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Generation Z kämpft gegen Vorurteile

Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor zahlreiche Herausforderungen. In den Fokus rücken dabei die jüngsten Arbeitnehmenden – die sogenannte Generation Z.
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Die Generation Z ist vollständig in einer Ära digitaler Innovation und sozialer Medien aufgewachsen. Jugendliche unterwegs zwischen Zürich und Zug. (Bild: Keystone)

Der demografische Wandel in der Schweiz hat erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Insbesondere für die jüngste Generation von Arbeitnehmenden, die sogenannte Generation Z (Gen Z) mit Geburtsjahren 1995 bis 2010, ist dieser Wandel in Zukunft vermehrt spürbar.

Zum einen wächst der Druck auf Erwerbspersonen. Durch den deutlich steigenden Altersquotienten, d. h. das Verhältnis von über 65-Jährigen zu Personen zwischen 20 und 65 Jahren, sehen sich jüngere Arbeitnehmende damit konfrontiert, die Rente der älteren Generationen zu finanzieren und eine höhere Steuerlast zu tragen. Zum anderen kommt es voraussichtlich zu einem verstärkten Wettbewerb um Fachkräfte, besonders in Branchen, die Personen der jüngsten Generation als tendenziell weniger attraktiv ansehen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es entscheidend, dass Schweizer Unternehmen ihre Rekrutierungsstrategien anpassen.

Generation Z(ukunft)

Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Gen Z vermehrt in das Zentrum der öffentlichen Debatte zum Thema Arbeitsmarkt rückt. Diese Generation ist vollständig in einer Ära digitaler Innovation und sozialer Medien aufgewachsen, was ihre Perspektiven, Werte und Fähigkeiten entscheidend geprägt hat.

Entsprechend schnell werden Personen der Gen Z in der öffentlichen Debatte unterschiedlichste Charakterzüge zugeschrieben: Sie gelten als Digital Natives, Trendsetter in den Bereichen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit, sind agiler, flexibler und technologisch versierter als Vorgängergenerationen.

Weniger wohlwollende Stimmen attestieren jedoch auch einen mangelnden Arbeitswillen, Egoismus und Unerfahrenheit. Abseits aller Stereotype ist die Gen Z eine Schlüsselgeneration. Sie formt die Zukunft von Arbeit, Konsum und gesellschaftlichem Engagement.

Hohe berufliche Ambitionen

Meinungen und Kommentare zur Gen Z und ihrer zukünftigen Rolle am Arbeitsmarkt gibt es reichlich, spärlicher sind hingegen solide empirische Datengrundlagen. Dies nahm das Beratungsunternehmen Zeam zum Anlass, im Jahr 2023 gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Link, welches Teil der Yougov-Gruppe ist, eine Studie unter dem Namen «Generation Zukunft» mit Fokus auf Arbeitsmarktthemen durchzuführen. Dabei wurden 2098 Personen im Alter von 15 bis 28 Jahren befragt, von ihnen 1068 Personen aus der Schweiz. Beleuchtet wurden verschiedenste Aspekte des Arbeitsumfelds junger Menschen, unter anderem in Bezug auf die aktuelle Arbeitssituation, den aktuellen Arbeitgeber, den Arbeitgeberwechsel sowie Themen rund um den Bereich Recruiting und Bewerbungsverfahren.

Rund die Hälfte der Befragten ist aktuell (sehr) zufrieden mit ihrer Arbeitgeberin. Dennoch erwägt mehr als jede dritte Person, den Arbeitsplatz im kommenden Jahr zu wechseln. Dies kann bereits als Mass für eine hohe berufliche Ambition gewertet werden. Auch sonst lässt sich kaum ein Mangel an Arbeitswillen in den Daten erkennen. Über 60 Prozent der Befragten streben nach mehr Verantwortung. Konkreter würden 42 Prozent zukünftig gerne sogar Führungsverantwortung in ihrem Unternehmen übernehmen.

Gesundheitsberufe und soziale Berufe am attraktivsten bei der Gen Z (2023)

INTERAKTIVE GRAFIK
Quelle: Link und Zeam (2023) / Die Volkswirtschaft.

Mentale Gesundheit wichtig

Der hohe Anspruch an unmittelbares Feedback ist ebenfalls in den Daten ersichtlich. Rund 41 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ein Bewerbungsverfahren von der Einreichung der Bewerbung bis zum Entscheid nicht länger als zwei Wochen dauern sollte. Die meisten Rekrutierungsprozesse dürften deutlich länger dauern und somit eine Herausforderung für Unternehmen darstellen.

Von der Gen Z bekräftigt werden Aspekte des gesellschaftlichen Engagements bzw. des Wunsches nach sozialer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit. So gehören die Förderung der mentalen Gesundheit, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen sowie die Positionierung des Arbeitgebers für Diversität, Transparenz und gegen Diskriminierung zu den wichtigsten Aspekten bei einem Arbeitgeber. Die viel diskutierten Workations, während derer man an einem Urlaubsort arbeitet, werden von den Befragten der Gen Z hingegen als unwichtig angesehen.

Auch hinsichtlich der Attraktivität unterschiedlicher Branchen liefert die Studie interessante Ergebnisse. Das Gesundheits- und Sozialwesen wird als eine der attraktivsten Branchen wahrgenommen (siehe Abbildung). Vor dem Hintergrund der voraussichtlich stark steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften in diesem Sektor bietet sich hier ein wahrer Lichtblick für unsere zunehmend alternde Bevölkerung.

Herausforderung Generationenforschung

Generationenforschung ist ein schwieriges Feld. Die Anforderungen an Datengrundlage und Methode sind hoch, da komplexe, sich überlappende soziale, kulturelle und historische Faktoren einbezogen werden müssen. Es werden umfangreiche, repräsentative Daten benötigt, die bestenfalls sogar eine Zeitreihe abbilden. Zu schnell besteht die Gefahr, dass Attribute voreilig einer Generation zugeschrieben werden, während es sich womöglich lediglich um einen Alterseffekt handelt. So wechseln Menschen im Laufe ihres Lebens nicht die Generationenzugehörigkeit, jedoch sehr wahrscheinlich mehrmals ihre Meinung zum Beispiel betreffend einen angemessenen Kleidungsstil.

Weniger umstritten als die Generationenforschung ist die Tatsache, dass die Gen Z im Vergleich zu allen Vorgängergenerationen durch ihren selbstverständlichen Umgang mit sozialen Medien über eine immense Reichweite verfügt, um ihren beruflichen Anliegen Gehör zu verschaffen. Ein Bewusstsein dafür kann nur sinnvoll sein – für junge Arbeitnehmende der Gen Z und für alle gehörschenkenden Generationen gleichermassen.


Literaturverzeichnis
  • Link und Zeam (2022). Generation Zukunft Studie 2022.
  • Link und Zeam (2023). Generation Zukunft Studie 2023.

Bibliographie
  • Link und Zeam (2022). Generation Zukunft Studie 2022.
  • Link und Zeam (2023). Generation Zukunft Studie 2023.

Zitiervorschlag: Orlowski, Johannes (2023). Generation Z kämpft gegen Vorurteile. Die Volkswirtschaft, 18. Dezember.

Methodik der Studie

Die «Generation Zukunft»-Studie wurde bereits zum zweiten Mal von Zeam und Link durchgeführt. Es handelt sich um eine repräsentative Onlinebefragung von jungen Menschen in Deutschland und der Schweiz. Insgesamt sind rund 70 Fragen rund um das Thema Beruf, Arbeitsmarkt und Rekrutierung enthalten.