im eigenen Land auch jene im Ausland gut im Blick behalten. Die gesammelten Daten analysieren wir mit einer Reihe von Modellen. Diese erlauben, strukturiert vorzugehen und nachvollziehbare Prognosen zu machen, obwohl sie natürlich nicht alle Details erfassen können. Deshalb erfordert die Vorbereitung der Geldpolitik gerade in der aktuellen Situation Erfahrung und Urteilsvermögen. Dabei hilft uns der enge Dialog mit der Wirtschaft in allen Landesteilen, der unsere Analysen mit hochaktuellen Informationen aus erster Hand ergänzt.

Wir verbessern laufend unsere Modelle und Analysewerkzeuge. Nicht zuletzt deshalb ist für uns eine enge Verknüpfung mit der akademischen Forschung wichtig. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen publizieren wissenschaftlich oder unterrichten an einer Hochschule. Wie gewinnbringend der Austausch mit angehenden Ökonominnen und Ökonomen ist, erfahre ich selbst regelmässig, wenn ich Makroökonomie an der Universität Bern lehre, oder bei meiner Tätigkeit für unser Studienzentrum Gerzensee, wo sich Fachleute aus Zentralbanken und Universitäten begegnen und weiterbilden. Gelingt es uns, im Rahmen solcher Aktivitäten die Faszination unseres Berufs zu vermitteln und das Interesse für die Geldpolitik zu fördern, ist das ebenfalls ein wichtiger Beitrag für die Preisstabilität in der Zukunft.

Zitiervorschlag: Carlos Lenz (2022). Die Geldpolitik der SNB vorbereiten ist Teamarbeit. Die Volkswirtschaft, 07. November.