Suche

Abo

Die SBB steigern ihre Finanzkraft

Die SBB steigern ihre Finanzkraft

Als ich vor fast zwei Jahren Finanzchef und in dieser Funktion Chefökonom der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wurde, hatte uns die Corona-Krise bereits hart getroffen. Die Reisenden fehlten. Das führte zu massiven Einnahmenverlusten im Fernverkehr und liess unsere schon damals hohen Schulden rasch weiter ansteigen. Trotz Mehreinnahmen und Kostensenkungen resultierte auch im Jahr 2022 nochmals ein Verlust.

Finanzfragen an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft beschäftigen mich seit je. Für mich ist zentral, dass die SBB finanziell gesund sind und ihre Leistungen für die Schweiz rentabel erbringen. Stand heute haben wir über 11 Milliarden Franken Schulden. Bis ins Jahr 2030 werden die SBB rund 6 Milliarden an Kosten- und Effizienzmassnahmen realisieren. Zusätzlich beabsichtigt der Bund, uns beim Schuldenabbau zu unterstützen.

 

Andererseits ist auch die Politik in der Verantwortung.

 

Doch was braucht es für einen finanziell gesunden und rentablen Betrieb? Einerseits müssen wir unsere Ertragskraft im Fernverkehr steigern, die Resilienz im Energiebereich erhöhen und das strukturelle Defizit im Binnengüterverkehr eliminieren. Andererseits ist auch die Politik in der Verantwortung. Sie bestimmt die Prioritäten des Netzausbaus und damit unsere zukünftige Wirtschaftlichkeit wesentlich mit.

In meiner zweiten Rolle als Verwaltungsratspräsident von SBB Cargo beschäftigt mich auch die Zukunft des Güterverkehrs. Rund ein Drittel der Waren in der Schweiz wird auf der Schiene transportiert – der Grossteil davon im sogenannten Einzelwagenladungsverkehr. Dieser ist insbesondere für Güter des Detailhandels, Stückgut, für die Bau- und die Landwirtschaft oder die Armee wichtig. Das heisst, Güterzüge werden aus Güterwagons verschiedener Versender und Empfänger zusammengestellt. Allerdings ist der Einzelwagenladungsverkehr sehr aufwendig, weshalb er seit Jahren nicht kostendeckend betrieben werden kann.

Die Schiene entlastet die Strasse täglich um rund 15’000 Lastwagenfahrten, und wir erwarten auch künftig eine steigende Nachfrage nach CO2-armen Transporten. Die Zukunft liegt im Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrsträger. Gefragt sind integrierte Lösungen von Rampe zu Rampe, die oft einzig im Verbund von Strasse und Schiene realisierbar sind. Die SBB begrüssen daher, dass nun die politischen Weichen für die künftigen Rahmenbedingungen und die finanzielle Förderung dieses einzigartigen Netzwerks im Güterverkehr gestellt werden.

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist klar: Die Schweiz braucht ein finanziell nachhaltiges Bahnangebot im Personenreiseverkehr und einen starken Schienengüterverkehr. Dafür setze ich mich ein.

Zitiervorschlag: Franz Steiger (2023). Die SBB steigern ihre Finanzkraft. Die Volkswirtschaft, 20. März.