
Raphael Widmer, Group Chief Financial Officer, Stadler, Bussnang
Stadler ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Um weiter zu wachsen, sind Direktinvestitionen für uns ein wichtiges strategisches Instrument. 2000 haben wir in Berlin-Pankow unseren ersten Standort ausserhalb der Schweiz eröffnet. Heute verfügen wir über 16 Produktionsstätten in 8 Ländern und über 80 Servicestandorte in mehr als 20 Ländern. Dank den Direktinvestitionen haben wir neue Märkte erschlossen und unsere Produktionskapazitäten ausgebaut. Was uns besonders wichtig ist: Mit den Standorten sind wir nah an unserer Kundschaft und können schnell auf deren Bedürfnisse und auf Marktveränderungen reagieren. Zudem profitieren wir durch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnerinnen und Partnern von lokalem Know-how. Das stärkt unsere Innovationskraft. Im Gegenzug fördern wir die Wirtschaft im jeweiligen Land und schaffen Arbeitsplätze.
Direktinvestitionen bergen auch Risiken. Der Aufbau von Fabriken und die Ausbildung von Mitarbeitenden erfordern hohe Anfangsinvestitionen. Zudem bestehen geopolitische Risiken: Investitionen in politisch instabilen Regionen können zu Unsicherheiten führen. Und es müssen kulturelle Unterschiede und regulatorische Rahmenbedingungen überwunden werden. Aus alldem entstehen finanzielle Risiken. Abgesichert haben wir diese Risiken durch die Schweizerische Exportrisikoversicherung (Serv). Diese fungiert als Rückversicherung für Exportunternehmen. Die Serv erhält keine Bundeszuschüsse – Steuerzahler kommen also nicht dafür auf.
Wir profitieren durch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern von lokalem Know-how. Das stärkt unsere Innovationskraft.
Der US-Standort ist ein gutes Beispiel, um die Vorteile von Direktinvestitionen für Stadler aufzuzeigen. Für einen Auftrag der Trinity Metro in Texas gründete Stadler 2016 seinen US-Hauptsitz in Salt Lake City. Mit dem Werk erfüllen wir den Buy America Act, der vorschreibt, dass bei staatlich finanzierten Projekten mindestens 70 Prozent der Wertschöpfung in den USA generiert werden müssen. Deswegen sind wir nach aktuellem Wissensstand nicht oder nur marginal von allfälligen Importzöllen betroffen.
Seit der Werkseröffnung bewegen wir uns erfolgreich auf dem US-Markt, gewinnen regelmässig Aufträge und beschäftigen vor Ort mittlerweile über 500 Mitarbeitende. Um dem Gewicht Rechnung zu tragen, haben wir den Standort Anfang 2025 zur Division umgewandelt und so auf Stufe Konzernleitung gehoben. Und wir stellen Rekorde auf. So im März 2024, als der Wasserstoffzug Flirt H2 in Colorado 2803 Kilometer ohne Nachtanken zurücklegte. Wasserstoffzüge sind mittlerweile auch in Kalifornien erfolgreich im Einsatz. Dank viel Innovationsgeist gelang uns in San Francisco zudem ein grosser Durchbruch: Als erste Zugbauerin konnten wir doppelstöckige Triebzüge in Alu-Leichtbauweise im US-Markt etablieren.
Trotz Erfolgen sind wir uns der Herausforderungen bewusst. Die hohen Anfangsinvestitionen und die regulatorischen Rahmenbedingungen erfordern eine sorgfältige Planung. Wir sind jedoch überzeugt, dass die Chancen überwiegen und unsere Direktinvestitionen langfristig zum Erfolg von Stadler beitragen.
Zitiervorschlag: Widmer, Raphael (2025). Strategisches Wachstum durch Direktinvestitionen. Die Volkswirtschaft, 20. März.