Wie stoppt eine Leitzinserhöhung die Inflation?
«In der Realität ist es für die SNB schwierig abzuschätzen, wie stark die Realwirtschaft auf die Zinserhöhungen reagiert.» (Bild: Keystone)
Diesen Zins erhalten Geschäftsbanken für ihre Sichteinlagen bei der SNB, der Schweizerischen Nationalbank. Die Sichteinlagen der Banken bei der SNB kann man sich wie unsere Bankkonten bei unserer Hausbank vorstellen. Haben die Banken bei der SNB ein Guthaben, wird das mit dem Leitzins verzinst.
In der Schweiz ist die SNB dafür verantwortlich. Sie entscheidet, welches Zinsniveau angemessen ist, um ihr Ziel zu erreichen. Gemäss Nationalbankgesetz lautet dieses: Die Preisstabilität zu gewährleisten und dabei die Konjunktur zu berücksichtigen. Preisstabilität bedeutet für die SNB, dass die Inflation weniger als 2 Prozent beträgt.
Es gibt viele Wirkungsweisen, sogenannte Transmissionskanäle. Beispielsweise führen höhere Leitzinsen zu höheren Zinsen auf Krediten. Das macht es weniger attraktiv für Firmen einen Investitionskredit oder für Haushalte einen Konsumkredit oder eine Hypothek aufzunehmen. Gesamtwirtschaftlich dämpft das die aggregierte Nachfrage. Die Konjunktur kühlt sich ab.
Wenn die aggregierte Nachfrage gedämpft wird, dämpft das auch das Preiswachstum.
Wenn die aggregierte Nachfrage gedämpft wird, dämpft das auch das Preiswachstum und die Inflation geht zurück. In der Realität ist es allerdings auch für die SNB schwierig abzuschätzen, wie stark die Realwirtschaft auf die Zinserhöhungen reagiert und wie lange es dauert, bis sich der Effekt der aggregierten Nachfrage in den Preisen zeigt. Es ist ein komplexer Zusammenhang, der natürlich durch viele exogene Faktoren beeinflusst wird.
Einige. Wichtig für die Schweiz ist auch der Einfluss der Leitzinsen auf den Wechselkurs: Höhere Zinsen in der Schweiz werten den Schweizerfranken auf, was sich negativ auf die Exporte auswirkt. Umgekehrt werden Importgüter billiger und dämpfen so direkt die Inflation. Ein weiterer wichtiger Kanal läuft über die Vermögenspreise: Die negativen Effekte einer Zinserhöhung auf Aktien- oder Immobilienpreise bremsen den Konsum und die Investitionen.
Generell führen höhere Leitzinsen zu steigenden Hypothekarzinsen, was die Nachfrage nach Immobilien und somit die Immobilienpreise drückt. Das heisst aber nicht, dass man immer rückläufige Immobilienpreise beobachtet, wenn die Zinsen steigen. Andere Einflüsse können diesen Effekt überlagern. So können sich die Immobilienpreise trotz steigender Hypothekarzinsen weiter erhöhen, wenn die realen Einkommen oder das Bevölkerungswachstum zunehmen und so die Nachfrage nach Wohnraum ankurbeln. Die Immobilienpreise steigen dann noch immer – einfach weniger stark als bei tieferen Zinsen.
Interview: «Die Volkswirtschaft»
Zitiervorschlag: Nachgefragt bei Sarah Lein, Universität Basel (2023). Wie stoppt eine Leitzinserhöhung die Inflation? Die Volkswirtschaft, 18. September.