Der Swiss Bike Park in Oberried bei Bern wurde vom Bund mitfinanziert. Er ist inzwischen zu einem touristischen Magnet für Velobegeisterte geworden. (Bild: Keystone)
Die Standortförderung des Bundes fokussiert in der kommenden Periode noch stärker als bisher auf die Bedürfnisse ihrer Hauptzielgruppen: die KMU und die Regionen. Die entsprechende Botschaft zur Standortförderung 2024–2027 hat der Bundesrat im Januar an das Parlament überwiesen. Er beantragt darin Mittel im Umfang von knapp 429 Millionen Franken. Hinzu kommen Einlagen in den Fonds für Regionalentwicklung in den Jahren 2024–2031 von 217 Millionen Franken. Im Laufe des Jahres wird das Parlament darüber entscheiden.
Das Ziel der Botschaft ist es, die Schweiz als attraktiven und leistungsfähigen Wirtschafts- und Tourismusstandort zu erhalten. Unternehmen – insbesondere KMU – sollen hier weiterhin gerne investieren und Arbeitnehmende gute berufliche Perspektiven vorfinden. Gleichzeitig soll gestützt auf die «Strategie nachhaltige Entwicklung Schweiz (SNE 2030)» die Nachhaltigkeit gefördert werden. Die intelligente Nutzung der Digitalisierung – ein explizites Ziel der Standortförderung – bietet dabei vielversprechende Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung in allen Branchen und Regionen der Schweiz (siehe Abbildung).
Die Ziele und Instrumente der Standortförderung des Bundes
Behördenkontakte vereinfachen
Ein konkreter Schwerpunkt der Standortförderung ist der Ausbau des One-Stop-Shops von Bund, Kantonen und Gemeinden namens Easygov. Die Digitalisierung ermöglicht es, den Behördengang für Unternehmen zu vereinfachen, und trägt damit wesentlich zur administrativen Entlastung der KMU bei. Zwischen 2024 und 2027 soll der Leistungsumfang von Easygov weiter und beschleunigt ausgebaut werden, um dem Bedürfnis der Unternehmen nach zusätzlichen elektronischen Behördenleistungen gerecht zu werden. So ist beispielsweise geplant, den Unternehmen künftig einen gebündelten Prozess für den Unternehmensumzug und die Unternehmenslöschung anzubieten. Ausgebaut werden sollen auch die Möglichkeiten bezüglich ausländerrechtlicher Meldungen und Bewilligungen für Unternehmen.
Der Ausbau von Easygov ist auch Teil des Entwurfes des Unternehmensentlastungsgesetzes, dessen Botschaft der Bundesrat am 9. Dezember 2022 verabschiedet hat. Mit dem Entwurf schlägt der Bundesrat vor, die Digitalisierung von Behördenleistungen für Unternehmen auf Easygov weiter auszubauen. Zudem werden Grundlagen für eine effiziente Regulierung geschaffen und konkrete Instrumente und Entlastungsmassnahmen gesetzlich verankert.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) unterstützt ausserdem die ausserparlamentarische Kommission «KMU-Forum» des Bundesrates. Sie formuliert gegenüber den verantwortlichen Behörden konkrete Regulierungsanpassungen zugunsten der KMU.
Gezielt Exportfirmen unterstützen
Zur Standortförderung gehört auch die Exportförderung des Bundes. Diese trägt als Gesamtpaket dazu bei, dass exportorientierte Schweizer KMU im zunehmenden internationalen Wettbewerb ihre Position behaupten und verbessern können.
So werden Schweizer KMU etwa darin unterstützt, Absatzmöglichkeiten im Ausland zu finden. Dies geschieht zunehmend auch über digitale Plattformen wie beispielsweise das Go Global Cockpit. Damit bietet der Exportförderer Switzerland Global Enterprise (S-GE) den KMU und Grossunternehmen Marktvergleiche und Informationen zu Geschäftsopportunitäten an.
Zudem sind Schweizer Exporteure vermehrt mit komplexen handelstechnischen Fragestellungen konfrontiert. Um der steigenden Nachfrage nach Support gerecht zu werden, entwickelt S-GE die Auskunftsstelle Exporthelp gemeinsam mit privaten Partnern zu einem Kompetenzzentrum weiter: Ziel ist es, Exporteure von der Erstinformation bis hin zur Umsetzung der benötigten Formalitäten, welche zur Abwicklung von Exportgeschäften notwendig sind, zu unterstützen.
Gezielte Unterstützung erhalten exportierende Schweizer KMU seit 2021 auch beim Zugang zu ausländischen Infrastrukturgrossprojekten wie zum Beispiel im Bereich Schienenverkehr. Das enge Zusammenwirken der Privatwirtschaft, der Schweizerischen Exportrisikoversicherung (Serv) und von S-GE sowie von Bundesstellen bündelt hier das Wissen über Infrastrukturgrossprojekte im Ausland: Informationen zu den dortigen Rahmenbedingungen und Generalunternehmern, zu Finanzierungslösungen und zum Angebot der Schweizer Exporteure kommen so aus einer Hand. Unter dem Namen «Team Switzerland» nutzt das Netzwerk auch Anlässe wie das World Economic Forum oder Wirtschaftsmissionen des Bundesrates, um Schweizer Güter und Dienstleistungen zu positionieren. Dieses Projekt soll nun weiterentwickelt werden.
Schweizer Exporteuren, Verbänden und privaten Anbietern steht auch künftig das Angebot der Messe- und Projektkommission zur Verfügung. Dieses fördert den gemeinsamen Auftritt im Ausland, etwa an internationalen Fachmessen oder über neue, innovative Formate mit Exportbezug wie etwa digitales Einkäufer-Scouting in Auslandmärkten oder die Erschliessung von Absatzmöglichkeiten via Social Media.
