Christoph Mäder, Präsident Economiesuisse, Zürich
Die 17 UNO-Nachhaltigkeitsziele machen es deutlich: Nachhaltigkeit umfasst drei Dimensionen – ökologisch, sozial und ökonomisch. Diese beeinflussen sich gegenseitig und dürfen nicht getrennt betrachtet werden. Der internationale Handel spielt in diesem Dreieck eine zentrale Rolle. Seit 1990 hat er wesentlich dazu beigetragen, dass über eine Milliarde Menschen aus der Armut befreit wurden. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung in den ärmsten Ländern um 13 Jahre angestiegen.
Auch die Exportnation Schweiz hat diesbezüglich einen wirksamen Beitrag geleistet. Beispielsweise indem Medikamente von Schweizer Pharmaunternehmen die Gesundheitsversorgung der ärmeren Bevölkerungsschichten in Schwellen- und Entwicklungsländern verbessern. Ebenso zentral für die Grundversorgung in diesen Ländern sind die aus der Schweiz importierten Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Wasser, Transport oder Versicherungen.
Mit dem Handel sind jedoch auch Herausforderungen verbunden – gerade in Bezug auf die Umwelt. Doch auch hier leistet die Schweiz einen Beitrag: So sorgen etwa Industrieunternehmen mit dem Export ressourceneffizienter Maschinen für eine nachhaltigere Produktion vor Ort. Und schliesslich haben auch die hohen Umweltstandards von Schweizer Firmen einen positiven Einfluss auf ihre Zweigniederlassungen im Ausland.
Industrieunternehmen sorgen mit dem Export ressourceneffizienter Maschinen für eine nachhaltigere Produktion.
Neben den Unternehmen hat auch die schweizerische Diplomatie erkannt: Handel und Nachhaltigkeit gehören zusammen. Seit Jahren setzt sie sich deshalb über multilaterale Organisationen wie die UNO, die OECD oder die WTO aktiv für die Weiterentwicklung globaler Nachhaltigkeitsstandards ein. Aber auch auf bilateraler Ebene hat die Schweiz bereits viel bewegt. Den besten Beweis liefert das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Indonesien, welches im November 2021 in Kraft getreten ist. Zum ersten Mal überhaupt sind darin Zollkonzessionen mit verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien verknüpft worden. So kann beispielsweise nur nachhaltig produziertes Palmöl zollreduziert in die Schweiz importiert werden. Indonesische Produzenten haben damit einen Anreiz, solches Palmöl stärker zu fördern.
Klar: Handel allein ist noch keine Garantie für eine nachhaltige Entwicklung. Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz. Dazu gehören einerseits private Initiativen, welche die Nachhaltigkeit als kontinuierlichen Transformationsprozess begreifen. So haben der schweizerische und der indonesische Privatsektor unlängst einen Handels- und Nachhaltigkeitsrat lanciert, der den branchenübergreifenden Austausch zwischen Unternehmen beider Länder über Nachhaltigkeitsprojekte ermöglicht. Andererseits kommt auch der internationalen Zusammenarbeit eine wichtige Bedeutung zu. Denn Rechtssicherheit und Bildungsstand eines Landes sind Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung.
Zitiervorschlag: Mäder, Christoph (2022). Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachten. Die Volkswirtschaft, 13. Dezember.