Wie kommt das CO2 zu seinem Preis?
Es braucht beides, Innovation und einen hohen CO2-Preis, damit die Industrie in emissionssparende Technologien investiert. (Bild: Keystone)
Nein, es gibt keinen globalen Preis. Es gibt ja auch kein globales Emissionshandelssystem. Jedes Land hat seinen eigenen CO2-Preis, der sich aus den CO2-Steuern und den Preisen des Emissionshandels zusammensetzt.
Nach einer Aufstellung der Weltbank von 2021 reicht der Preis von weniger als 1 Dollar in Polen bis zu 137 Dollar pro Tonne CO2 in Schweden. Diese Preisunterschiede beeinflussen den Handel. Produzenten in Ländern mit hohen CO2-Preisen beklagen die nachteiligen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrie.
Jedes Land oder jede Region macht das anders. Die EU setzt zum Beispiel eine maximale Emissionsmenge für bestimmte Unternehmen und Branchen supranational fest. An diese verkauft sie Emissionsrechte für jede verursachte Tonne CO2. Im März 2023 lag der Preis für ein Zertifikat bei 105 Euro.
Industrie und Haushalte wehren sich gegen hohe Zusatzkosten. Daher ist es politisch schwierig, hohe CO2-Preise durchzusetzen.
Tatsächlich sind die CO2-Preise in den Entwicklungsländern deutlich geringer, aber im Verhältnis zum Pro-Kopf-Einkommen ähnlich kostspielig.
Ja, denn gleiche Preise wären meines Erachtens nicht richtig. Zum Beispiel wären 100 Dollar pro Tonne CO2 für ein armes Land ein horrend hoher Preis, während er für reiche Länder wohl eher eine Untergrenze darstellt. Tatsächlich sind die CO2-Preise in den Entwicklungsländern deutlich geringer, aber im Verhältnis zum Pro-Kopf-Einkommen ähnlich kostspielig wie in Industrienationen.
CO2-Steuern spülen dem Staat zusätzliche Steuereinnahmen in die Kasse. Ebenso erzielt er Erlöse aus dem Verkauf der Emissionsrechte. Damit kann er unter anderem öffentliche Investitionen in den Klimaschutz finanzieren.
Die CO2-Steuer ist eine Lenkungsabgabe und neben den Kosten für Emissionszertifikate direkter Bestandteil des CO2-Preises. Der CO2-Preis soll bei den Verursachern die negativen Folgen von Emissionen, also deren externe Kosten, anlasten. So kann er Konsum und Produktion in eine klimafreundliche Richtung lenken.
Allein auf CO2-Preise zu setzen, wäre kostspielig und würde in einen Wachstums-Klima-Konflikt münden. Innovation kann diesen Konflikt entschärfen. Aber selbst mit Innovation braucht es einen hohen CO2-Preis, sonst hat die Industrie wenig Anreiz, in emissionssparende Technologien zu investieren.
Interview: «Die Volkswirtschaft»
Zitiervorschlag: Nachgefragt bei Christian Keuschnigg, Universität St. Gallen (2024). Wie kommt das COsub>2/sub> zu seinem Preis? Die Volkswirtschaft, 07. März.
Christian Keuschnigg ist emeritierter Professor für Nationalökonomie an der Universität St. Gallen