Warum hat die Schweiz eine eigene Währung?
1905 übertrug der Bund der Nationalbank das Notenmonopol. (Bild: Keystone)
Herr Lenz, wieso gibt es unterschiedliche Währungen?
Kurz gesagt: Eine eigene Währung ist Ausdruck der Souveränität eines Staates. Deshalb haben auch die allermeisten Länder der Welt eine eigene Währung. Sie legen ihre Währungseinheit fest und haben das Monopol für die Ausgabe des gesetzlichen Zahlungsmittels.
Den Schweizer Franken, wie wir ihn heute kennen, gibt es seit 1850. Mit der ersten Bundesverfassung von 1848 wurde die Münzhoheit von den Kantonen an den Bund übertragen. Damit wurde der Bund für die Währung zuständig und erhielt das alleinige Recht auf Münzprägung.
Zuerst einmal keine. Banknoten wurden damals in der Schweiz von Kantonalbanken und privaten Emissionsbanken ausgegeben. Der Bund erhielt erst 1891 das Notenmonopol, also das Recht zur Ausgabe der schweizerischen Banknoten. Im Bundesgesetz über die Schweizerische Nationalbank von 1905 wurde die Nationalbank gegründet, und der Bund übertrug ihr das Notenmonopol.
Nur mit einer eigenen Währung kann die Nationalbank ihren Verfassungsauftrag erfüllen.
Ich würde den Begriff Währungshüterin breiter interpretieren, er bezieht sich nicht nur auf die Ausgabe von Banknoten. Die Nationalbank hat in der Bundesverfassung den Auftrag, als unabhängige Zentralbank die Geld- und Währungspolitik zu führen, die dem Gesamtinteresse des Landes dient. Das Nationalbankgesetz konkretisiert Auftrag und Unabhängigkeit der Nationalbank: Die Geldpolitik ist so zu gestalten, dass das Geld seinen Wert behält und die Schweizer Volkswirtschaft sich angemessen entwickeln kann. Als Gegenstück zur Unabhängigkeit hat die Nationalbank eine Rechenschafts- und Informationspflicht. Sie muss ihre Aufgabenerfüllung gegenüber Bundesrat, Parlament und Öffentlichkeit erklären.
Nur mit einer eigenen Währung kann die Nationalbank ihren Verfassungsauftrag erfüllen: eine eigenständige, an den Bedürfnissen der Schweiz ausgerichtete Geldpolitik zu führen. Und das gesetzliche Mandat gibt das Ziel vor: die Preisstabilität in der Schweiz zu gewährleisten. Bei freiem Kapitalverkehr, der durch das Prinzip der Wirtschaftsfreiheit in der Verfassung gestützt wird, bedeutet dies zudem, dass der Wechselkurs flexibel sein muss. Gerade dies hat in der jüngsten Phase des globalen Inflationsanstiegs eine konsequente Bekämpfung der Teuerung in der Schweiz ermöglicht. Denn ohne das Zulassen einer gewissen Aufwertung des Frankens hätte der Leitzins wesentlich stärker erhöht werden müssen, um die Inflation zu senken.
Interview: «Die Volkswirtschaft»
Zitiervorschlag: Nachgefragt bei Carlos Lenz, Schweizerische Nationalbank (2024). Warum hat die Schweiz eine eigene Währung? Die Volkswirtschaft, 21. Mai.