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Klimapolitik in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit

Das Staatssekretariat für Wirtschaft hat im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit eine neue Klimastrategie erarbeitet. Diese orientiert sich am Pariser Klimaübereinkommen und setzt auf saubere Energie und eine nachhaltige Finanzierung.
Im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit unterstützt das Seco die Partnerländer der Schweiz bei der Energiewende. (Bild: Keystone)

Entwicklungsländer streben nach einem grünen Wirtschaftswachstum, das sowohl unternehmerische Chancen als auch Arbeitsplätze schafft. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) arbeitet mit seinen Partnerländern[1] auf dieses Ziel hin. Es unterstützt sie dabei, eine nachhaltige und widerstandsfähige Wirtschaft aufzubauen.

Vor diesem Hintergrund hat das Seco eine neue Klimastrategie[2] entwickelt. Diese zielt darauf ab, dass die Aktivitäten des Seco in Entwicklungsländern ab 2025 im Einklang mit den Zielen des Klimaübereinkommens von Paris stehen. Die Strategie umfasst vier Schwerpunkte: erneuerbare Energien ausbauen, Lieferketten verbessern, nachhaltige Finanzierung etablieren und Stadtplanung optimieren.

Orientierung am Übereinkommen von Paris

Das Seco richtet seine Klimapolitik in der internationalen Zusammenarbeit ab 2025 vollständig am Klimaübereinkommen von Paris aus, indem es den Klimawandel in sämtliche wirtschaftlichen Entwicklungsaktivitäten einbezieht. Klimaschädliche Aktivitäten sollen nach und nach eingestellt werden, insbesondere durch die Förderung der Energiewende. Dafür will das Seco zusammen mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) 400 Millionen Franken pro Jahr einsetzen.[3]

Das Seco hat in jedem seiner Partnerländer individuell die klimatischen Herausforderungen identifiziert und will diese gemeinsam mit den Ländern angehen. Für jeden Wirtschaftssektor wurden Leitlinien erarbeitet, die bewährte Methoden berücksichtigen. Die Klimarisiken werden im gesamten Zyklus der Seco-Projekte – von der Planung über die Umsetzung bis zum Monitoring – beachtet.

Saubere Energiequellen fördern

Das Seco unterstützt eine beschleunigte Energiewende und fördert die Integration erneuerbarer Energiequellen (Fotovoltaik, Wind- und Wasserkraft) in den Strommix seiner Partnerländer. Es fördert private Investitionen in erneuerbare Energien und die entsprechende Gesetzgebung in den Partnerländern. Zudem entwickelt das Seco mit den Partnerländern Finanzierungsmechanismen wie langfristige Darlehen in lokaler Währung. Es unterstützt auch die lokalen Energieeffizienzanstrengungen in den Bereichen Industrie, Verkehr, Wohnen, Trink- und Abwasser.

In Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Entwicklungsbank, dem Klimainvestitionsfonds und der Regierung von Ghana lancierte das Seco beispielsweise das Projekt «Ghana Solar-Photovoltaic Based Net-Metering». Ziel des Projekts ist es, Ghana bei der Umstellung auf eine kohlenstoffarme, nachhaltige Entwicklung zu unterstützen und gleichzeitig die Energiesicherheit zu stärken. Durch das Projekt sollen ghanaische Elektrizitätsunternehmen den Strom von 12’000 Fotovoltaiksystemen auf Dächern von Unternehmen – etwa 62,5 Megawatt – in das Stromnetz integrieren.

Bessere Produktionsketten

Das Seco unterstützt seit vielen Jahren eine ökologische und nachhaltige Produktion von Industrie- und Landwirtschaftsgütern in Entwicklungsländern. Das Programm für Öko-Industrieparks hilft kleinen und mittleren Unternehmen in Kolumbien, Ägypten, Peru, Vietnam, Südafrika und in der Ukraine dabei, ihren Verbrauch von Strom, Wasser und anderen Ressourcen zu senken. Diese KMU stellen damit nicht nur auf eine ökologischere Produktion um, sondern werden auch produktiver und häufig wettbewerbsfähiger. Das Programm wird zusammen mit der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (Unido) durchgeführt.

Klimafreundliche Investitionen unterstützen

Um die Klimakrise zu bewältigen, müssen staatliche und private Akteure verstärkt saubere und nachhaltige Energien finanzieren anstatt fossiler Brennstoffe. Zur Unterstützung der ökologischen Umstellung der Unternehmen in seinen Partnerländern hat das Seco deshalb ein Förderprogramm ins Leben gerufen. Dieses sieht vor, dass die Länder grüne Anleihen ausgeben sowie Normen und Praktiken im Bereich Umwelt, Soziales und Gouvernanz (ESG) verabschieden sollen.

