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Urs Arbter, Direktor des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV), Zürich

Sucht man nach dem Ursprung der ersten Versicherungen, wird man in der Schifffahrt fündig. Bereits in der Antike sicherten findige Händler ihre Schiffe und Waren ab und zahlten Investoren eine Art Prämie. Sei es mit der neuzeitlichen Schaffung von Feuerversicherungen nach Grossbränden oder mit der Autoversicherung nach dem massenhaften Verkauf des Ford T: Versicherungen sind sowohl Abbild der gesellschaftlichen Sorgen ihrer Zeit als auch eine Antwort darauf. Ihnen gehen eine äussere Entwicklung und ein daraus entstehendes Schutzbedürfnis voraus. Heute zeigt sich das erneut bei der Cyberversicherung.

Mit der Verbreitung des Internets und der damit einhergehenden Cyberkriminalität kamen Ende der 1990er-Jahre die ersten Cyberversicherungspolicen auf den Markt. Diese deckten damals vor allem Haftpflichtansprüche bei Datenschutzverletzungen ab. Im Gegensatz zur Autoversicherung – heute ein Standardprodukt der Versicherer – ist die Nachfrage nach Cyberversicherungen jedoch gering: Aktuell sind nur rund 10 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz gegen Cyberrisiken versichert. Nachholbedarf haben dabei vor allem KMU. Einerseits wird das Risiko systematisch unterschätzt, andererseits ist vielen nicht bewusst, dass sich Schäden durch Cyberangriffe versichern lassen.

Prävention ist nach wie vor der grösste Hebel, um Cyberkriminalität wirksam zu begegnen.

Die Versicherungsdeckung geht heute über Haftpflichtrisiken hinaus. Versichert werden auch finanzielle Schäden, beispielsweise die Kosten für die Wiederherstellung von Systemen oder der entgangene Gewinn bei einem Betriebsunterbruch. Cyberversicherungen bieten somit Unternehmen – und auch Privatpersonen – eine zusätzliche Absicherung gegen die finanziellen Folgen von Cybervorfällen.

Darüber hinaus leisten Versicherer vor, während und nach einem Angriff Unterstützung. Im Vorfeld helfen sie dabei, einen Grundschutz aufzubauen, und geben Tipps zur Prävention. Schon ein Mindestmass an Präventionsmassnahmen wie ausgeklügelte Passwörter, lückenlos installierte Updates und regelmässige Back-ups schaffen für Cyberkriminelle kleine, aber manchmal entscheidende Hürden. Selbst wenn sich der Werkzeugkasten der Cyberkriminellen gerade auch mit künstlicher Intelligenz stetig weiterentwickelt, ist Prävention nach wie vor der grösste Hebel, um Cyberkriminalität wirksam zu begegnen.

Kommt es trotzdem zu einem erfolgreichen Angriff, helfen Versicherer, den Vorfall zu bewältigen, und versuchen, den Schaden zu minimieren. Sie stehen bei rechtlichen Fragen zur Seite und beraten im Umgang mit Reputationsschäden. Damit übernehmen sie eine Rolle, die über ihre Funktion als Risikoträger hinausgeht, und leisten einen Beitrag zu einer resilienteren Schweiz.

Zitiervorschlag: Arbter, Urs (2025). Schaden durch Cyberangriffe? Lässt sich versichern. Die Volkswirtschaft, 11. November.