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Michael Frank, Fürsprecher, Direktor Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Aarau

Wie man es auch dreht und wendet, am Ende bleibt die Tatsache: Die Schweiz braucht mehr inländisch produzierten Strom. Zu diesem Schluss kommt auch die gross angelegte Studie zur «Energiezukunft 2050», welche der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) 2022 gemeinsam mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) durchgeführt hat. Der Grund für den steigenden Strombedarf ist bekannt: Wir wollen, nein, wir müssen unsere Klima- und Energieziele erreichen. Dazu müssen wir die Energieversorgung dekarbonisieren und insbesondere bei der Mobilität und beim Heizen von den fossilen Energiequellen wegkommen.

Dieser Systemumbau von fossiler zu erneuerbarer Energie ist auch ein Wechsel von zentraler zu dezentraler Energieproduktion. Die Resultate der «Energiezukunft 2050» zeigen ganz klar: Die Wende kann nur mit einem massiven Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien gelingen. Das ist eine gewaltige Herausforderung für alle: die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Politik – und speziell für die Energieproduzenten und -versorger.

 

Niemand investiert Mittel, wenn er nicht weiss, ob es sich überhaupt lohnt.

 

Doch welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um den nötigen Ausbau voranzutreiben und den wachsenden Strombedarf zu decken? Aus Sicht der Branche sind hierfür mehrere Faktoren relevant:

Erstens müssen neue Anlagen und Infrastrukturen wirtschaftlich betrieben werden können. Niemand investiert Mittel, wenn er nicht weiss, ob es sich überhaupt lohnt. Dafür brauchen die Investoren Rechts- und Investitionssicherheit. Neben dem Zubau an Produktionsanlagen braucht es ausserdem die notwendigen Netze und Netzanschlüsse – hier muss es schneller vorangehen.

Mindestens ebenso wichtig ist zweitens die gesellschaftliche Akzeptanz für den Ausbau der inländischen Produktion. Dazu müssen wir die Bevölkerung an Bord holen, ihr die Wichtigkeit dieses Generationenprojekts bewusst machen und ihr auch zeigen, dass jedem Projekt eine Interessenabwägung punkto Schutz und Nutzen zugrunde liegt.

Noch ein dritter Aspekt ist entscheidend für das Erreichen der Klima- und Energieziele: In Energiefragen muss die Schweiz wieder enger mit ihren Nachbarländern und der EU zusammenarbeiten. Die Schweiz ist physikalisch in das europäische Netz eingebunden und trägt wesentlich zur Erhaltung von dessen Stabilität bei. Aber ein Energieabkommen mit der EU muss noch aus einem anderen Grund das Ziel der Schweiz bleiben. Denn auch wenn wir unser Energiesystem rechtzeitig umbauen können, bleibt die Schweiz im Winter ein Stromimportland und ist auf Stromlieferungen aus den Nachbarländern angewiesen.

Letztlich geht es bei der Energiewende darum, Klimaneutralität zu erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dafür brauchen wir die drei A: Ausbau, Akzeptanz und Abkommen.

Zitiervorschlag: Frank, Michael (2023). AAA – Ausbau, Akzeptanz und Abkommen. Die Volkswirtschaft, 20. Juni.