Das Seco hilft schweizerischen und internationalen Finanzinstitutionen dabei, das Risiko des Verlusts von Biodiversität mithilfe von Tools wie der Datenbank Encore[4] besser zu managen. Diese Datenbank wurde insbesondere von der Schweizer Stiftung Mava und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) entwickelt. Das Seco unterstützt die Länder zudem bei der Erarbeitung und Umsetzung von Preisgestaltungsmechanismen für CO2, wie etwa einem Emissionshandelssystem oder einer CO2-Steuer. Abschliessend hilft das Seco den Zentralbanken und Regulierungsbehörden, die Risiken des Klimawandels im Finanzsektor zu überwachen und gemeinsam mit dem Privatsektor Massnahmen zu ergreifen, um sie einzudämmen.

Die öffentlichen Finanzen der Partnerländer sollen nachhaltiger werden. Das Seco hilft den Ländern, ihre Subventionen für fossile Brennstoffe und Energieträger zu senken, die Investitionen in klimafreundlichere Energiequellen (Fotovoltaik, Wind- und Wasserkraft) zu erhöhen und Massnahmen zu ergreifen, um die öffentlichen Finanzen angesichts der Klimarisiken widerstandsfähiger zu machen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Stärkung der nationalen Versicherungsmärkte.

Durch ihr Engagement zugunsten ehrgeiziger Klimaziele in den multilateralen Entwicklungsbanken setzt sich die Schweiz auf globaler Ebene für eine emissionsarme und resiliente Entwicklung ein. Die multilateralen Banken sind zentrale Akteure bei der Klimafinanzierung in den Entwicklungsländern. Die Schweiz fordert zudem eine verbesserte Koordination der multilateralen Institutionen, insbesondere zwischen den Entwicklungsbanken und den Klimafonds.

Nachhaltige Stadtplanung

Städte sind die Motoren der Wirtschaft. Sie beherbergen die Hälfte der weltweiten Bevölkerung und stossen über 70 Prozent der Treibhausgase aus. Städte sind auch besonders anfällig für Klimarisiken wie extreme Wetterereignisse oder den Anstieg des Meeresspiegels. Das kann zu grossen Beeinträchtigungen für die Bevölkerung und massiven wirtschaftlichen Verlusten führen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, arbeitet das Seco mit Schweizer Stadtplanern zusammen. Das Ziel besteht darin, den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr in den Partnerländern zu fördern. Das Seco unterstützt die Städte ebenfalls bei der Entwicklungsplanung, indem es die klimatisch bedingten Risiken von Naturkatastrophen berücksichtigt und die Einrichtung von Frühwarnsystemen fördert. Gegebenenfalls unterstützt das Seco auch die Wahl geeigneter Finanzierungsinstrumente für den Wiederaufbau.

Ein von der Weltbank und dem Seco gemeinsam finanziertes Projekt in Vietnam sollte beispielsweise die Widerstandsfähigkeit der Stadt Can Tho gegenüber klimabedingten Naturkatastrophen erhöhen. Dazu fokussierte man auf die beiden Hauptrisiken, welche die sozioökonomische Entwicklung der Stadt bedrohen: Überschwemmungen und unkontrolliertes Wachstum. Die Fonds des Seco verstärken die Fähigkeit der Stadt, ihr neues Kontrollsystem für Überschwemmungen und Entwässerung effizient zu nutzen und zu verbessern. Ausserdem unterstützen sie die Stadtplanung durch die Einführung einer Plattform für Raumplanung.

Das Seco arbeitet intensiv mit seinen Partnerländern in Asien, Afrika, Südamerika und auf dem europäischen Kontinent sowie mit seinen multilateralen Partnern zusammen, um die im Klimaübereinkommen von Paris festgelegten Ziele zu erreichen und eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu fördern.

  1. Die Schwerpunktländer des Seco in der Periode 2025–2028 sind: Albanien, Ägypten, Ghana, Indonesien, Kirgistan, Marokko, Peru, Serbien, Südafrika, Tadschikistan, Tunesien, Ukraine und Vietnam (bedarf noch der Zustimmung des Bundesrates und des Parlaments). Siehe auch Website des Seco[]
  2. Siehe «SECO’s Approach to Climate Change». []
  3. Dieses Ziel ist Teil der Strategie für internationale Zusammenarbeit 2025–2028, die im Herbst und Winter 2024 vom Bundesrat und vom Parlament genehmigt werden muss. []
  4. Exploring Natural Capital Opportunities, Risks and Exposure (Encore). []

Zitiervorschlag: Françoise Salamé Guex (2024). Klimapolitik in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Die Volkswirtschaft, 05. April.