Für einen nachhaltigen Tourismus
Der Schweizer Tourismus, eine stark KMU-geprägte Branche, ist durch den internationalen Wettbewerb stark gefordert. Die akutesten Herausforderungen sind der Fachkräftemangel und der Klimawandel. Zentral für den Erfolg sind qualifizierte Arbeitskräfte, hochwertige und leistungsfähige Infrastrukturen, konsequente Nachhaltigkeit, herausragende Qualität von Landschaft und Baukultur sowie digitale Geschäftsprozesse. Die Tourismuspolitik des Bundes unterstützt die Tourismusakteure bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Inhaltlich liegen die Schwerpunkte der Tourismusstrategie des Bundes auf der Weiterentwicklung der Investitionsförderung, der nachhaltigen Entwicklung sowie der digitalen Transformation des Tourismus. Bei Letzterem geht es insbesondere darum, die KMU im Tourismus bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse zu unterstützen.
Ein konkreter Schwerpunkt in den Jahren 2024 bis 2027 ist das Recovery-Programm: Es soll die eingebrochene Nachfrage in der Corona-Pandemie wiederbeleben und die Innovationsfähigkeit im Schweizer Tourismus stärken. Das Programm umfasst die drei tourismuspolitischen Förderinstrumente Schweiz Tourismus, Innotour und Neue Regionalpolitik (NRP). Insgesamt stehen für das Recovery-Programm in den Jahren 2022–2026 60 Millionen Franken zur Verfügung.
Regionen fördern – Schweiz stärken
Mit der Neuen Regionalpolitik investieren Bund und Kantone in innovative Köpfe und Unternehmen, die ländliche Regionen und Berggebiete als Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsräume attraktiv gestalten und nachhaltig weiterentwickeln wollen. Auch in den ländlichen Regionen und Berggebieten spielen KMU für die wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Rolle und stehen deshalb im Zentrum.
Die NRP unterstützt gemeinsam mit der Privatwirtschaft konkrete Projekte, um die Regionen wettbewerbsfähiger zu machen und ihre Wertschöpfung zu steigern. Beispiele sind Innovationscoachings für Unternehmen, Investitionen in strategisch wichtige Bergbahnen oder die intelligente Nutzung der Digitalisierung für Betriebe in Industrie, Gewerbe und Tourismus. Hinzu kommt die Vernetzung von Akteuren über Gemeinde-, Kantons- und Landesgrenzen hinweg. Die Schnittstellen von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft bieten einerseits Synergien, es kommt aber andererseits immer wieder auch zu Zielkonflikten. Im Hinblick auf eine kohärente, nachhaltige Regionalentwicklung sollen sowohl die diesbezüglichen Möglichkeiten als auch die entsprechenden Risiken transparent und chancenorientiert bearbeitet werden.
Die NRP ist eine langfristig orientierte Wirtschaftspolitik. Die Botschaft enthält deshalb ein Mehrjahresprogramm über acht Jahre von 2024 bis 2031. Drei Elemente kommen ab 2024 neu hinzu. Erstens: Bei der Infrastrukturförderung sollen künftig kleine Infrastrukturvorhaben nicht nur mit Darlehen, sondern auch mit nicht rückzahlbaren Beiträgen finanziert werden können. Ein Beispiel sind kleinere, bauliche Massnahmen entlang von Mountainbike-Trails: Mit solchen Massnahmen wird unterschiedlichen Nutzungen (Land- und Viehwirtschaft, Wanderer, Biker, Anwohner) sowie den Sicherheitsanforderungen Rechnung getragen. Dadurch wird eine erfolgreiche und breit akzeptierte, auch touristische Nutzung eines frei zugänglichen Trails erst möglich.
Zweitens: Die Exportorientierung soll um Elemente der «lokalen Wirtschaft» ergänzt werden, sodass auch wirtschaftliche Projekte ohne direkten Export von Gütern und Dienstleistungen unterstützt werden können. So sind in Zukunft Investitionen in Projekte möglich, die verschiedene lokale Akteure unter einem Dach vereinen und so neue Angebote für die Einwohner der Region schaffen. Ein anschauliches Beispiel einer solchen sowohl wirtschaftlichen als auch sozialen Innovation ist das Zentrum Fuchs & Specht in Burgdorf. Und drittens will man künftig Akteure dabei unterstützen, ihre Ideen und regionalwirtschaftlichen Projekte noch nachhaltiger auszurichten.
Trotz ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit steht die Schweizer Wirtschaft vor grossen Herausforderungen. Der wirtschaftliche Strukturwandel, die Globalisierung der Wertschöpfungsketten, die steigenden Anforderungen der zunehmend wissensbasierten Wirtschaft insbesondere durch die Digitalisierung, aber auch der Klimawandel und der Fachkräftemangel fordern Unternehmen und Mitarbeitende. Sie stellen jedoch auch Entwicklungschancen dar, die es zu nutzen gilt. In diesem Sinne setzt sich der Bund mit den Instrumenten der Standortförderung und in enger Zusammenarbeit mit Kantonen, Wirtschaft und Partnerorganisationen auch weiterhin mit aller Kraft für eine wirtschaftlich in allen Regionen erfolgreiche Schweiz ein.
Zitiervorschlag: Jakob, Eric (2023). Der Bund unterstützt eine innovative und wettbewerbsfähige KMU-Landschaft. Die Volkswirtschaft, 18. April.
Der «Standortförderguide» ermöglicht es interessierten Akteuren – insbesondere auch den KMU –, das für sie passende Förderinstrument schnell zu finden. Er macht die Dienstleistungen der Standortförderung nach aussen sichtbar und zeigt übersichtlich auf, welche Angebotspalette zur Verfügung steht.