Bernhard Emch, Geschäftsleiter, EMCH Aufzüge AG, Bern
Die Firma Emch Aufzüge AG stellt Aufzüge aller Art her. Den Schwerpunkt bilden spezielle Anlagen, die wir nach individuellen Vorgaben der Kunden erstellen. Die Dienstleistungen umfassen auch Modernisierung und Reparaturen sowie den Unterhalt von Aufzugsanlagen. Als Handwerksbetrieb beschäftigen wir aktuell 230 Mitarbeitende. Grösstenteils haben diese eine Berufslehre als Grundstein für ihre heutige Funktion absolviert. Aus diesem Grund setzen wir uns stark für die Berufsbildung ein. Jedes Jahr stellen wir rund fünf neue Lernende ein.
Wir bilden Lernende in den Berufen Anlagen-Apparatebauer/in mit Schwerpunkt Fabrikation oder Montage, Metallbauer/in, Logistiker/in, Kauffrau bzw. -mann und Konstrukteur/in aus. Der Nachwuchs aus den eigenen Reihen ist uns wichtig. Deshalb versuchen wir, die jungen Leute auch nach der Ausbildung im Unternehmen zu beschäftigen. Im Jahr 2022 haben alle fünf Lernenden ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Vier von ihnen sind seit August fest angestellt, ein Lernender hat sich entschlossen, eine zweite Ausbildung als Maurer in einem anderen Betrieb zu machen. Für Berufe wie Liftmonteur oder Servicetechniker gibt es leider keine Lehre. Da setzen wir unsere ausgebildeten Anlagen- und Apparatebauer und Metallbauer ein, die das Produkt bereits aus der Ausbildung von Grund auf kennen und den Beruf als Quereinsteiger ausüben.
Der Nachwuchs aus den eigenen Reihen ist uns wichtig
Neue Lernende zu finden, ist nicht immer einfach. Wir setzen dabei auf Regionalität und regelmässigen Austausch mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrpersonen aus der Region. Wann immer möglich öffnen wir unsere Türen, um die Ausbildungsplätze zu zeigen. Als Familienunternehmen stehen für uns die Menschen im Vordergrund. Dies vermitteln wir auch nach aussen, was immer sehr geschätzt wird. Die Mischung aus motivierten sowie fachlich kompetenten Berufsbildnern und regelmässigem Austausch mit zukünftigen Lernenden trägt zum Erfolg bei der Lehrstellenbesetzung bei. Darüber hinaus bleiben uns, dank dem Engagement aller Beteiligten, die jungen Berufsleute nach der Ausbildung erhalten und werden ein fester Bestandteil der Emch-Familie.
Zum Erlernen eines Berufes gehört auch dazu, sich theoretisches Wissen anzueignen. Denn es reicht nicht, «nur» ein guter Handwerker zu sein. Unsere Berufsbildenden engagieren sich diesbezüglich stark: Sie unterstützen die Lernenden bei schulischen Themen, zeigen Lernmethoden auf und prüfen Möglichkeiten für Stützkurse, sodass auch schulisch schwächere Jugendliche die Chance auf einen erfolgreichen Lehrabschluss haben. Wir beschäftigen zudem viele Mitarbeitende, die nach der Berufsausbildung keine Weiterbildungen absolviert haben, und ermöglichen es ihnen, in Führungsfunktionen aufzusteigen oder als fachliche Experten tätig zu sein.
Lernende sind eine Bereicherung fürs Unternehmen. Die Digitalisierung liegt jungen Menschen, sie sind den Umgang mit Laptop und Tablet gewohnt und können daher problemlos mit technischen Hilfsmitteln arbeiten. Dies ist bei dienstälteren Mitarbeitenden nicht immer gegeben. Ein optimaler Generationenmix und ein gesundes Miteinander sind für uns der Schlüssel zum Erfolg. Es benötigt traditionelle Handwerker ebenso wie Mitarbeitende, die im Umgang mit digitalen Hilfsmitteln versiert sind. Aber auch junge Menschen, die weniger in der digitalen Welt zu Hause sind, finden in der Mechanik, der Logistik oder der Fabrikation eine handwerkliche Aufgabe.
Der Wandel der Berufsbildung ist aktuell in sämtlichen Berufen spürbar. Mit der KV-Reform 2023 für die auszubildenden Kaufleute wird es zum Beispiel die bedeutendsten Berufsbildungsänderungen in unserem Unternehmen geben. Die kaufmännische Grundbildung wird noch konsequenter an die Berufspraxis ausgerichtet. Die jungen Kaufleute werden dadurch optimal auf die Megatrends von Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet. Dazu gehören Digitalisierung, Kommunikation und Interaktion, lebenslanges Lernen, überfachliches und kompetenzorientiertes Handeln. Zusätzlich steht bei der neuen kaufmännischen Grundausbildung die Entwicklung von personellen, sozialen und methodischen Kompetenzen im Vordergrund. Bei der Auswahl von Lernenden ist es uns wichtig, dass die Jugendlichen zu unserem Unternehmen passen – dieser Grundsatz ändert sich auch mit der Reform nicht.
Zitiervorschlag: Emch, Bernhard (2022). Wir setzen uns für die Berufsbildung ein. Die Volkswirtschaft, 15. November.